Die dem Hl. Erzengel Michael geweihte Kirche in Rosenberg
Die Geschichte der ersten in Rosenberg erbauten Kirche beginnt mit dem 13. Jahrhundert.
Wie die Legende berichtet, befahl der Breslauer Fürst Heinrich I., der Bärtige (1201 – 1238), im Jahre 1208 ein Jagdschloss zu bauen, das sich auf der Westseite der heutigen Kirche befand. In dieses Jagdschloss
kam zusammen mit dem Fürsten auch seine Ehefrau Hedwig (gestorben 1243). Die fromme Fürstin, in Sorge um die Menschen, die in den umliegenden Wäldern lebten, ließ eine kleine hölzerne Kapelle bauen, welche dem
Hl. Valentin geweiht war. Diese Kapelle wurde westlich des Schlosses erbaut, also an der Stelle wo sich auch heute die Kirche befindet. Nach einiger Zeit begannen sich um das Schloss und die kleine Kapelle Menschen
anzusiedeln, welche dort ihre Häuser bauten. So ist nach einigen Jahren eine Ansiedlung entstanden, die man „Olesno“ nannte.
Die hölzerne Kapelle erwies sich mittlerweile als zu klein für die sich
vergrößernde Siedlung, und man beschloss diese abzureißen, um an gleicher Stelle eine Kirche zu bauen. Die Initiative für das Vorhaben lag bei dem edlen Ritter aus dem Geschlecht von Berg mit Vornamen Woko und
seiner Ehefrau Rosa. Dank der Hilfe aller Bewohner der Siedlung wurde der Bau schnell beendet und die Kirche unter Teilnahme vieler bedeutender Gäste feierlich eingeweiht. Diese erste in Rosenberg erbaute Kirche
wurde dem Hl. Erzengel Michael geweiht, weil Rosa den Tag der wunderbaren Heilung ihres Vaters besonders ehren wollte.
Auf diese Weise erklärt die Legende über die Gründung von Rosenberg den Grund
dafür, dass die erbaute Kirche dem Hl. Michael geweiht wurde. Die Ereignisse um Woko und Rosa haben jedoch keine konkrete Bestätigung in den Geschichtsquellen, daher ist anzunehmen, dass die Schilderung des
Kirchenbaus auch im ersten Teil (Kapelle und Ansiedlung) von der Wirklichkeit abweicht.
Die erste glaubwĂĽrdige Information ĂĽber eine Kirche in Rosenberg stammt aus dem Jahre
1226. Der damalige Breslauer Bischof Laurentius (1207 – 1232) kam zu dieser Siedlung, um die verbindlichen Zollrechte für Rosenberg und Siewierz festzulegen. In Anwesenheit von 12 Zeugen wurde eine Urkunde
ausgefertigt, deren letzter Satz folgendermaßen beginnt: „Actum in olesno, Anno domini MCCXXVI in consecratione ecclesie olesnensis...“ (Es geschah in Olesno im Jahre des Herrn 1226 bei der Einweihung der
Kirche in Olesno.) Auf Grund dieser Information kann man feststellen, dass im Jahre 1226 der Breslauer Bischof Laurentius in Rosenberg feierlich eine Kirche weihte. Schwerlich ist dagegen zu sagen, ob die Kirche
auch 1226 erbaut worden ist. Wahrscheinlich war sie schon etwas früher gebaut worden. Das Dokument aus dem Jahr 1226 sagt auch nichts darüber, unter welchem Schutz sie geweiht wurde. Auf Grund späterer Quellen
kann man annehmen, dass sie von Anfang an dem Hl. Michael geweiht war.
Während der Konsekration der ersten Kirche von Rosenberg waren sehr viele
angesehene Gäste anwesend, was die oben genannte Legende erwähnt. In Anlehnung an die Urkunde von 1226 und an andere Geschichtsquellen aus dieser Zeit kann man mutmaßen, dass damals folgende Personen nach
Rosenberg kamen: Sebastian, der Kanzler des Oppelner FĂĽrsten Kazimierz I.; die Breslauer Kanoniker mit Vornamen Herold (gestorben 1239), Teodoryk und Martin, Sohn des Siemian; der Pfarrer von Ruda mit Vornamen
Johannes; der Kaplan des Bischofs Albert; die Kapläne des Oppelner Fürsten Laurentius Magnus und Mezco; Andreas (wahrscheinlich ein Geistlicher, der später mit Rosenberg in Verbindung steht); Nikolaus (gestorben
1247), Sohn des Vassilus – ein Hofmarschall des Oppelner Fürsten; Mscigniew – Kastelan in Oswiencim; sowie der Oppelner Schwertträger mit Vornamen Krzyzan. Zusätzlich zu den 12 erwähnten Persönlichkeiten,
die bei der Erstellung dieses Dokuments als Zeugen genannt waren, ist noch der Verfasser zu erwähnen, der als Schreiber des Bischofs nach Rosenberg kam. Es war der Dekan des Breslauer Episkopats mit Vorname Viktor.
Auf Grund der erhaltenen Urkunden kann man nicht das Aussehen der ersten
Rosenberger Kirche rekonstruieren. Wahrscheinlich war es ein Holzbau, ähnlich dem der Kirche des Hl. Rochus in Rosenberg. Die Kirche wurde westlich des fürstlichen Schlosses erbaut, also an der Stelle, wo heute
der gemauerte Kirchenbau steht. Am 9. Mai 1353 schenkte der Oppelner Fürst Boleslaw II. (1313 – 1356) den Regulierten Kanonikern des Marienstifts auf dem Sande in Breslau (Augustiner Chorherren) das Schloss in
Rosenberg. FĂĽnf OrdensbrĂĽder unter FĂĽhrung eines gewissen Matthias kamen aus Breslau nach Rosenberg und nahmen im geschenkten Schloss ihren Wohnsitz, dem damaligen Amtssitz des Vogtes. Die Ordensleute waren dem
Mutterhaus des Ordens in Breslau unterstellt. Die Seelsorge in Rosenberg wurde durch einen weltlichen Geistlichen der Diözese (keinem Ordensmann) mit Namen Johannes ausgeübt. Nach dem Tode dieses Pfarrers im Jahre
1373 wandten sich die Rosenberger Augustiner an den Oppelner Fürsten Wladislaw II. (1356 – 1401) mit der Bitte, ihnen die Pfarrei zur Betreuung anzuvertrauen. Die Ordensleute baten ebenfalls den Fürsten um Hilfe
beim Bau einer neuen Kirche in Rosenberg, weil die alte Kirche zu klein geworden sei auf Grund des Bevölkerungszuwachses in der Pfarrei, die 1335 in den Rang eines Archipresbyteriats (Dekanats) erhoben worden war.
