Home Geschichte FKR O/S Gästebuch Forum Links Sonstiges

Die Legende von der Gründung Rosenbergs

Es geschah vor langer Zeit, so fern unserer Erinnerung, dass das menschliche Gedächtnis kaum hinreicht, es für die Nachgeborenen zu behalten:

Der edelmütige Herzog Heinrich liebte die Jagd so sehr, dass er, wenn er das Wild verfolgte, in immer weitere Jagdreviere geriet. Als er wieder einmal in unbestimmter Gegend jagte, kam er an einen Ort, der ihn faszinierte. Er hielt seine Jagdfreunde an und stieg vom Pferd, um den sich bietenden Anblick zu genießen. Der Boden unter seinen Füßen wird bald den Namen „Berg der Rose“ tragen. Der herrliche, dichte Wald und das viele Wild gefielen dem Herzog dermaßen, dass er seinen Dienern befahl ein Jagdschloss zu bauen.

Als sich dies ereignete beschlossen einige, die das Schloss erbauten, dort zu bleiben, weil sie die Gegend um das Schloss lieb gewonnen hatten. Die ehrwürdige Gattin des Herzogs, Hedwig von Andechs, kam ebenfalls dorthin. Während ihr Gatte jagte, betete sie. Als die Diener des Herzogs das sahen, bauten sie eine Kapelle. Diese befand sich unmittelbar vor dem Jagdschloss und war dem Hl. Valentin geweiht, dem Willen der Herzogin entsprechend, die es so beschlossen hatte.

Die fromme Hedwig verließ des öfteren das Schloss und begab sich mit ihren Hofdamen in die unbekannte Wildnis. Ihr ständiger Begleiter war dabei das Bildnis der Hl. Mutter Anna, welches sie an einen beliebigen Baum hängen konnte um zu beten. Während sie dies eines Tages tat, geriet sie in ein starkes Gewitter. Ohne sich um anderes zu kümmern, suchte sie schnell Schutz im Schloss und vergaß das Bild an einem der Bäume. Es war eine Kiefer, von der bald der ganze Umkreis erfahren würde.

Bald kehrte der Winter ein. Viele der Ritter, die noch den Winter blieben, stellten fest, dass es ihnen doch langweilig wurde und verließen das Schloss in alle Richtungen. Unter ihnen war ein tapferer Krieger, Zawiss genannt, der auf Abenteuer aus war und sich daher in die südlichen Länder begab. Dort nun lernte er Jolanda kennen, in die er sich verliebte, und die seine Liebe erwiderte. Beide, Jolanda und Zawiss, begaben sich in die Heimat unseres tapferen Kriegers. Weil sie jedoch noch nicht durch die heilige Ehe verbunden waren, hatte Jolanda, aus einem großen Hause namens „Berg“ stammend, einen ständigen Begleiter und Berater, den gottesfürchtigen Priester Andreas. Dieser priesterliche Begleiter unserer Jolanda, die der fremden Sprache nicht mächtig war, hatte eine Mutter, welche aus der Gegend um das Jagdschloss stammte. In Kürze erreichten Jolanda, Andreas und Zawiss diese und wohnten im Schloss, welches sie gemeinsam zum neuen Zuhause wählten. Als nun der Herzog wieder einmal dorthin kam, dienten alle Bewohner des Schlosses diesem.

Zur gleichen Zeit, sehr weit nördlich unserer Gegend lebte in einem großen Palast, am weiten Meer ein alter und kränklicher Ritter. Seine einzige Stütze war die schöne Tochter Rosa. Die Händler aus dem Süden, auf der Suche nach Bernstein an das Meer reisend, berichteten diesem Ritter und seiner erstaunt zuhörenden Rosa von wunderbaren Quellen, die alle Leiden heilen könnten. Als dies Vater und Tochter vernahmen, beschlossen sie sofort auf die Reise zu gehen, in ein unbekanntes Land, sehr weit südlich von ihrem heimatlichen Palast entfernt. Während ihrer Reise nach Süden kamen sie auch zu dem Jagdschloss des edelmütigen Herzogs Heinrich. Verzaubert von der herrlichen Natur und der lieblichen Umgebung beschlossen sie einige Tage auszuruhen. Es dauerte nicht lange, bis sich im Schloss auch andere Gäste einfanden:

Die bekümmerte Mutter Jolandas nämlich, ohne Wissen über das Befinden ihrer Tochter, befahl ihrem ältesten Sohn, dem tapferen Woko, die Tochter und Schwester zu suchen, um sich über deren Leben in der barbarischen Gegend im Norden ein Bild zu machen.

Als Woko das Schloss, auf halben Wege zwischen dem Meer im Norden und den heilenden Quellen im Süden liegend, betrat, war er starr vor Überraschung. Anstatt seine Schwester Jolanda zu begrüßen, wie es sich ziemt, stand er da wie versteinert. Mit zitternder Stimme sprach er eine ihm Unbekannte an: „Wer bist du schöne Frau? Verrate mir deinen Namen du grünäugige Frau!“ Die freundliche Rosa, obwohl sie die Sprache des fremden Woko nicht kannte, erriet sie doch sein Ansinnen und verriet ihm ihren Namen. Als dieser ihn hörte, sagte er: „O wie schön bist du unbekannte Rose, sprich weiter zu mir, denn so süß ist dein Name und er ist auch der schönste von allen. Schließen wir bitte Freundschaft, weil ich sonst vor Verzweiflung sterbe.“ Als dies der Vater von Rosa hörte, erinnerte er diese lieber an ihre gemeinsame Reise in den Süden. Daraufhin antwortete unser Held Zawiss: „Meine geliebte Jolanda hat Sehnsucht nach ihrem Elternhaus und kennt jene Quellen, die ihr sucht. Machen wir uns doch zusammen auf die Reise gen Süden, um Frau Berg zu beruhigen und alle Krankheiten zu heilen.“

So geschah es: Jolanda und Zawiss, Woko und Rosa sowie ihr kranker Vater begaben sich auf die Reise zu den wunderbaren Quellen. Als sie endlich am Ziel ihrer Reise ankamen, es war der Namenstag des Hl. Michael (der 29. September), begab sich der alte Ritter zu den Quellen und gesundete - wie es in unserer Geschichte nicht anders sein kann - durch ein Wunder. Alle zusammen begaben sich danach zu Frau Berg, die überglücklich war, ihre Tochter wieder zu sehen, und nicht einen Augenblick zögerte, dem jungen Paar den Segen zu spenden. Auch der nun nicht mehr kranke Ritter aus dem Norden, ein rüstiger Alter - wie man sagt - verweigerte nicht dem zweiten Paar seinen Segen. Ob er ein Auge auf Frau Berg warf (die vielleicht selbst eine Witwe war), ist in der Geschichte nicht überliefert.

