Albrechtsdorf in der Vergangenheit Der Betreuer der Heimatortsgruppe Albrechtsdorf, Karl-Heinz Handke, sandte mir einen Zeitungsausschnitt mit der Bitte, ihn veröffentlichen zu lassen. Es ist die Ortsgeschichte von Albrechtsdorf, signiert von “Hekaro 27". Wer sich dahinter verbirgt, kann ich nicht sagen. Es ist eine fast wörtliche Übernahme des Aufsatzes von Franz Tschauder, veröffentlicht in der Beilage Aus dem Rosenberger Lande Nr. 16 vom 19. 12. 1925, Seite 73. Einige der Angaben sind jedoch korrigiert. Ich gebe die Fassung von Hekaro 27 wieder, da ich annehme, daß die 27 auf das Jahr der Korrektur hinweist, also 2 Jahre jünger ist die Tschauders. Tschauders Angaben gebe ich hinter den Korrekturen in Klammern an. “Albrechtsdorf gehörte bis 1802 (1789) dem Reichsgrafen Anton von Gaschin, dem begütersten oberschlesischen Magnaten seiner Zeit, und wurde von ihm damals um 65 000 Reichstaler (Vorgaben in Querstrichen fehlen bei Tschauder) an den Grafen Bethusy-Huc in Bankau verkauft. Es wies bereits zwei herrschaftliche Vorwerke auf, von denen das eine der jetzige Alinenhof ist, dessen Äcker zu einem guten Teil allerdings erst um 1845 durch Rodung dem Walde abgerungen worden sind. Im gräflichen Besitz standen drei Wassermühlen an der Stober: die Kie-, Malcher- und Schloßmühle, ferner die Bialamühle und die Picklermühle an rechtsseitigen Nebenbächen. Die Wilcemühle hingegen gehörte nicht zu Albrechtsdorf, sondern zum eine ganze Meile entfernten Klostergut Klein-Borek. Der Landwirtschaft dienten 13 Bauern-, 18 Gärtner- und 6 Häuslerstellen. Die Einwohnerzahl betrug nur 172 Seelen. Schon seit 1760 hat der Ort eine katholische Schule. Das erste Schulhaus war ein Schrotholzbau. Das 1909 errichtete stattliche Gebäude an der Rosenberg-Kreuzberger Chaussee ist bereits das vierte Schulhaus. Das gegenwärtig als Lehrerwohnhaus (Lehrerwohnung) dienende alte Schulhaus inmitten des Dorfes stand seit 1828 und ist nach seiner Vernichtung durch Flugfeuer 1838 massiv erneuert worden. Die Katholiken waren nach Rosenberg eingepfarrt, die wenigen Evangelischen hielten sich gastweise nach Bischdorf, wo 1787 die erste Kirche ihres Bekenntnisses im ganzen Kreis/Rosenberg eingeweiht worden war. 1819 ist in Albrechtsdorf eine Torfgräberei und eine Försterei und bei jedem Vorwerk eine Schäferei vorhanden. Die Schafzucht war ein einträglicher Zweig der landwirtschaftlichen Großbetriebe geworden. Um 1830 ist eine bemerkenswerte Entwicklung in der Industrie festzustellen. Die eine Wassermühle diente als Tuchwalke für die Rosenberger Tuchmacher, deren Gewerbe damals bei der zollfreien Ausfuhr der Tuche über die polnische Grenze in nie dagewesener Blüte stand. Am Picklerwasser ist eine Brettsäge eingerichtet. Ein Kalkofen wird betrieben, für den man die Kalksteine bis aus Lubetzko im Lublinitzer Kreis herbeiholte. Eine Viertelmeile nördlich vom Dorf liegt am Siebenquellenwasser die Ewaldshütte, in welcher zwei Arbeiter jährlich 250 Zentner Zaineisen herstellten. Eine Brauerei und eine Brennerei finden für ihre Erzeugnisse glatten Abgang. Zur Unterbringung der auf 520 Seelen angestiegenen Ortsbewohnerschaft ist flußabwärts die Kolonie Borek mit fünf Freigärtner und ebensoviel Häuslerstellen gegründet worden. Das Patrimonialgericht besorgt der Justizkommissar Dziuba in Rosenberg. 1843 zählte Albrechtsdorf in 85 Häusern 772 Einwohner, von denen 93 evangelisch, 9 israelitisch waren. Der Boden ist sandig, jedoch in gutem Kulturzustand. In den Wäldern wurden zur Industrie hat der 1884 erfolgte Bau der Eisenbahnlinie von Kreuzburg über Rosenberg nach Tarnowitz nichts Wesentliches gebessert. Jedoch hat der für die Landwirtschaft nicht erforderliche Überschuß der Bevölkerung im Industriebezirk Arbeit und Ansiedlungsgelegenheit gefunden, bis der neue Zug der Reichsgrenze von 1922 dem ein Ende bereitete. Von den kleinen Mehlmühlen ist infolge Mangels an Beschäftigung die Pickler- und Kiemühle eingegangen, die Bialamühle aber neuerdings zeitgemäß ausgebaut worden. Am 16. Juni 1925 (1919) zählte Albrechtsdorf in der Gemeinde 678 (672), im Gutbezirk 277 (293) Einwohner. Das Dominium ist 1068 ha groß; davon sind 343 ha Äcker, 50 ha Wiesen, 5 ha Weiden, 638 ha Wald, 31 ha Unland, Höfe und Wege und l ha Wasser. Hekaro 27" Wolfgang Weidel (Unser Oberschlesien - Rosenberger Kreisblatt) |