Wladislaw II. stand positiv zu dem Vorhaben, und noch 1373 befahl er, in Rosenberg eine neue gemauerte Kirche zu errichten. Der Neubau ist vor dem Fest des Evangelisten Markus, also vor dem 25. April 1374 beendet
worden. Mit gleichem Datum ĂĽbergab Wladislaw II. den Rosenberger Augustinern das Patronatsrecht ĂĽber die Pfarrei in einer neuen Kirche dieser Stadt. Mit Sicherheit kann man feststellen, dass die in Rosenberg um
die Jahreswende 1373 / 74 erbaute Kirche gemauert war. Sicher ist auch, dass der Eingang zur Kirche auf der Südseite war, weil sich das ummauerte Portal, das aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt, bis
in die heutige Zeit erhalten hat. Der erste in Rosenberg gemauerte Kirchenbau war im gotischen Stil errichtet worden, und seine MaĂźe sind dem Presbyterium der heutigen Kirche gleich.
Wahrscheinlich ist während eines Brandes im Jahre 1395 die durch Wladislaw II.
gestiftete Kirche teilweise vernichtet worden. Sie wurde aber im gleichen Jahr wieder erneuert.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts installierte man in der Kirche eine
erste Orgel, zu deren Bedienung ein Organist eingestellt wurde.
Die Kirche brannte am Dienstag, dem 25. April 1578 vollständig nieder.
Der damalige Rosenberger Pfarrer Felix Preyschwitz (vel Prziszowsky, 1567 – 1586)
begann mit dem Wiederaufbau der Kirche. Der Wiederaufbau wurde mit der finanziellen Hilfe von Valentin Dubrowka, EigentĂĽmer von GroĂź Lassowitz, Klein Lassowitz, Eschenwalde (Jasienie) und Skronskau (Teichfelde)
sowie seinen BrĂĽdern Joachim und Gyrzyk, die gemeinsam im Jahre 1571 Bierdzany (Burkardsdorf) kauften, ausgefĂĽhrt. Die Stifter machten die Bedingung, unter der zu erbauenden Kirche in einer Kapelle beerdigt zu
werden. Weil die Bauarbeiten schon weit fortgeschritten waren, sah das Konvent des Rosenberger Augustinerordens auf der SĂĽdwestseite ein Eckteil dafĂĽr vor. An dieser Ecke wurde eine Kapelle gebaut, unter der man
eine Krypta fĂĽr die Familie Dubrowka schuf. Diese Kapelle ist exakt an der Stelle errichtet worden, wo sich heute die Sakristei befindet. Wahrscheinlich war sie dem Hl. Valentin geweiht - entsprechend den WĂĽnschen
des Stifters der neuen Kirche: Valentin Dubrowka. In dem neuen Gotteshaus wurde unter dem Presbyterium eine zweite Krypta fĂĽr die verstorbenen Augustinerchorherren gebaut. Der Bau beider Krypten ist noch im Jahr
1578 beendet worden, der Kirchbau insgesamt dauerte jedoch bis Mitte des folgenden Jahres. Das neue Gotteshaus war solider als das vorherige gebaut und sah noch prächtiger aus. Von der Nordwestseite schloss sich
die Sakristei an, die durch einen Flur mit dem Klostergebäude verbunden war. Auf dem Kirchturm befand sich eine „Michael“ genannte Glocke, die ebenfalls durch die Dubrowkas gestiftet wurde. Um die neue Kirche
wurde der Friedhof errichtet. Bis dahin waren die Toten außerhalb der Stadtmauern auf der Großen Vorstadt, hinter dem Flüsschen mit dem wohlklingenden Namen „Ciurek Oleski“ beerdigt worden.
Die Kirche ist durch einen Brand am Mittwoch, dem 25. April 1590 teilweise
beschädigt worden. Der Schaden war wohl nicht so gravierend, weil noch im gleichen Jahr der damalige Pfarrer Wenzel Chodomsky (1587 – 1597) die Reparaturen beenden konnte. Der nächste Brand, der in Rosenberg am
Dienstag, dem 16. August 1624 ausbrach, verschonte das Gotteshaus nicht. Die Kirche brannte vollständig nieder. Der Pfarrer Hieronymus Perca (1606 – 1641) entschied, die Kirche möglichst schnell und mit geringem
Kostenaufwand wieder aufzubauen. Dieser Beschluss wurde auch im Hinblick auf die enormen Verluste der Bewohner von Rosenberg gefasst. Der Wiederaufbau der Kirche dauerte bis zum Jahresende 1624, also nicht ganze
vier Monate. Man kann deshalb durchaus annehmen, dass der Bau nachlässig ausgeführt wurde. Möglich ist auch, dass die Kirche unter Beibehaltung der gemauerten Fundamente sowie der Reste des Mauerwerks der
vorherigen Kirche teils wieder aus Holz gebaut wurde. Aus finanziellen GrĂĽnden wurde die dem Hl. Valentin geweihte Kapelle, unter der sich die Krypta der Familie Dubrowka befand, nicht wieder aufgebaut. An dieser
Stelle wurde eine Leichenhalle errichtet.
Während des 30jährigen Krieges (1618 – 1648) wurde Rosenberg im Jahre 1627 durch die
Soldaten Wallensteins geplündert. Wahrscheinlich ist dabei auch das Kircheninnere teilweise zerstört worden.
Am 4. Mai 1642 brach in Rosenberg erneut ein Brand aus, der jedoch die Pfarrkirche
verschonte. Aber 14 Tage später, am Sonntag, dem 18. Mai brach wiederum ein Feuer aus, wodurch die Kirche des Hl. Michael vollständig nieder brannte. Verschont wurden nur die Krypten und das gotische Portal, das
noch aus der Zeit des Stifters, des Fürsten Wladislaw II., also von 1373, stammte. Der damalige Breslauer Bischof, Fürst Karl Ferdinand Wasa (1625 – 1655), stellte bei einer Visite Rosenbergs nach dem Brand (am
22. Mai 1642) fest, dass sich die Stadt in einem traurigen Zustand befinde. In einer speziellen Verordnung wurde Rosenberg von der Zahlung des fälligen Zehnt befreit, der auf Grund der vielen Verluste und
Zerstörungen durch die genannten Feuer ab 1616 nicht mehr an die Breslauer Kurie gezahlt wurde. Der Bischof behielt sich jedoch vor, dass beginnend mit dem Jahre 1642 der Zehnt wieder zu zahlen sei und die
rückständigen Zahlungen unverzüglich zum Wiederaufbau der Stadt zu verwenden seien. Trotz des Nachlasses der Schulden durch den Breslauer Bischof war die Brandstätte der Pfarrkirche noch über acht Jahre ein
Schandfleck der Stadt. In dieser Zeit überwucherten wilde Brombeersträucher und Gras das Gebiet der Kirche.