Auf jeden Fall wurden alle Verwandten und Bekannten unserer Helden auf eine Doppelhochzeit in das Jagdschloss des Herzogs Heinrich eingeladen. So geschah es, und das Schloss wurde bald schon nach den wundersamen Reisen vom Norden in den Süden und vom Süden in den Norden Zeuge von zwei Trauungen: Zawiss heiratete Jolanda und der tapfere Ritter Woko, Jolandas Bruder, heiratete die schöne Rosa. Rosas Vater vom Meer im Norden und die Mutter von Jolanda und Woko, Frau Berg aus dem Süden, waren glücklich über die günstige Fügung des Schicksals. Unser Herzog Heinrich freute sich ob all der Fröhlichkeit seiner Untertanen sowie der befreundeten Häuser.

Sofort nach der Hochzeit beschlossen beide Paare getrennt Wohnung in der Nähe zu nehmen. Der Bau der Häuser, eins nach Norden vom Schloss hin und eins nach Süden hin, stimmte mit den Richtungen überein, aus denen die jungen Frauen stammten. Rosa bemalte ihr fertiges Haus grün wie ihre Augen und verzierte die Wände mit roten Rosen. Jolanda bemalte ihr Haus schwarz – wahrscheinlich auch ihrer Augenfarbe entsprechend. Weil sie Rosa nicht nachstehen wollte, verzierte sie ihr Haus gleichfalls mit Rosenblüten. Bald erstrahlte selbst das Jagdschloss in einer Bemalung mit Rosenblüten. Schließlich konnten die in der Nähe erbauten Häuser sich davon nicht unverändert zeigen. Es begann die Siedlung beim Jagdschloss zu wachsen, weil die Umgebung viele Wanderer dazu anregte sich hier anzusiedeln.

Um diese Siedlung Stadt nennen zu dürfen, fehlten in ihr die Kirche, das Rathaus und eine Schule. Es wurde darum beschlossen zuerst eine Kirche zu bauen, so geschah es auch: Die kleine hölzerne Kapelle wurde abgerissen und an gleicher Stelle eine hölzerne, dem Hl. Michael geweihte Kirche gebaut. Dies geschah, um die wunderbare Heilung des Vaters von Rosa am Michaelstag zu würdigen.

Während der Kirchweih weilten viele berühmte Gäste am Ort. Sie alle bestätigten, dass dieser der schönste von denen sei, die sie bisher gesehen hatten. Der erste Geistliche nach dem Hl. Adalbert, der diese Gegend einst besucht hatte, war jetzt Andreas, der Berater und Diener Jolandas. Er wurde der erste Geistliche in unserer Gemeinde. In Kürze standen ein Rathaus und später eine Schule, bald wurde diese Siedlung zur Stadt mit dem Namen „Olesno“, was soviel bedeutet, wie „vom dichten Walde umgeben“, wir kommen gleich darauf zurück. Eine längere Zeit nach dem Tode der schönen Rosa und des tapferen Woko, aus dem Geschlecht „Berg“, beschlossen die Bewohner dieser Stadt ihr den Namen ihrer Vorfahren Rosa und Berg (= Rosenberg) zu geben und so heißt sie bis zum heutigen Tage...

Der Autor der ersten schriftlichen Fassung dieser Legende, der Rosenberger Augustiner und Pfarrer, Franz-Xaver Kuschel, schrieb diese vor seinem Tode nieder. Das war vor dem 8. April 1801.

  Andreas Pawlik                                                                                                                                     zurück

Eine Stadt und zwei Namen

In ihrer Vergangenheit hatte unsere Stadt zwei Namen: Rosenberg und Olesno. Über deren Herkunft und Bedeutung gibt es manches zu erzählen.

Olesno

In sehr früher Zeit war Rosenberg (Olesno) vollständig von Wäldern umschlossen, die bis zur Stadtgrenze reichten. Mit diesem Zustand der Bewaldung ist auch der Name Olesno verbunden, weil der Wortkern einen Ausdruck für Wald darstellt. Um zu begründen, dass der Name Olesno mit „las“ (Wald) zusammenhängt, muss der Name in 3 Silben zerlegt werden. So kann man diesen Ausdruck als normale Benennung für etwas erkennen. Der nach der Trennung erhaltene Ausdruck „o-les-no“ ist nun einer etymologischen Analyse zu unterziehen.

Wie man leicht feststellen kann, ist der Wortkern „les“. Dieser benannte ursprünglich den Wald (vgl. A. Brückner, Słownik etymologiczny języka polskiego, Warszawa 1957, S. 290). Um zu verstehen, auf welche Weise das frühslawische Wort „les“ einer Veränderung auf das heutige „las“ (ebenfalls für Wald) unterlag, muss man sich mit der Erscheinung der sogenannten polnischen Lautumbildung (Umlautung) bekannt machen. Dieses Phänomen trat beginnend mit dem 10. Jahrhundert auf dem Gebiet des heutigen Polen auf. Die frühslawischen Vokale ĕ, e, ę vor den harten Konsonanten d, ł, n, r, s, t, z unterlagen einer Veränderung auf a, o oder andere Vokale (vergl. J. Raczek, Przegłos, w: Encyklopedia wiedzy o języku polskim, pod red. St. Urbańczyka, Wrocław 1978, S. 262 – 263; Wł. Kuraszkiewicz, Gramatyka historyczna języka polskiego, Warszawa 1972, S. 70 –73).

