Schicksalsgöttinnen: die Nornen



Die Nornen (nord. Nornar) sind eine Dreiheit von Göttinnen, die an einer Quelle am Fuß des Weltbaums wohnen, die der Brunnen des Schicksals (Urdbrunnen) heißt. Dort teilen sie allen Wesen ihr Schicksal zu. Die älteste heißt Uršr ("die Gewordene", ihre Schwestern sind Verdandi ("die Werdende" und Skuld ("die werden wird". So teilen sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu, und so nimmt man beim Loswerfen die drei Runen in der Reihenfolge der Nornen auf und liest aus ihnen Ursprung, Zustand und Aussichten einer Sache, nach der man die Runen befragt. Diese drei Namen wurden erst von den Sehern der Vikingerzeit genannt, aber die Dreizahl der Nornen ist alt, denn Göttinnen wurden schon in altgermanischer Zeit oft als Dreiheit verehrt. Uršr ist darüber hinaus eines der Wörter, mit denen man auch das Schicksal als solches bezeichnet. Es heißt auf althochdeutsch Wurt und auf altenglisch Wyrd. Das bedeutet, daß das Schicksal nicht eine von fremder Hand festgelegte und starre "Bestimmung" ist, wie Anhänger autoritärer Religionen glauben, sondern ein dynamisches Werden, das sich immer wieder selbst gestaltet und aus seinen Ursachen hervorbringt. Auf nordisch heißt es auch Örlög, d.h. Grundlagen oder Grundschichten, denn es betrifft die grundlegenden Ursachen, aus denen die Dinge entstehen. Der gebräuchlichste heutige Ausdruck für das Schicksals, wie wir es verstehen, ist das englische Wort Wyrd. Es ist das ewige Werden, das durch die Hände der Nornen geht, aber auch ihre Macht übersteigt. Daher wäre es sinnlos, die Nornen um Hilfe anzurufen. Man kann sie nur respektieren und das Schicksal, das sie zuteilen, bewußt annehmen und leben, wie es Frigg im Mythos tut.