Die Einwohner des damaligen Rosenberg konnten ihre eigenen Häuser nicht wieder
aufbauen, wobei eine Hungersnot und die allgemeine Teuerung ihre Armut noch vergrößerten. Über drei Jahre war die St. Anna Kirche Pfarrkirche von Rosenberg. Ab 1645 wurden Hl. Messen in der damals wieder
aufgebauten „Corpus Christi“ Kirche, die sich auf der Kleinen Vorstadt befand, gelesen. Erst im zeitigen Frühjahr 1651 begann man mit dem Wiederaufbau der St. Michaeliskirche. Die Arbeiten begannen mit dem
Aufräumen des Friedhofs sowie der Krypten. Aus der hölzernen Leichenhalle wurden die Überreste der Verstorbenen umgebettet, indem man sie auf Karren lud und in einer vorbereiteten Grube von 2,90 x 3.50 m auf dem
Friedhof beerdigte. Die Überreste wurden mit der angemessenen Pietät beerdigt. Der damalige Rosenberger Pfarrer Georg Flak (1642 – 1651) wandte sich erneut an die Familie Dubrowka, um eine finanzielle Hilfe für
den Aufbau der Kirche zu erhalten. Zugleich bestellte er in Breslau eine neue Orgel für die Kirche. Sein jäher Tod vereitelte zunächst die weiteren Vorhaben. Das Werk des Wiederaufbaus setzte sein Nachfolger
Daniel Chmielitius (1652 – 1668) fort. Von der Familie Dubrowka erhielt dieser zu Beginn des Jahres 1652 eine Antwort. Wie die Geschichte berichtet, war die Antwort negativ. Die Dubrowkas sagten: Ihnen läge
nichts mehr an einer Kapelle, sie wären Protestanten.
Aus verständlichen Gründen konnte die Familie Dubrowka als Protestanten keine
finanzielle Hilfe beim Wiederaufbau einer katholischen Kirche leisten. Im Zusammenhang mit dieser Antwort beschloss Pfarrer Chmielitius die Krypta zu liquidieren, in der die Vorfahren von Jan Adam und Jan Georg,
Grafen von Dubrowka, ruhten. Die Überreste der bereits hier Ruhenden der Familie Dubrowka bestattete man mit entsprechender Zeremonie auf dem nahe liegenden Friedhof, und aus den Bronzesärgen wurden zwei Glocken
gegossen. Ein Sargdeckel wurde zu einem Fensterladen für die Sakristei umgearbeitet. Statt der Ruhestätte der Familie Dubrowka errichtete Pfarrer Chmielitius eine Krypta, die für die Rosenberger Augustiner
bestimmt war. Die alte Krypta der Dubrowkas wurde umgebaut und mit der ersten für die Augustiner bestimmten verbunden, somit auch mit der Kelleranlage des Kloster. Außerdem wurde in der ersten Hälfte des Jahres
1652 an diese Krypta von der Westseite her ein größerer Raum angebaut, der ebenfalls für die Rosenberger Augustiner als letzte Ruhestätte bestimmt war. Dank der Bemühungen des Pfarrers konnte über der
größten der Krypten eine Kapelle errichtet werden, die der Verkündigung Mariens geweiht war. Die Kapelle lag auf der Südseite der Kirche und ihr Bau wurde im September 1652 beendet.
Während der Wiederaufbauarbeiten mauerte man die älteste der Krypten, die unter dem
Presbyterium der Kirche lag, zu. Dort waren bis dahin die Augustinermönche beigesetzt worden. Als letzter der Ordensmänner wurde Pfarrer Georg Flak (gestorben 1651) hier zur Ruhe gebettet.
Der Wiederaufbau der Pfarrkirche vollzog sich sehr langsam. Nur Dank der freiwilligen
Spenden der umliegenden Landeigentümer konnten die Aufbauarbeiten weitergeführt werden. Erst im Jahre 1657 begann man mit dem Bau der Gewölbe. Im Sommer des gleichen Jahres ereignete sich ein tragischer Unfall,
der den Bau verzögerte: Am 4. August 1657, einige Minuten nach 7.00 Uhr, als die Maurer mit dem Einschlagen der Stützbögen beschäftigt waren, um weitere Gewölbebogen über dem Hauptchor zu errichten, stürzte
das Gerüst ein und zusammen mit diesem auch das Gewölbe. Pater Paul Ludwig Klug (gestorben 1670) unterbrach die Messfeier und begab sich schnell zur Rettung der verschütteten Maurer. Leider kam für zwei
Bauhelfer, dem Metzger Kasper Lebioda und dem jugendlichen Tuchmacher Nikolaus Ciossek, jede Hilfe zu spät. Sie waren auf der Stelle tot. Darüber hinaus sind mehrere Maurer schwer verletzt worden. Unter anderem
waren das der Fassmacher Gladzich, ein gewisser Pietrusska, der Simon Fortuna und Benedikt Wicher. Trotz dieses tragischen Unfalls wurden die Gewölbearbeiten gegen Ende Oktober 1657 beendet. Im nächsten Jahr ist
Dank der Betriebsamkeit der Pfarrgemeinderatsmitglieder Thomas Istel und Adam Blazik auf der Ostseite der Kirche ein Vorraum angebaut worden. Ausgeführt wurde er auf den Überresten des Gewölbebaus.
Im Jahre 1660 stiftete der spätere Bürgermeister von Rosenberg, Gregor Polaczek (1669
– 1673), einen Altar zu Ehren des Hl. Märtyrers Sebastian, der auf der Südseite des großen Chorraumes aufgebaut wurde. Auf der gegenüberliegenden Seite wurde ein Altar zu Ehren der Hl. Anna errichtet. Sein
Stifter war Jakob Piszczek.
Zu Beginn des Jahres 1663 besuchte der Kaufmann Jan Gwozdowitz aus Lwow (Lemberg) seine
in Rosenberg wohnende Mutter. Während des für ihn eigens ausgerichteten Empfanges im Rathaus trafen sich auch die Mitglieder des Stadtrats mit den Rosenberger Augustinern. Damals beschloss man, dass an der
Nordseite der Kirche eine zweite Kapelle gebaut werden sollte. Jan Gwozdowitz stiftete für diesen Zweck 100 Gulden, der Rest der Baukosten sollte durch freiwillige Spenden der Stadtbevölkerung gedeckt werden. Noch
im FrĂĽhjahr 1663 befahl der damalige Pfarrer Daniel Chmielitius, mit dem Bau der neuen Kapelle zu beginnen. Gleichzeitig legte die Stadtgemeinde eine Stiftung an, deren Ziel es war, fĂĽr alle Bewohner Rosenbergs am
Dreifaltigkeitsfest eine feierliche Messe lesen zu lassen. An diesem Tage sollte jeder Geistliche einen Topf (ÂĽ l) Wein erhalten. Der Bau dieser der Dreifaltigkeit geweihten Kapelle wurde im Herbst des Jahres 1663
beendet. Unter der Kapelle errichtete man eine Krypta für die verstorbenen Stifter, Wohltäter und Freunde der Kirche des Hl. Michael in Rosenberg.
Zwei Jahre später stiftete der Stadtrat unter der Führung des Bürgermeisters Matheus
Klug (gestorben 1669) einen Altar zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit fĂĽr die neue Kapelle. Erst jetzt konnte man hier Messen lesen und erfĂĽllte so das Versprechen, das durch die Gemeinde im FrĂĽhjahr 1663 gegeben
worden war. Der erste Gottesdienst in der neuen Kapelle wurde durch Pfarrer Chmielitius im Jahre 1666 gehalten. Alle Rosenberger, die an diesem Gottesdienst teilnahmen, waren verpflichtet den „Opfergang“ zu
machen. Dieser Brauch erhielt sich bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts.
