An(ge)dacht
Vom Zauber des Gebets
Ihr Lieben im Netz!
Mit dem Beten ist das ja so eine Sache. Oft kommt es uns schwer an. "Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen", wußte schon der Apostel Paulus zu klagen (Römer 8,26). Und auch die Freunde Jesu richteten an den Mann aus Nazareth die dringliche Bitte: "Herr, lehre uns beten" (Lukas 11,1) Matthäus 6,5-9
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Akelei Repgen |
Das hat schon was, wie Jesus hier mit wenigen Worten ins rechte Licht rückt, was Beten meint. Eben nicht ein ausschließliches Ausgerichtetsein auf bestimmte Zeiten, Haltungen und vorgefaßte Worte. Manche dieser Gebetsrituale können ja ein wahrer Segen sein, wenn sie mir Hilfestellung geben, mich in den Tag hineinzubeten. Viele aber geraten doch eher zum Fluch, weil sie bei Nichterfüllung sofort ein schlechtes Gewissen verschaffen. Oder sogar - wenn's ganz arg kommt - quälende Schuldgefühle. Und machen doch somit das Gebet zu einer Leistungsangelegenheit in Sachen Glauben.
Was aber Jesus über den Sabbat zu sagen weiß, gilt doch auch fürs Beten: Das Gebet ist um des Menschen willen gemacht - und nicht der Mensch um des Gebetes willen...
Selbstredend ist auch Jesus nicht so beim Wort zu nehmen, als dass nun eine verschließbare Kammer notwendige Voraussetzung gelingenden Betens sei.
Vielmehr geht's darum, dass ich mir Zeit nehme - für Gott und ja auch für mich. Und darum die Welt um mich herum mit all ihren Erwartungen und Forderungen draußen vor der Tür meines Herzens lasse. Ebenso jene Gebetstradition, die nie wirklich die meine war, weil sie mir beigebogen wurde...
Zur Ruhe kommen - zur Ruhe Gottes kommen... Mich auf mich selbst zurückgeworfen wissen. Und darum auch weder vieler noch kluger oder schöner Worte zu bedürfen für mein Gebet. Als ob es darum ginge, dem Geheimnis der Welt auch nicht das geringste Anliegen vorzuenthalten. Denn Gott - so Jesus - sieht ja ins Verborgene und weiß darum schon vor allem Gebet um mich.
Eine solche Haltung ist dem Mann aus Nazareth einzig Voraussetzung, um im Gebet die Nähe Gottes erleben zu können...
Bei Jürgen Fliege habe ich den Satz gefunden: "Das Nadelöhr, das in den Himmel führt, sind unsere Gebete." - Dann aber geht es doch dem Jesus nach darum, dass ich mich beim Beten gleichsam in Gott einfädele. Um mich mit all meinen Sorgen und Ängsten, meinen Unsicherheiten und Zweifeln, meine Wünschen und Träumen aufs beste aufgehoben zu wissen in einem Gott, dem ich unsagbar viel bedeute...
Und derart geborgen in Gott vermögen wir es dann zu erleben, dass das Geheimnis der Welt uns hörbar wird...
Schon das Alte Testament vermag ja zu erzählen, dass Gott Menschen auf unvergleichliche Weise anzusprechen weiß. Als er noch ein junger Priesterschüler war, da widerfuhr eben dieses dem Samuel. Und seine Antwort auf die Anrede Gottes war diese: "Rede, HERR, denn dein Knecht hört." (1 Samuel 3,9).
Vielleicht, Ihr Lieben, macht dies ja den eigentlichen Zauber des Gebets aus, dass Beten nicht nur Reden meint, sondern auch - und vor allem - Hören... Weil wir im Gebet so unbeschreiblich wunderbar in Gott eingebunden sind - und er in uns.
Darum für mich ja immer noch am eindrucksvollsten jene herrlichen Worte sind, die der dänische Philosoph und Theologe Sören Kierkegaard mal übers Beten zu Papier brachte - und die überschrieben sind mit dem simplen Wörtchen: Höre...
dein Knecht hört ![]() Wilhelm Gross: Der Prophet empfängt die Weisungen des Herrn. Evangelischer Presseverband für Baden e.V. Karlsruhe |
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