In diesem Fall interessiert uns einzig die Umbildung des Vokals „e“ zu „a“. Beispiele: Kwiat (Blume) – ursprünglich slawischer Name – kwiet, wiara (Glaube) ist altslawisch vera, ähnlich las (Wald) ursprünglich les (vgl. A. Brückner, op. cit, S. 287, 290, 611). Ein noch immer sichtbares Erscheinungsbild dieser Veränderung stellen die morphologischen Austauschmöglichkeiten der entsprechenden altpolnischen Vokale dar, die jetzt noch in der polnischen Sprache enthalten sind, z.B. las (Wald), aber – lesisty (waldig); kwiat (Blume), aber kwiecisty (blumig) u.a.

Man kann also feststellen, dass die frühere Silbe „les“ das gleiche bedeutet, was heute mit „las“ bezeichnet wird. Es bleibt noch das Problem, warum seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert, wo zum ersten Mal in den Dokumenten der Name „Olesno“ auftaucht, die Kernsilbe „les“ geblieben ist und nicht in „las“ umgebildet wurde? Möglicherweise lag das daran, dass Schlesien zur damaligen Zeit unter starkem kulturellen Einfluss des böhmischen Staates lag, wo der Prozess der Umbildung nicht auftrat. Es handelt sich dann ursprünglich um einen polnischen Ortsnamen: Der frühslawische Ausdruck für Wald „les“ wurde zur damaligen Zeit in vielen slawischen Ländern benutzt, er war auch in Schlesien gebräuchlich, im 13. Jahrhundert unterlag er der Lautumbildung. Der Name der Stadt „Olesno“ hat sich gegen dieser Umbildung gewehrt und überdauerte in ursprünglicher Ansprache bis heute. Dies ist eine Möglichkeit, die Ableitung des Stadtnamens „Olesno“ vom Wort „las“ (Wald) zu begründen.

Eine andere Argumentation sieht folgendermaßen aus: In Tschechien und anderen slawischen Ländern ist der Ausdruck „les“ in seiner ursprünglichen Weise bis zur heutigen Zeit erhalten. In der tschechischen Sprache heißt Wald „les“, ähnlich wie im Russischen: лec. Wenn man das als überzeugender ansieht, verdankt die Stadt Olesno dem Tschechischen ihren Namen, was auch nicht unwahrscheinlich ist, weil diese Sprache neben Latein bei der Ausfertigung von Dokumenten noch im 16. Jahrhundert angewandt wurde (vgl. z.B. Staatliches Archiv Breslau, Rep. 132 a, Nr. 20, 23, 25). So oder anders wäre die Bezeichnung o-les-no mit Wald zu verbinden, was auf jeden Fall (Überdauern der Lautumbildung im Polnischen oder tschechische Herkunft des Namens) anzunehmen ist.

Bleiben nur noch die Funktionen der Vorsilbe „o“ und der Nachsilbe „no“ zu beleuchten. So hat die Vorsilbe „o“ in den slawischen Sprachen früher und auch heute die Funktion, den Umstand oder die Umgebung zu beschreiben. So umfasst die Formation o + Hauptwort (Kernsilbe) + Endung etwas, was den Gegenstand (das Hauptwort, den Wortkern) näher umschreibt. Beispiele: osierdzie ist die Luftblase um das Herz; otrzewna ist das Bauchfell (die Bauchhöhle umschließend); opiłucna - die Lunge umschließend; okostna – die Knochenhaut; opieńki – um den Stock wachsende Pilze. Andere Belege für die Funktion der Vorsilbe „o“ in den slawischen Sprachen kann man im Russischen erkennen: z.B. oбoглoвe = Zaum (uzda) um den Kopf; oплeчe ist ein Teil der Kleidung, die den Rücken umschließt; oжeрeльe = Halskette, die den Hals umschließt; oшeйник – Hundehalsband; ähnlich im ukrainischen u.a., oжeрeдь - Heu um einen Pfahl geschichtet.

Eine Umschreibung der Umgebung stellen auch Tätigkeitswörter dar wie okleić = umleinen; opalić = abbrennen; okopać = behacken; okryć = bedecken u.a. (vgl. Z. Kempf, Nazwa Polski w świetle tezy „polnej“ i „leśnej“, w: Opole, R. 7, 1977, Nr. 1, S. 25). In der Bezeichnung o-les-no sagt die Vorsilbe „o“ demnach etwas aus, was umgeben ist. Mit dem Wortkern „les“ ist das Ganze eine „von Wald umschlossene Ortschaft“.

Die dritte Silbe „no“ ist charakteristisch für bestimmte Umstandswörter, genannt auch Adverbien des Grades. Diese beschreiben den Grad der Intensität z.B. chłód (Kühle) – chłodny (kühl), aber chłodno (kalt) im Moment, in bestimmter Zeit, im bezeichneten Augenblick. Das gleiche gilt für brud (Dreck), brudny (schmutzig), aber brudno - es ist sehr schmutzig (vgl. P. Bąk: Gramatyka języka polskiego, Warszawa 1979, S. 154). Das vorhandene Anhängsel „no“ unterstreicht also die Intensität, hier die Dichte des Waldes, der den Ort umgibt.

Bisher wurde lediglich die etymologische Bedeutung von o-les-no erklärt, wobei es sich um einen Namen zuerst einer Siedlung und später einer Stadt handelt. Zuerst bezeichnete es einfach einen Ort rundum von Wald umgeben, und der Ort konnte schlicht eine Waldlichtung sein. Der Name ist aber auch derzeit aktuell und entspricht geografisch der Wirklichkeit, obwohl der Ort mittlerweile viel größer ist, aber dennoch ist er bis in die nähere Umgebung von Wald umgeben.