Nach dem Tode des Pfarrers Chmielitius (gestorben am 08.03.1668) setzte sein Nachfolger,
Andreas Alexander Pechenius (1668 - 1680), die Arbeiten des Wiederaufbaus und der Verschönerung der Kirche fort. Der Pfarrer stiftete einen neuen Hauptaltar, der durch Jakob Sliwa (gestorben 1684) erbaut wurde;
dieser war von Beruf Schuhmacher und zugleich ein ausgezeichneter Schnitzer. Der Bau des Altars wurde im September 1668 beendet. Im Mittelteil des Altars brachte man ein Bild des Hl. Erzengels Michael an, der in der
rechten Hand ein Schwert und in der linken Hand eine Kettenwaage hielt. (Dieses Bild ist nicht bis heute erhalten geblieben, wahrscheinlich war es in der Mitte des 19. Jahrhunderts in einem so schlechten Zustand,
dass man es durch ein neues ersetzte.)
Auf der rechten Seite des Altars wurden zwei geschnitzte Skulpturen angebracht: die eine
zeigt den Hl. Petrus in der Nähe des Zentralbildes und daneben zur Wand zeigt eine andere den Hl. Andreas. Die letztere führt uns auf den Stifter zurück, nämlich auf Pfarrer Andreas Pechenius. (Die Ähnlichkeit
der Schnitzerei mit dem Stifter ist unverkennbar.) Auf der vom Bild her gegenĂĽberliegenden Seite wurde eine Schnitzerei, die den Hl. Paulus und den Hl. Jakobus, den Apostel, neben der Wand zeigt, angebracht. Die
letztere der Figuren bezieht sich auf den Erbauer dieses Altar, den Jakob Sliwa. Im oberen Bereich des Hauptbildes ist die Grablegung Christi zu sehen, ausgefĂĽhrt in den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts. Rechts des
Altars ist eine Schnitzerei der Hl. Katharina und links eine der Hl. Barbara zu sehen. Außerdem schmücken den Altar noch vier Engelgestalten und zehn Putten. Als Umkränzung des Altars sind Flachreliefs
angebracht, die das Gotteslamm in Glorie zeigen mit einem Schild, welches im Jahre 1671 befestigt wurde, also drei Jahre später als der Zentralteil. Auf dem Schild wurde in lateinischer Sprache ein Text mit
folgendem Wortlaut angebracht: „Hl. Michael, Beschützer der Kirche, bleibe unser Patron 1671.“ Der ganze Altar ist verziert mit geschnitzten, dekorativen Pflanzenmotiven. Ein Mitglied des damaligen Rosenberger
Augustinerkonvents, der spätere Pfarrer Georg Czekala (gestorben 1693) empfahl im Jahr 1669 den Altar zu vergolden. Im nächsten Jahr wurde auf Initiative des Ordensmannes die ganze Kirche mit weißen, sechseckigen
Marmorplatten ausgelegt.
Am 8. Mai 1673 bestätigte der Papst Klemens X. (1670 – 1676) die Privilegien der
Skapulierbruderschaft der Mutter Gottes vom Berg Karmel in Rosenberg, und am 15. Dezember 1675 wurde der Michaeliskirche die kirchliche Erlaubnis zum erteilen von Ablässen (zur Vergebung der Sünden) gegeben. Diese
Ereignisse führten zur Stiftung eines Altars zu Ehren der Mutter Gottes vom Berg Karmel, sowie zum Guss einer dritten Glocke, die man „Jungfrau Maria“ nannte. Sowohl Altar als auch Glocke wurden 1676
geschaffen. Der Altar wurde in der Südkapelle aufgestellt, und die Glocke neben den zwei im Jahr 1652 gegossenen Glocken aufgehängt.
Am 6. Juni 1677 erhielt der Rosenberger Jakob Franz Sliwka (gestorben 1708) die
Priesterweihe. Seine Familie, die dieses Ereignis besonders ehren wollte, stiftete eine Gebetsnische, die den Ă–lberg darstellte und die auĂźerhalb der Kirche an der SĂĽdwand des Presbyteriums aufgebaut wurde. Die
Familie des Neupriesters übernahm auch die Kosten des Gewölbes über dem Ordenschor, der sich über der Sakristei befand, welche an der Nordseite der Kirche gebaut worden war. Erst jetzt, im Jahre 1678 wurden
definitiv die Aufbauarbeiten der vor 36 Jahren abgebrannten Kirche beendet.
Der Dekan und Pfarrer von Namyslow (Namslau) Laurentius Joannston fĂĽhrte am 9.
September 1679 eine Visitation der Pfarrei in Rosenberg durch. In seinem Prüfbericht lesen wir, dass die dem Hl. Michael geweihte Kirche „meisterhaft aufgebaut und schön ausgestattet ist“. Weiter lesen wir,
dass die Kirche in „sehr sauberem Zustand“ ist. Der Prüfbericht gibt auch die Maße der Kirche an – Länge: 26,5 m (46 Ellen); Breite: 11 m (19 Ellen). Sie hatte 11 Fenster. Im Inneren befanden sich sechs
Altäre, deren Aufbauten geschnitzt, bemalt und vergoldet waren. Der Hauptaltar besaß einen kunstvoll geschnitzten und vergoldeten Tabernakel, in dem sich ein vergoldetes Ziborium mit Hostien befand. In der Kirche
stand auch eine „geschnitzte und vergoldete Kanzel“. Sie wurde im Jahr 1668 nach dem Muster der Kanzel der Kirche Heiligkreuz in Breslau gebaut. Am Brustbrett waren die Schnitzereien folgender Heiligen
angebracht (fortlaufend von der Wand): die des Mathäus, Markus, Augustinus, des Lukas, Johannes (fehlt jetzt) sowie zwei Propheten – wahrscheinlich Daniel (fehlt) und Jesaja. Stifter dieser Kanzel war Pfarrer
Daniel Chmielitius, der jedoch die Realisierung seines Vorhabens nicht mehr erlebte – er verstarb am 8. März 1668, kurz nach Auftragsvergabe zum Bau der Kanzel. Zwischen den Heiligenfiguren waren Putten
geschnitzt, die Cherubine darstellten. Die RĂĽckwand der Kanzel war ein Flachrelief mit dem Christusbild und den Leidenswerkzeugen. Der Baldachin hatte die Form eines fĂĽnfeckigen Sterns, an dessen Enden sich
Schnitzereien von Engeln befanden, die Leidenswerkzeuge in den Händen hielten. Der Reihe nach waren dies: ein Pfahl mit einem Hahn; Zangen, ein Kreuz (fehlt), ein Hammer und Nägel (fehlen). Auf dem Baldachin der
Kanzel befand sich eine dreistöckige Kapelle, die an eine fernöstliche Pagode erinnert. In die erste Kapelle wurde eine Schnitzerei gestellt, die Christus den Betrübten darstellt (mit Dornenkrone und Zepter).