Erstmals taucht der Name Olesno in einem Dokument aus dem Jahre 1226 auf. Spätere Schreibweisen der Stadt lauteten: „Olezno“, „Oleszno“, „Oleschnow“, „Oleßno“ und „Oleschno“.

Rosenberg

In seiner reichhaltigen Geschichte hatte Olesno auch einen anderen Namen – „Rosenberg“ („Berg der Rose“). Er tritt in deutscher Version erstmals in einem Dokument vom 1. Juli 1259 auf, in welchem ein Rosenberger namens Wocco dem Zisterziensenkloster in Hohenfurth zwei Dörfer schenkte. In dieser Urkunde tritt er als „Wocco von Rosenberg“ auf.

Ähnlich wie es Veränderungen der Schreibweise von „Olesno“ gab, wurde auch der Name Rosenberg unterschiedlich geschrieben. Er erscheint in den Formen: „Rosinberc“, „Rosinberg“, „Rosinbergk“, „Rosenberk“, „Rosemberk“, „Rozenberg“, „Rosenbergk“, „Rosennberg“, „Rosnberk“ sowie „Roßenberg“. Der Name der Stadt Rosenberg in dieser Schreibeweise tritt schon ab dem 14. Jahrhundert auf und hat sich bis 1945 erhalten. Herkunftsbeschreibungen der Bezeichnung Rosenberg gibt es viele. Lompa hat in seiner Chronik die Etymologie folgendermaßen erklärt:

„Der Name „Różana Góra“ („Berg der Rose“) soll von daher stammen, dass an der Straße vom Rathaus in südlicher Richtung viele Rosenbüsche standen und dieses Gässchen in alten Schriften „Rosenstraße“ genannt wurde.“

Wenn man diese Angabe kritisch betrachtet, so muss man feststellen, dass in den Stadtplänen der Stadt Rosenberg vom August 1810 und vom Juli 1846 Straßennamen wie „Rossengasse“ und „Rosen Gasse“ ersichtlich sind. Es ist zur Zeit schwer festzustellen, ob im Mittelalter an den heutigen Straßen Labor und Jaronia, dichte wilde Rosenbüsche standen. Eine solche Interpretation des Stadtnamens, wie sie Lompa angibt, kann akzeptiert werden, wenn man annimmt, dass wilde dichte Rosenbüsche auf dem Gebiet der Stadt wuchsen. Den Reisenden in unsere Region könnte daher der Gedanke gekommen sein, dass diese Stadt von Rosensträuchern umgeben ist, und auch ihre Lage lässt im Verhältnis zu ihrer Umgebung einen Berg erkennen.

Der Hinweis auf den Namen der Stadt Rosenberg durch Lompa ist nicht der einzige. Den Namen könnte man auch mit der Hl. Jungfrau Maria (Rosa Mystica = geistliche Rose) in Verbindung bringen. Religiöse Motive mögen unter den Bewohnern und auch Eigentümern der Stadt Anlass gewesen sein, diese Stadt unter den Schutz der Mutter Gottes zu stellen. Ein Argument dafür wäre, dass in dem Wappen der Städte Susz (ehemaliger Regierungsbezirk Elbing) und Wodzisław Śląski (früher Kattowitzer Regierungsbezirk) Rosen enthalten sind. Das erste von ihnen zeigt eine auf einem Berg stehende Madonna mit einer Rose in der Hand. Das zweite, ähnlich dem Rosenberger Wappen, enthält eine Rose, das Symbol der Jungfrau Maria, der Patronin von Wodzisław Śląski. Der deutsche Name der Stadt Susz lautete ebenfalls „Rosenberg“. Bei unserem Rosenberg hängte man zur näheren Bezeichnung „OS“ für Oberschlesien an. Es existiert also eine Verbindung zu den Namen und Wappen dieser Städte, was bedeuten kann, dass der Name der Stadt eine Beziehung zur Mutter Gottes und ihrem Symbol der Rose hat.

Die dritte mögliche Namensherkunft Rosenbergs kann man aus der vorstehenden Legende über die Anlage der Siedlung herleiten. Herzog Heinrich, der Bärtige, hatte in seinem Jagdschloss viele verschiedene Gäste beherbergt. Unter ihnen waren ein Ritter aus der Familie Berg sowie die schöne Rosa aus den nördlichen Breiten stammend. Wenn man dieser Legende glauben wollte, so käme aus der Verbindung Rosa und Berg der Name „Rosenberg“. Vorsichtig ausgedrückt erscheint diese Interpretation des Namens recht naiv. Wenn man jedoch weitere Ereignisse in Rosenberg betrachtet, die in den nächsten Abschnitten beschrieben sind, dann stößt man auf geschichtliche Persönlichkeiten wie „Wok von Rosenberg“ oder „Zawiss von Rosenberg“. Ist es hier nicht so, dass in einer Legende auch Wahrheit enthalten ist?

Berlin, den 14. April 2002       Andreas Pawlik                                                                                        zurück

Die Zollurkunde von 1226

Es ist die älteste Rosenberg betreffende geschichtliche Quelle, in welcher erstmalig der Name „Olesno“ als Handelsansiedlung genannt wird. Dieses Dokument wurde in Rosenberg durch den Breslauer Bischof Laurentius (1207 – 1232) auf die ausdrückliche Bitte des Oppelner Herzogs, Kazimierz I. (1211 – 1229), angefertigt. In der Urkunde werden die bereits früher bestehenden Zollgebühren für die Kammern in Olesno und Siewierz (eine Stadt im früheren Regierungsbezirk Kattowitz) festgeschrieben, sowie die Strafen bei Übertretung der Bestimmungen festgehalten. Die illegale Zollstelle in Lubecko (Ort bei Lublinitz) wurde aufgehoben.

”Im Namen des Herrn, Amen. Wir, Laurentius durch Gottes Gnaden Bischof von Breslau, verkünden allen Lebenden und auch zukünftigen Generationen, dass wir auf die ausdrückliche Bitte unseres auserwählten ehrwürdigen Herrn und Herzogs von Oppeln hin, unter Hinzuziehung von sachkundigen Beratern, alle Anstrengungen unternommen haben, um die alten in Vergessenheit geratenen Zollbestimmungen für Olesno und Siewierz neu zu finden und aufzuzeichnen. Nach Vereidigung derer, die wir ausgewählt haben, und die über die alten Bestimmungen Bescheid wissen, nach deren Anhörung über die angesprochenen Zölle, beschließen wir, übereinstimmend mit den Wünschen unseres erlauchten Herrn sowie nach Hinzuziehung unserer Berater, die für alle Zeiten gültigen Verordnungen:

Ein leerer Wagen, der Olesno auf dem Weg von Mähren nach Kujawien durchfährt, zahlt einen Stein Salz, und ein auf dem Rückweg befindlicher, beladen mit Heringen, soll dreißig Heringe zahlen. Andere Olesno durchfahrende Wagen, unabhängig von der Ladung und der Anzahl der vorgespannten Pferde, zahlt einen halben Skot Silber. Von jeder Frau und jedem zum Verkauf bestimmten Sklaven ist ein Skot Silber zu entrichten, ebensoviel ist für eine durchreisende Jüdin zu entrichten, auch wenn sie nicht zum Verkauf bestimmt ist.

Fremde, Reisende und Fußgänger beider Geschlechter, die mit Waren beladen sind, unabhängig davon ob sie Juden oder Christen sind und unabhängig welche Waren sie befördern, zahlen zwei Oppelner Pfennige. Einheimische Reisende und Fußgänger zahlen nichts. Ein Wagen, der Siewierz durchfährt und mit Blei beladen ist, zahlt unabhängig von der Anzahl der Pferde einen Skot Silber. Andere Wagen, die eine Genehmigung zur Durchfahrt durch Siewierz haben, zahlen einen Skot Silber, unabhängig von der Anzahl der Pferde oder der Art der Waren. Von Reisenden und Fußgängern, unabhängig ob Juden oder Christen, ist das zu erheben was für Olesno bestimmt ist. Befreit von jeglicher Abgabe sind alle Geistlichen, Ritter und Gesandten unabhängig davon, von wo sie herkommen und wohin sie reisen, sowie die örtlichen Zöllner und Münzleute.

Die Zollbestimmungen von Lubecko, die ungerecht sind und gegen weltliches und geistliches Verbot gesetzt wurden, belegten wir und belegen wir weiterhin mit der Strafe der Exkommunikation und des Bannes des genannten Herzogs sowie mit der Zahlung eines Banngeldes in Höhe von vier Mark, von denen drei an den Herzog gehen und eine Mark an den Geschädigten oder an denjenigen, der die Übertretung der Bestimmungen angezeigt hat.

Geschehen zu Olesno im Jahre des Herrn 1226 bei der Kirchenweihe in Olesno, in Anwesenheit von Sebastian, Kanzler des Herzogs Kasimir, des Magisters Herold, des Herrn Subdiakons Teodoricus, des Herren Martin Semenez, unserer Kanoniker, des Johannes, Probst von Ruda, unseres Kaplans Albert, des Lorenz Magnus, des Mazco, beide Kapellane des Herzogs Kasimir, des Andreas (Andree), des Nikolaus, des Sohnes des Vassilus, des Mistigneui (Mścigniew) und Criszononis (Krzyżan), Ritter desselben Herzogs.“

Eine Analyse dieser gut erhaltenen Pergamenturkunde (Breite 19,8 cm und Höhe 10,9 cm) erlaubt es, wesentliche Informationen über das damalige Olesno zu gewinnen. Wie leicht feststellbar ist, wurde dieses Dokument durch den Breslauer Bischof Laurentius ausgestellt, der damals Eigentümer der Zollstelle in Olesno war, welche jedoch schon früher auf diesem Gebiet existierte.

Naheliegend ist die Vermutung, dass sich jene Zollstelle, deren „alte Zollvorschriften“ verloren gingen, ursprünglich auf dem Gebiet des heutigen „Stare Olesno“ (Alt Rosenberg) befunden hatte. Diese Annahme lässt sich jedoch nicht auf die existierenden Quellen beziehen. Einzig und allein eine Betrachtung des Namen der Ortschaft in der Umgebung von Olesno nährt die Vermutung, dass „Stare Olesno“ (Alt Rosenberg) als frühere Ansiedlung schon vor dem „Neuen“ Olesno bestanden hat.

Aus den Beschreibungen der schlesischen Chroniken ist nämlich bekannt, dass in diesem Gebiet eine Seuche grassierte, die um die Wende des 12. und 13. Jahrhunderts viele Bewohner dahinraffte. Wahrscheinlich erreichte diese Epidemie auch den heutigen Kreis Rosenberg. Die Bevölkerung, die diese Seuche überlebte, siedelte in andere Gegenden um, und noch während der Dauer der Epidemie legte sie möglicherweise eine neue Siedlung an, die mit der Zeit auch den Namen Olesno bekam. Erst nach Ablauf vieler Jahre siedelte man erneut an alter Stelle. Zur Unterscheidung der zwei nahe beieinander liegenden Siedlungen nannten die Bewohner die ursprüngliche Siedlung Alt Rosenberg (Stare Olesno). Dieser Name, im Jahr 1297 erstmals erwähnt, existiert bis in die heutige Zeit.

Zurück zur Urkunde des Breslauer Bischofs Laurentius von 1226: Man kann mit Sicherheit feststellen, dass dieses Pergament mit nur einem Siegel versehen war, welches aber nicht bis in die heutige Zeit erhalten blieb. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann man annehmen, dass es sich um das Siegel des Bischofs gehandelt hat, in dessen Anwesenheit dieses Dokument ausgefertigt wurde („Nos Laurentius ... notum...“).