Darüber war die Figur des Hl. Andreas zu sehen, die sich zweifellos auf den Stifter des Baldachins bezieht, nämlich auf den Pfarrer Andreas Pechenius, und auf der Spitze des Aufbaus befand sich eine Schnitzerei
von Christus dem Glorreichen. Die ganze Kanzel war mit Pflanzenmotiven und Flechtmalerei verziert. Die Kanzel ist bis heute erhalten geblieben.
Der Visitator schreibt in seinem Bericht weiter, dass sich das hölzerne Taufbecken
(Baptisterium) in der Kapelle auf der Südseite der Kirche befinde, darin war eine Kupferschüssel mit Weihwasser: „Ich habe festgestellt, dass das Wasser sauber war.“ Das Hl. Öl wurde auf der Seite des
Taufbeckens unter Verschluss gehalten. „Ich habe“, schreibt der Laurentius weiter, „ebenfalls die kirchliche Schatzkammer kontrolliert und fand dort 42 kostbare Schatullen vor, fünf Paar Dalmatiken
(liturgische Obergewänder), 12 Kelche mit silbernen Patenen, zwei Silberkreuze, einen silbernen Weihrauchkessel, einen silbernen Weihrauchbehälter mit Silberlöffel, eine silberne Monstranz sowie anderes, was ich
nicht erwähnt habe... Die Vertrauensmänner (vitrici) der Kirche Johann Tlustek und Johann Blasius, hiesige Einwohner und vereidigt, sammeln jeden Sonn- und Feiertag in einem Säckchen Opfergeld für Wein, Wachs
und Baumaßnahmen und sind verpflichtet, jährlich dem Pfarrer Rechenschaft abzulegen, was jedoch bisher nicht gemacht wurde. Die Einkünfte der Kirche aus dieser Kollekte haben sich beträchtlich erhöht. Die
Vertrauensmänner, auf diese Frage angesprochen, zeigten in Aufstellungen, dass 378 Taler für andere Bedürfnisse angespart waren.“
Anfang Oktober 1688 fand die nächste Visitation der Rosenberger Pfarrei durch den
Erzdiakon der Stiftskirche vom Heiligen Kreuz zu Oppeln, Martin Theofil Stephetius, statt. Aus seinem Bericht geht hervor, dass damals in der Michaeliskirche sieben Altäre waren. Der letzte wurde 1679 errichtet.
Ăśber den Stifter ist nichts bekannt, geweiht war er dem Johann Nepomuk. Der Erzdiakon Stephetius vermerkte auch, dass nur der Seitenaltar auf der rechten Seite, der Evangeliumsseite, konsekriert war. In ihm waren
die Reliquien (ein „unbeschädigtes Schienbein“) des Hl. Felix untergebracht. Im großen Kirchturm befanden sich drei Glocken: „Hl. Michael“, „Hl. Augustinus“, gegossen 1652 und die „Jungfrau Maria“
aus dem Jahre 1676. In der Pfarrei läuteten die Glocken dreimal täglich zum „Engel des Herrn“ sowie traditionsgemäß einmal täglich „gegen die Türken“. Am Turm war eine schlagende Uhr angebracht. Die
Kirche besaĂź eine Orgel. Im TĂĽrmchen auf der Kirche befand sich eine vierte kleine Glocke, eine sogenannte Signaturglocke. Der Visitator beachtete ebenfalls die Aufstellung der BeichtstĂĽhle, die seiner Meinung
nach gut zugänglich waren, sowie die Sakristei, die mit einem Gewölbe „gut eingerichtet“ war, jedoch etwas zu dunkel. Wie aus dem Visitationsprotokoll insgesamt hervorgeht, war die Pfarrkirche in Rosenberg ein
Gotteshaus, das sich von denen in der Umgebung positiv hervorhob. Das äußere Bild des Gotteshauses wurde in der rechten Ecke des Hauptaltarbildes der Hl. Rochuskirche verewigt.
Als der gebĂĽrtige Rosenberger Geistliche Jakob Sliwka im Jahr 1690 Pfarrer in Wysoka
bei Leschnitz (bei Breslau) wurde, machte dieser eine Stiftung, der gemäß durch die ganze Fastenzeit vier Lehrlinge an jedem Mittwoch und Freitag in lateinischer und polnischer Sprache „Patris Sapientia“
singen sollten. Für jedes Singen sollten die Lehrlinge einen Kreuzer erhalten. Diese Stiftung blieb bis in die zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhalten.
In den 90er Jahren des 17. Jahrhunderts machten sich an der Nordwand der Kirche Schimmel
und Risse bemerkbar. Eine Ursache dafĂĽr war die mittlerweile gemauerte Leichenhalle, welche sich an der Nordseite der Kirche befand. Dort waren viele Jahre hindurch die sterblichen Ăśberreste der verstorbenen
Stadtbewohner abgelegt worden. Auch die Nähe zum Flüsschen Mühlenbach war eine Ursache für die auftretende Nässe der Nordwand der Kirche. Dank der Initiative des Pfarrgemeinderatsmitgliedes Martin Stoklossy
sind im Jahr 1697 die Gebeine entfernt und die Risse repariert worden. Weitere Arbeiten im Zusammenhang mit der Erneuerung der Kirche wurden im Jahre 1698 durchgefĂĽhrt.
Noch im gleichen Jahr beschloss der gebĂĽrtige Rosenberger Priester Johann Georg
Mezurius, Pfarrer in Twardawa, die Stiftung des Pfarrers Jakob Sliwka zu unterstützen. Er überwies für diesen Zweck 100 Taler. Dieser Betrag wurde einigen Städtern ausgeliehen, die verpflichtet waren, davon
Zinsen zu zahlen. FĂĽnf Taler waren fĂĽr die singenden Jungen bestimmt, und einen Taler erhielt jedes Jahr der Schatzmeister dieser Stiftung. Wahrscheinlich noch vor dem Jahre 1700 wurde ein gemauertes Taufbecken
errichtet, das sich an der SĂĽdwand des Presbyteriums befand. Es ist nicht auszuschlieĂźen, dass sein Stifter ebenfalls der gebĂĽrtige Rosenberger Priester Johann Mezurius war.
Leider konnten sich die Rosenberger Pfarrangehörigen nicht lange ihres neu erbauten
Gotteshauses erfreuen, denn es brannte am Donnerstag, dem 2. April 1722 erneut vollständig nieder. Es verblieben nur das rohe Mauerwerk, Fragmente des Turmes und ein Teil der Innenausstattung. Erst im nächsten
Jahr entschied sich der damalige Pfarrer Thomas Koschyk (1720 – 1730) zu einem Wiederaufbau der Pfarrkirche. Die neue Kirche erhielt einen Turm von ca. 63 m Höhe, der durch acht vergoldete Säulen verziert wurde.
Zur Jahreswende 1722 / 1723 wurden drei neue Glocken gegossen: „Hl. Michael“, „Hl. Augustinus“ und „Hl. Maria“. Neben den Glocken wurde auch eine schlagende Uhr angebracht. Der Wiederaufbau und die
Innenverschönerung wurden im Jahr 1723 beendet. Dieses damals errichtete Gotteshaus überdauerte mit kleinen Umbauten und inneren Veränderungen (mit Ausnahme des Turmes) bis in die heutige Zeit.