Anders lautende Spekulation betreffend der Ausfertigung dieses Dokuments durch einen weltlichen Herrscher wie den Oppelner Fürsten Kazimierz I. entbehren jeder Grundlage. Jener Fürst war nicht während der Ausfertigung dieser Zollurkunde für Olesno und Siewierz anwesend. Wäre dies der Fall gewesen, hätte der Schreiber diese Tatsache, dass ein weltlicher Herrscher anwesend war, erfassen müssen. In der Urkunde lesen wir lediglich, dass das Dokument auf „dringendes Ersuchen unseres erlauchten Herrn und Herzogs von Oppeln“ ausgefertigt wurde. Wenn die Ausfertigung bei Anwesenheit des Herzogs erfolgt wäre, müsste es richtig lauten: „In Anwesenheit und auf ausdrückliche Bitte des Oppelner Herzogs ...“. Diesen Ausdruck kann man in vielen zur damaligen Zeit ausgefertigten Urkunden lesen.

Das genannte Dokument erwähnt außer dem Bischof Laurentius noch zwölf Zeugen, die während der Ausfertigung in Olesno anwesend waren. Auf Grund von anderen Dokumenten aus dieser Zeit kann festgestellt werden, dass es sich im einzelnen um folgende Personen handelte:

  1. Sebastian, der Kanzler des Oppelner Herzogs Kazimierz I.;
  2. die Breslauer Kanoniker mit den Vornamen Herold (gest. 1239),
  3. Teodoryk (Teodoricus) und
  4. Martin, Sohn des Siemian;
  5. der Pfarrer aus Ruda mit Vornamen Johannes;
  6. der Kaplan des Bischofs Albert;
  7. die Kapläne des Oppelner Herzogs: Laurentius Magnus und
  8. Mazco (Maćko);
  9. ein gewisser Andree (Andreas);
  10. ein Nikolaus (gest. 1247), Sohn des Vassilus, höherer Gutbeamter des Oppelner Herzogs;
  11. ein Mścigniew, Kastelan von Oświęcim;
  12. sowie ein Oppelner Schwertträger mit dem Vornamen Krzyżan.

Zusätzlich zu den 12 erwähnten Persönlichkeiten, die bei der Erstellung dieses Dokuments als Zeugen genannt waren, ist noch der Verfasser zu erwähnen, der als Schreiber des Bischofs nach Rosenberg kam. Es war der Dekan des Breslauer Episkopats mit Vorname Viktor.

Jedem dieser anwesenden Zeugen wurde eine Bezeichnung nach Art seines ausgeübten Berufes oder seines Standes gegeben, welche auch andere ergänzende Dokumente aus dieser Zeit bestätigen. Nur dem erwähnten Andreas ist keine standesgemäße Benennung weder seiner Abstammung noch seines Berufes nach zuzuordnen. Sollte der besagte Zeuge bei der Ausfertigung der Zollbestimmungen durch Bischof Laurentius, Andreas identisch sein mit dem Pfarrer Andreas, von dem die Legende spricht (siehe oben)?

Welche Tatsachen sprechen für diese These?

Wenn wir das Dokument des Bischofs sorgfältig lesen, erfahren wir, dass die Ausfertigung der Zollbestimmungen für Olesno und Siewierz in Olesno bei der Einweihung einer Kirche stattfand („Actum in Olesno ... in consecratione ecclesie Olesnensis...“). Logisch erscheint also die Annahme, dass wenn in Olesno eine Kirche gebaut und eingeweiht wurde, auch ein Priester in dieser seinen Dienst verrichtet haben muss. Es wäre absurd eine Kirche ohne einen Geistlichen zu bauen, da sie dann leer stehen würde. Dieser Priester, vielleicht der erste in Olesno, kann - wenn man der Legende glauben darf - jener Andreas gewesen sein.

Ein anderes Argument für diese These ist das folgende: Wenn dieses Dokument in Olesno ausgefertigt wurde, so musste es durch jemanden aus dieser Siedlung gegengezeichnet worden sein. Dies konnte nur eine verantwortliche Person gewesen sein, eine würdige Person gewissermaßen. In damaliger Zeit könnte als Würdenträger des Ortes sehr wohl ein Geistlicher oder ein Kastellan gedient haben. Den letzteren gab es damals in Olesno noch nicht. Wenn man unsere Legende ernst nimmt, kann man feststellen, dass sich Pfarrer Andreas, der aus den südlichen Regionen stammte, aber seine Mutter aus der Gegend bei Rosenberg hatte, einige Zeit nach der denkwürdige Doppelhochzeit für immer in Olesno niederließ. Wahrscheinlich hat der Schreiber der Urkunde dem Andreas daher keine Funktion zugeordnet, weil er zur damaligen Zeit weder ein Priester des Bischofs noch des Herzogs war, dem eine Seelsorge über den Ort Olesno hätte obliegen können. Man kann annehmen, dass nach der Kirchweihe (also auch nach der Ausfertigung der Urkunde) der Bischof einem Priester die Pfarrei zugeordnet hat. Wenn man der Legende Glauben schenkt, kann es jener Andreas gewesen sein, der als allgemein bekannte Persönlichkeit (daher ohne näher Beschreibung) schon beim Ausfertigen der Urkunde anwesend war. Genauere Informationen zu diesem Ereignis lassen sich heute nicht mehr gewinnen, darum bleiben lediglich Annahmen, gestützt nicht nur durch die Legende, sondern auch teilweise durch eine Analyse der noch vorhandenen Dokumente.

Erwähnenswert ist die Tatsache der Kirchweihe in Olesno selbst. Nur diese Information gibt uns die Urkunde von 1226. Jede Spekulation bezüglich Form und Art der damaligen Kirche ist mit Vorsicht zu genießen. Seit Jahren vorgebrachte Berichte darüber, dass die Kirche gemauert gewesen wäre, obwohl es in der Umgegend viel Lehm gab, haben in den vorhandenen Unterlagen keine Begründung. Konzentriert man sich auf die schriftlichen Tatsachen, kann man dagegen annehmen, dass dieses Gotteshaus von Olesno aus Holz war mit den Ausmaßen der heutigen Rochuskirche.