Im Jahr 1729 stiftete der Rosenberger Bewohner Josef Myschik eine neue Glocke, die
Signaturglocke, die den Namen „Hl. Susanna“ erhielt. Gemäß dem Wunsch des Stifters sollte diese Glocke während jeden Begräbnisses eines Rosenbergers geläutet werden. Josef Myschik ehrte auf diese Weise den
Todestag seiner geliebten Frau. Die kleine Glocke wog 60 kg, und ihr Durchmesser betrug 35 cm. (Zur Zeit befindet sich die Glocke in Ottendorf an der Elbe.)
Die kriegerischen Auseinandersetzungen des Zweiten Schlesischen Krieges (1744 – 1745)
verschonten auch Rosenberg nicht. Am 15. März 1745 beschlagnahmte die preußische Behörde die drei größten Glocken aus der Pfarrkirche. Am 8. April des gleichen Jahres kam es in Rosenberg zu einem Scharmützel
zwischen den ungarischen Freischaren und der in der Stadt stationierten preuĂźischen Garnison. Nach der Kapitulation der PreuĂźen brach zwischen 15.00 und 17.00 Uhr in Rosenberg ein Feuer aus, durch das auch die
Pfarrkirche beschädigt wurde. Beschädigt wurden die Kirchenmauern, ein Teil des Innenausstattung sowie die Klostergebäude. Im Zusammenhang mit dem erlittenen Schaden während des Scharmützels lieh der
Rosenberger Pfarrer Dominik Respondek (1730 – 1748) von Anton Ludwig von Domnitzky (Eigentümer von Nowa Wies – Neudorf) 1.000 Gulden für eine Reparatur und Verschönerung der beschädigten Pfarrkirche und der
Klostergebäude. Als Sicherheit für dieses Darlehen diente das Dorf Jastrzygowice, welches damals dem Kloster gehörte.
Am 26. Juli 1745 wandte sich der Pfarrer Respondek an den Rosenberger Landrat Samuel
Friedrich von Blacha (1742 – 1767), um die Befreiung des Konvents von der durch den preußischen König auferlegten Kriegssteuer, die im folgenden Monat nach Kreuzburg zu zahlen war, zu erreichen. Diese Bitte
wurde mit den Verlusten begründet, die der Pfarrei durch den Brand der Kirche und der Wirtschafts- und Wohngebäude des Klosters entstanden waren.
Der Wiederaufbau und die Verschönerung der Pfarrkirche dauerte acht Jahre. Im Jahr 1746
wurde der Hauptchor erbaut, auf dessen Brustwehr das neue Wappen des Rosenberger Augustinerklosters geschnitzt war. Das Wappen erhielt der Orden durch Papst Klemens XII. (1730 – 1740), nachdem dem Pfarrer von
Rosenberg die Würde eines Prälaten verliehen worden war (im Jahr 1730). Dieses Wappen stellt ein Schild dar, geteilt in vier Felder mit folgenden Symbolen: zum einen ein Berg mit der Rose und zum anderen ein
Kreuz, die sich diagonal wiederholen. Ein fĂĽnftes Feld in der Mitte zeigt das flammende Herz des Hl. Augustinus.
Auch im Jahr 1746 wurden zwei Schnitzereien angefertigt, die den Hl. Nepomuk und
Ignatius von Loyola darstellen, und auf der rechten bzw. linken Seite des Presbyteriums angebracht sind. Drei Jahre später, im Jahr 1749 stiftete der damalige Rosenberger Pfarrer Leopold Ignatius Labor (1748 -
1755) einen der Heiligen Dreifaltigkeit geweihten Altar. Dieser Altar blieb bis in die heutige Zeit erhalten und befindet sich auf der rechten Seite des Bogens vor der Nordkapelle. Das Zentrum dieses Altar ist ein
Bild, das die PrĂĽfungen des Hl. Augustinus (gestorben 430) darstellt, der das Geheimnis der Heiligen Dreifaltigkeit zu ergrĂĽnden sucht. (Eine Szene in der rechten unteren Ecke.) Neben der Gestalt des Hl.
Augustinus und eines kleinen Jungen, stellt das Bild die Hl. Dreifaltigkeit dar. Neben dem Bild, welches einen beachtlichen kĂĽnstlerischen Wert darstellt, befinden sich zwei Schnitzereien: rechts die des Hl.
Nepomuk sowie links die des Oppelner Fürsten Boleslaw II., der 1353 dem Breslauer Augustinerorden die Erlaubnis gab, sich in Rosenberg niederzulassen, und als Sitz das Jagdschloss zu wählen. Die Figur des Boleslaw
II. hält in der rechten Hand ein Schloss, welches symbolisch das bedeutende Ereignis in der Geschichte der Rosenberger Pfarrei darstellt. Der Altar wurde mit sechs Engeln und zwei Putten verziert. In seiner
Umkränzung befindet sich ein Flachrelief, das sinnbildlich königliche Symbole, in Anspielung auf einige Psalmen darstellt.
Der Prior der regulierten Kanoniker des Marienstifts auf dem Sande zu Breslau
(Augustiner Chorherren) Franz Xaver Rosa (1743 – 1753), der Anfang August 1748 nach Rosenberg kam, um die Frage der Wahl eines neuen Rosenberger Pfarrers zu entscheiden, empfahl in seinem Visitationsprotokoll
einige Änderungen und Verschönerungen der Kirche: das Cantionale (liturgische Gesangsbuch) sei zu tief aufgestellt, „was übereinstimmend mit den verbindlichen Rechten verändert werden soll und unter
Hochachtung auf dem Hauptaltar zu stellen ist“. Wasserflecken, die nach mehreren Erneuerungsarbeiten zu sehen waren, sollten zugestrichen werden; das Giebelfeld über der Sakristei sei zu verputzen. Franz Rosa
empfahl, auch mehr Sorgfalt auf das Aussehen der Kirche zu legen, und schlug vor, bei dem Malen der Schrift über dem Hauptaltar silberne Farbe zu verwenden „und dadurch mit Text und Farbe zur Ehre Gottes
beizutragen“. Diese silberne Aufschrift: „Te deum laudamus“ wurde noch im Jahr 1748 angebracht. Die kritischen Bemerkungen des gegenüber der Rosenberger Pfarrei ausnahmsweise feindselig eingestellten Franz
Rosa trugen trotzdem zu vielen praktischen Verbesserungen der Pfarrkirche bei. Beispielsweise wurde dank eines Vorschlags dieses Breslauer Augustiners im Jahr 1749 rund um die Kirche eine Mauer mit Toren gebaut.
Diese sollte in Zukunft die Kirche bei Feuersbrünsten schützen, weil – wie wir sahen – oftmals ein Brand der Wohnhäuser in der Stadt auf das Gotteshaus und die Klostergebäude übergriff.
Am 12. Juni 1750 berief der Breslauer Bischof Philip II., FĂĽrst von Schaffgotsch (1748
– 1795), den Rosenberger Prior der Augustiner Leopold Labor von seiner Funktion ab und schlug ihm gleichzeitig vor, Pfarrer in der hiesigen Pfarrei zu werden. Zum neuen Prior wurde Daniel Besling (1750 – 1756)
bestellt, der zum Dank dafĂĽr beschloss, der Kirche einen zweiten, der Mutter Gottes geweihten Seitenaltar zu stiften. Dieser Altar wurde Dank der finanziellen UnterstĂĽtzung der Familie des neuen Priors um die
Jahreswende 1750 / 1751 gebaut. Errichtet wurde er auf der linken Seite des Bogens vor der SĂĽdkapelle. Im Zentrum dieses Altars, der bis in die heutige Zeit erhalten blieb, sehen wir ein im Jahr 1751 gemaltes Bild
der Mutter Gottes mit dem Jesuskind. Neben dem Bild befinden sich zwei Schnitzfiguren, rechts ist der Prophet Daniel – Vorname des Stifters dieses Altars – zu sehen und links der Hl. Ignatius. Den Altar
verzieren zudem sechs Engel und zwei Putten. Seine Umkränzung ist ein Flachrelief, das sinnbildlich Fragmente aus Psalmen darstellt.
Im Herbst des Jahres 1750 wurde eine Glocke gegossen, der man den Namen „Jungfrau
Maria“ gab. Diese Glocke goss in Rosenberg der ortsansässige Glockengießer Johann Kristian Nerger (gestorben 1775). Bis zu dieser Zeit benutzte man (nach der Beschlagnahme der anderen Glocken) lediglich die
Signaturglocke mit Namen „Hl. Susanna“, die sich im Türmchen befand. Beginnend mit dem Herbst des Jahres 1750 wurde die Glocke wieder nur bei Beerdigungen geläutet, wie es nach dem Willen des Stifters
vorgesehen war.
Als am 9. November 1752 Papst Benedikt XIV. (1740 – 1758) dem Rosenberger Pfarrer die
Würde eines päpstlichen Prälaten (Infulatus) verlieh, wurde das Wappen des Augustinerordens durch Mitra und Bischofsstab ergänzt. Das neue Emblem der Rosenberger Ordensleute wurde 1753 angefertigt und am Altar
seines Stifters, des Daniel Besling, angebracht. Der Altar befindet sich über der Krypta, in der bis heute noch die Leiber der Rosenberger Chorherren ruhen, unter anderem der des päpstlichen Prälaten Leopold
Labor (gestorben 1755).
Im Jahre 1753 wurde die Rosenberger Pfarrkirche grĂĽndlich erneuert und ausgemalt, was
zweifellos mit der Ernennung des Rosenberger Pfarrers zum päpstlichen Prälaten zu tun hatte. Aus diesem Jahr stammt auch ein Flachrelief, welches ein Lamm darstellt und in der Umkränzung des Hauptaltars
angebracht wurde. Ein Jahr später wurden in Oppeln zwei größere Glocken gegossen, denen man die Namen „Erzengel Michael“ und „Hl. Augustinus“ gab. So gab es erst nach neun Jahren im Glockenturm der
Pfarrkirche wieder drei große Glocken, die zur Erinnerung an ihre im Jahr 1745 konfiszierten Vorgänger die gleichen Namen trugen. Weil aber die neuen Glocken bedeutend größer waren als die vorherigen, zeigten
sich am Kirchturm tiefe Risse. Dank der Initiative und Opferbereitschaft der Rosenberger Pfarreimitglieder wurden im Jahr 1787 Turmreparaturen durchgefĂĽhrt und die AuĂźenfassade der Kirche erneuert.
Im Jahr 1791 ĂĽbergab der Rosenberger Tuchmacher Ignatz Lompa der Pfarrkirche 200 Taler,
die fĂĽr einen neuen Hauptaltar bestimmt waren. Das Geld wurde dann aber 1792 zur Renovierung des Kirchendaches verwendet. Damals erhielt die St. Michaeliskirche ein Dach aus neuen Schindeln.
Nach der Aufhebung des Franziskanerklosters in Namslau im Jahr 1812 schenkte der
Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. (1797 – 1840) der Rosenberger Pfarrei die Orgel der Kirche. Das Geschenk des Preußenkönigs wurde mit den alten Orgelpfeifen verbunden, und die alte Klaviatur brachte man in
die St. Annakirche, wo sie bis heute erhalten blieb. Das Rosenberger Gotteshaus wurde so um eine neue Orgel reicher - aber bereits im gleichen Jahr (1812) wurden gemäß der Verordnung der Preußischen Behörde die
drei größten Glocken beschlagnahmt. Es verblieb nur die kleine Signaturglocke.
Während der napoleonischen Kriege war die St. Michaeliskirche Ruheplatz für 500
französische Soldaten, welche 1813 in die Gefangenschaft des russischen Militärs gerieten und dann nach Osten abtransportiert wurden.
Nach dem Auftreten neuer Risse am Kirchturm von St. Michael, der bis nach Guttentag zu
sehen war, entschied der damalige Rosenberger Pfarrer Friedrich Pompa (1809 – 1832), den beschädigten und zum Einsturz drohenden Kirchturm aus Sicherheitsgründen abzubauen. Dies geschah im Frühjahr 1813 – die
Kosten dafür beliefen sich auf 300 Taler. Der Abraum des mächtigen Turmes wurde zur Pflasterung der Straße vom Ring zum Salzring, die heutige ul. Koscielna (Kirchstraße) verwendet.
Der Nachfolger des Pfarrers Pompa, Gregor Meiss (1832 –1837), führte für die
Benutzung der Glocke bei Begräbnissen eine Gebühr ein, um auf diese Weise Geld für den Bau eines neuen Kirchturms zu erhalten. 1834 wurde außerdem die Orgel repariert.
In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Pfarrkirche teilweise erneuert und
gestrichen. Pfarrer Mathias Ludynia (1838 –1856) ließ eine Generalreparatur am Hauptaltar ausführen. Damals ist das alte beschädigte Altarbild erneuert worden, das bis heute erhalten blieb.
Dank der BemĂĽhungen des Vikars Karl Wrazidlo gegrĂĽndete man im Jahr 1850 ein Komitee
zum Neubau des Kirchturms an der Pfarrkirche. Die Bauarbeiten wurden an den Rosenberger Maurermeister Franz Hanke vergeben. Sein Assistent war der Rosenberger Zimmermann Bertrich. Aus finanziellen GrĂĽnden
verzögerten sich jedoch die Baumaßnahmen. Viele Stadtbewohner haben für den Kirchturmbau fleißig gespendet, u.a. spendete Jan Stopa (gestorben 1855) 300 Taler, und die Tochter des Rechtsanwalts Richter spendete
200 Taler. So wurde letztlich Dank der vielen Spenden der Pfarrgemeinde am 8. September 1856 durch Pfarrer Ludynia der Grundstein des neuen Kirchturms gelegt und geweiht. An dieser Zeremonie nahmen die Vertreter des
Magistrats mit Bürgermeister Czichon (1851 – 1879) an der Spitze teil, der Landrat Kristian Schemmel (1849 – 1862), der Kreisbauinspektor aus Kreuzburg Hoffmann sowie der Dekan des Rosenberger Erzpresbyteriats
Reimann.