Sicher ist lediglich, dass diese Kirche dem Hl. Erzengel Michael geweiht war, was in einer Urkunde vom 25. April 1374 nachzulesen ist. Ob an der gleichen Stelle vormals ein anderer Bau gestanden hat ist nicht bekannt. Die Legende erwähnt eine dem Hl. Valentin geweihte Kapelle, die auf die Bitte der Hl. Hedwig gebaut wurde (siehe oben). Diese Behauptung ist weder zu begründen, noch zu bestreiten. (Wie es in solchen Fällen üblich ist, bleiben lediglich Mutmaßungen, voll freier Interpretation, umgeben vom Schleier des Vergessens und heute für uns weitgehend unzugänglich, gewissermaßen halb real, halb legendär und märchenhaft.)

Man sollte an dieser Stellen erwähnen, dass nach späteren Urkunden die damaligen Bewohner von Olesno als letzte Ruhestätte für ihre Angehörigen ein kleines Grundstück außerhalb der Siedlung hinter einem Fluss mit dem schönen Namen „Ciurek Oleski“ auswählten (heute steht dort das Anwesen der Familie Cichoń).

Die Urkunde von 1226 gibt nicht nur Auskunft über gewisse Personen und Ereignisse, sondern sie gestattet auch einen Einblick in die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Darin erwähnte Waren und ihre Herkunft geben uns Aufschluss über die damals bestehenden Handelsverbindungen. Wenn man sich ähnliche Zollurkunden anschaut, z.B. der Orte: Hradec, 3.2.1078 (heute Tschechien); Oppeln, 1169; Oppau, 1198; Leobschütz, 1224; Karniów, 3.5.1247; Rattibor, 9.3.1290 und andere, kann man die damals bestehenden Handelswege rekonstruieren, die auch durch Olesno führten.

  • Einen im Dokument von 1226 erwähnten Handelsweg nannte man „Salzstraße“. Diese führte von Olmütz (in Mähren) über Leobschütz, Oberglogau, Krapkowitz, Oppeln, Olesno, Zarzysk (Skronskau), Wieluń, Sieradz, Łęczycę in Richtung auf Thorn. Aus Mähren wurde damals Salz eingeführt, Heringe aus dem Baltikum. Blei (in der Urkunde erwähnt) war ein Ausfuhrprodukt und kam aus den Gruben von Olkusch und Beuthen (Bytom).
  • Der zweite Handelsweg, der in der Urkunde nicht erwähnt ist, wurde der „Große“ oder auch der „Königsweg“ genannt (via magna, vel via regna). Dieser führte von Breslau über Olesno, Lublinitz, Woźniki, Sarsisk (Zarzyska) nach Krakau und von dort nach Lwow (Lemberg) und weiter richtung Osten.

Ohne Weiteres kann man vermuten, dass der Verkehr auf diesen beiden Handelsstraßen, die über Olesno führten, sehr stark und umfangreich war, so dass die damaligen Bewohner dieser Gegend als Händler bestimmt nicht zur ärmeren Bevölkerung gehörten. Wie aus der Urkunde des Bischofs Laurentius hervorgeht, lohnte es sich für eine uns leider nicht näher bekannte Privatperson, gegen den Willen des Bischofs und des Fürsten eine Zollstelle in Lubecko zu betreiben, die gewiss gute Einnahmen brachte und somit die Einnahmen des Bischofs und des Herzogs schmälerte. Offensichtlich war es nicht so einfach, diese Stelle zu beseitigen, wenn man die angedrohte Exkommunikation und den Bann bedenkt. Die Auseinandersetzung darüber scheint zum Zeitpunkt der Ausfertigung unserer Urkunden auch schon ihre eigene „Geschichte“ gehabt zu haben.

Der Handel auf dem Gebiet von Olesno hatte nicht nur einen Transitcharakter, sondern auch lokale Bedeutung. Wie aus dem Dokument hervorgeht, waren die ansässigen Handelstreibenden vom Zoll befreit, was sicher zur guten Entwicklung des Handels beitrug, sich aber auch für das Handwerk in der Siedlung und in ihrer Umgebung positiv auswirkte.

Aus anderen Quellen kann man erfahren, dass außer Salz, Blei und Heringen auch Wolle, Talg, Wachs und Honig, Leder und Vieh sowie selten Pferde nach Olesno eingeführt wurden. Ausgeführt wurden Web- und Tuchwaren, Schmiedewaren, Hüte sowie Karpfen, die aus den umliegenden Teichen stammten.

Am meisten erstaunt vielleicht die Aussage dieses Dokumentes über den Handel mit Sklaven, von denen eine besondere Kategorie die Jüdinnen waren. An anderer Stelle der Urkunde lesen wir aber von einer Gleichstellung im Zollrecht von Christen und Juden, die zu gleichen Zollabgaben verpflichtet waren.

Zur Erläuterung sei hier erwähnt, dass damals einem Skojec (Skot) zwei Silbergroschen entsprachen, was einen Gegenwert von einer Elle Flachsleinen darstellte. Ein besonderes Augenmerk verlangt der hohe Zoll für einen Wagen beladen mit anderen als den genannten Waren – hier ein Skojec Silber. Man kann annehmen, dass Transporte anderer Güter, z.B. teures Leder, Edelmetalle und ähnliches nicht sehr umfangreich und selten waren.

Weiter ist in dem Dokument die Rede von einer Straßensteuer, die von Fußgängern und Reisenden in Höhe von zwei Oppelner Groschen erhoben wurde. Zum 1. September 1310 wurde diese Straßensteuer an die Stadt Breslau zum Preis von 100 Mark verkauft. Der Eigentümer der Zollstelle in Olesno war zu dieser Zeit schon der Oppelner Herzog, Bolesław I. (1281 – 1313).