Der Turmbau wurde im Jahr 1857 beendet. Das Vorhaben kostete 7.000 Taler, und der neue
Turm hatte eine Höhe von 44 m (140 Fuß).
Gleichzeitig mit der Geldsammlung fĂĽr den Kirchturm wurde um Spenden fĂĽr neue Glocken
gebeten. Die erste Glocke wurde in Brieg (Brzeg) im Jahre 1852 durch den Glockengießer Sebastian Lehrenbass gegossen. Die Glocke wog 640 kg und wurde auf den Namen „Erzengel Michael“ geweiht. Auf ihrem Mantel
war ein Bittgebet eingegossen worden mit folgendem Wortlaut: „Princeps gloriossime Michael archangele esto menor nostri hic et ubique semper.“ (Ruhmreicher Fürst Erzengel Michael gedenke unser hier und
überall.) Unter dem auf der Glocke gegossenen Bildnis des Heiligen wurde eine zweite Aufschrift angebracht: „Precare pro nobis deum ut nos sua gratia conservet ab igne.“ (Bitte bei Gott, dass er uns mit seiner
Gnade vor Feuersbrunst bewahre.)
Drei Jahre später wurde in Oppeln eine zweite Glocke durch C. Loesch gegossen. Diese
wog 400 kg und erhielt den Namen „Hl. Augustinus“. Ihr Durchmesser war 90 cm und ihr Umfang 283 cm. Auf dieser Glocke wurde eine Aufschrift angebracht mit folgendem Wortlaut: „Sancte Augustine ora pro nobis,
ut ira die nobis desistat.“ (Heiliger Augustin bete für uns, dass der Zorn Gottes sich von uns abwenden wolle.) Für eine dritte Glocke fehlte damals das Geld.
Nach dem Neubau des Turmes, also nach 1857 errichtete der Maurermeister Hanke einen
Eingangsvorbau der Kirche, welcher bis in die heutige Zeit ĂĽberdauerte.
Eine Generalerneuerung der Kirche wurde in der Amtszeit des Pfarrers Valentin Morawiec
(1872 – 1891) durchgeführt. 1872 brachte der aus Reichthal stammende Orgelbauer und Organist Anton Czapka eine neue Orgel in die St. Michaeliskirche, die von Bruno Gaebel in Königsberg gebaut worden war. Das
Jahr 1873 nun war das Jahr des Treppenbaus in der Michaeliskirche. Sämtliche Treppen, die es in der Kirche gab, wurden in diesem Jahr repariert oder neu gebaut. In den darauffolgenden Jahren wurden neue Altäre in
den Kapellen errichtet. In der Nordkapelle stellte man einen dem Hl. Franziskus von Assisi geweihten Altar auf. Neben diesem Heiligen wurden noch zwei andere Franziskus-Schnitzereien aufgestellt – nämlich links
Franziskus Xaver und rechts Franziskus von Paoli. Auf dem Altar wurde auch eine aus dem 18. Jahrhundert stammende Pieta untergebracht. Ein Jahr später, im Jahr 1875 wurde ein zweiter, dem „Hl. Herzen Jesu“
geweihter Altar gebaut, der in der Südkapelle seinen Platz fand. Die Altäre, die sich bisher in den Kapellen befunden hatten, wurden in die neu eingerichtete Krankenhauskapelle verbracht, und ein Teil der
Schnitzereien und Bilder wurden in der St. Anna Kirche untergebracht.
Die Erneuerungsarbeiten an der Pfarrkirche fĂĽhrte kontinuierlich der Nachfolger von
Pfarrer Morawiec, Theodor Jaroschek (1891 – 1897), fort. Im Jahr 1894 wurde der Fußboden der Kirche ausgetauscht, und ein Jahr später die Sitzbänke. Im Jahr 1896 malte der Maler Best aus Breslau die Pfarrkirche
kunstvoll aus. Damals wurden auch im Presbyterium zwei Schnitzereien aufgestellt, rechts die des Hl. Antonius und links die des Hl. Josef. Zur gleichen Zeit verlegte man zudem die Sakristei, und zwar von der
Nordseite der Kirche zur SĂĽdseite.
Im Jahre 1935 verlor die Michaeliskirche ihre Funktion als Pfarrkirche. Der damalige
Pfarrer Paul Foik (1916 – 1945) übertrug die Funktion als Pfarrkirche auf die neu erbaute Corpus Christi Kirche.
Während der Kriegswirren des Zweiten Weltkrieges wurden durch Verordnungen des
damaligen Regimes fast alle Glocken aus der Pfarrei beschlagnahmt. Dies geschah im Jahre 1942. (Die Glocke „Erzengel Michael“ befindet sich zur Zeit im bayerischen Dorf Thalberg; die Glocke „Hl. Augustinus“,
die ebenfalls verschont blieb, wurde in Bienen am Rhein aufgehangen.)
Im Februar 1945 wurde die Michaeliskirche beraubt und verwĂĽstet. PlĂĽnderungen und
Diebstähle fanden auch noch später statt. Am 12. Mai 1947 hat die Apostolische Administration des Oppelner Schlesien 100.000 Zloty für die Reparaturarbeiten an der Michaeliskirche überwiesen. Die
Reparaturarbeiten wurden unter der Aufsicht des ersten Nachkriegspfarrers Jozef Niestony (1945 – 1957) durchgeführt. Die gesamten Arbeiten dauerten zwei Jahre, und letztendlich wurde die Erneuerung der Kirche im
Jahre 1954 beendet.
Zu dieser Zeit wurde der Giebelbogen mit Fresken ausgemalt, welche die Offenbarung des
Hl. Simon (des Karmeliten) darstellen. Neben der Gestalt dieses Heiligen, dem die Muter Gottes das Skapulier ĂĽberreicht, wurden die Heiligen Klara, Elisabeth, die Ungarin (mit Rosenkranz), und der Hl. Rochus
gemalt. Auf der linken Seite des Hauptbildes sehen wir die Hl. Hedwig (Patronin von Schlesien), den Hl. Felix (Patron von Rosenberg) sowie den Hl. Augustinus. In die Nähe der Wand malte der Künstler die Gestalten
der Hl. Anna mit Maria und die Hl. Maria mit dem Jesuskind. Die Michaeliskirche wurde erneut im Jahre 1968 renoviert. Damals fĂĽhrte der Rosenberger Maler Josef Dragon die Malerarbeiten aus. Die Kosten der
Renovierung beliefen sich auf 23.900 Zloty. In den letzten Jahren, beginnend mit dem Jahr 1994, wurde eine GeneralĂĽberholung der Michaeliskirche durchgefĂĽhrt, welche so reich an geschichtlichen Ereignissen ist, so
dass die Kirche erneut ihren Glanz erhielt und sie mit ihrer Erscheinung nicht nur die hiesige Pfarrgemeinde erfreut, sondern auch viele Gäste der Stadt.
Andreas Pawlik (aus dem Polnischen ĂĽbersetzt von Klaus Willmann
, bearbeitet von Michael Schlese)
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