Befreit von Zollabgaben waren Geistliche, Ritter, Boten und herzogliche Zöllner und Münzer. Diese Tatsache ist ein Beleg für die Privilegien dieser Stände bzw. Berufsgruppen, die Vertreter von Verwaltungen, der Herrscher und der Kirche waren. Unser Dokument gilt als die älteste erhaltene Olesno betreffende Geschichtsquelle. Es informiert uns über die Verhältnisse in dieser Region, erwähnt Persönlichkeiten, die mittelbar und unmittelbar mit der Entwicklung des Handelsplatzes Olesno verbunden waren. Die Siedlung erlebte mit Beginn der 20er Jahre des 13. Jahrhunderts einen gewaltigen Aufschwung, gekrönt wurde dieser mit der Vergabe von Rechten einer Kastellanei (Schlossverwaltung) und schließlich einer Stadt.

Andreas Pawlik (aus dem Polnischen übersetztvon Klaus Willmann, bearbeitet von Michael Schlese)          zurück

Die Politische Zugehörigkeit von Rosenberg bis 1396

Die Frage der politischen Zugehörigkeit von Rosenberg / Olesno, beginnend mit der Zeit als Handelsort bis 1396, wird ausgesprochen kontrovers diskutiert. Unter den heutigen Geschichtsforschern über Schlesien ist dieses Problem nicht einheitlich gelöst worden:

Festzustellen ist zunächst, dass in den Jahren 830 – 906 das Gebiet von Olesno dem Großmährischen Reich zugehörte. Anschließend, in den Jahren 921 – 989, gehörte es zu Böhmen, im Jahr 929 wurde es Lehen des Deutschen Königreiches. Am 2. Februar 962 wurde Otto I., der Große (936 – 973), durch Papst Johannes XII. (955 – 964) zum Deutschen Kaiser gekrönt (Hl. Römisches Reich). Ab diesem Datum also gehörte das Gebiet von Olesno zum sogenannten Ersten Reich.

Um 990 im Zusammenhang mit der damaligen politischen Ereignisse, nämlich der Vereinigung der ethnischen polnischen Lande unter der Herrschaft von Mieszko I. (966 – 992), befand sich das Gebiet von Olesno auf dem Territorium des damaligen Polens und blieb dort bis 1038. Danach kam es wieder unter die Herrschaft Böhmens, als Lehen des Ersten Reiches. Diese Zugehörigkeit dauerte bis 1050, als sich das Gebiet von Olesno wiederum im Besitz des polnischen Königreichs befand, wo es bis zu dessen Aufteilung, also bis zum Jahre 1138 verblieb. Mit diesem Jahr beginnend kam Olesno zum schlesischen Herzogtum, um anschließend ab 1201 dem Oppelner Herzogtum unter dem Herrscher Mieszko I., dem Wankenden, anzugehören. Dieser verstarb 1211, und nach ihm übernahm das Oppelner Herzogtum Kazimierz I., der bis zu seinem Tode am 13. Mai 1229 herrschte.

Nach Informationen aus vorhandenen Unterlagen ist sicher, dass im Jahre 1226 Olesno zum Oppelner Herzogtum gehörte. Dieses ist im Dokument des Breslauer Bischofs Laurentius auch zu lesen, der auf ausdrückliche Bitte des damaligen Herrschers dieses Landes die Zollbestimmungen für die Zollstellen in Olesno und Siewierz festschreiben ließ. Wie schon erwähnt, verstarb der Oppelner Herzog, Kazimierz I., am 13. Mai 1229. Dieses Datum ist bezüglich der politischen Zugehörigkeit von Olesno eine Zäsur, weil danach die politische Zugehörigkeit Schlesiens als Ganzes keine Anhaltspunkte gibt, zu welchem der schlesischen Herzogtümer das Gebiet von Olesno eigentlich gehörte.

Außerdem ergibt sich noch ein weiteres Problem: Wie ist es möglich, dass das zum Oppelner Herzogtum gehörende Gebiet von Olesno vom Breslauer Herzog Heinrich I., dem Bärtigen, aufgesucht wurde, obwohl ihm dieses Territorium nicht gehörte. Und wie kann es sein, dass er hier ein Jagdschloss erbauen ließ? Dieses ist nicht nur in der obigen Legende von der schönen Rosa und dem edelmütigen Ritter Woko zu lesen, sondern auch in der Chronik des Priors der Augustiner, August Blazik, der am 11. August 1708 an der Pest in Olesno verstarb. Die gleiche Information kann aus der kurzen Geschichte der Pfarrei von Olesno gewonnen werden, die auf dem Bild des Oppelner Herzogs, Własysław II. (1356 – 1401), niedergeschrieben war. Das Bild hing ursprünglich im Kloster der Augustiner und später in der Pfarrei und verbrannte angeblich im Jahre 1945. Aus den Angaben auf diesem Bild schöpften offensichtlich sowohl Prior Blazik als auch nach ihm Pfarrer Franz Kuschel (1786 – 1801), die beide die Gründung von Olesno Heinrich dem Bärtigen zuschrieben. Mit dieser Überlieferung befassten sich die späteren Forscher über Olesno, Friedrich Zimmermann und Josef Lompa, die sich ohne Bedenken auf die Angaben der Chronik von Prior Blazik beriefen. Auf jeden Fall ist die Chronik vom Anfang des 13. Jahrhunderts das älteste geschriebene Dokument, das besagt, dass Herzog Heinrich I., der Bärtige, im Jahre 1208 auf dem Gelände des heutigen Olesno ein Jagdschloss erbauen ließ.

Kann man dieser Information glauben schenken?

Es ist nicht ausgeschlossen, dass dem so gewesen ist und das Jahr 1208 als Baujahr des herzoglichen Anwesens auf dem Territorium von Olesno angesehen werden kann, so dass sich der Breslauer Herzog, obwohl das Land zum Oppelner Herzogtum gehörte, hier niederließ. Heinrich I. und der damalige Herrscher des Herzogtums Oppeln, Mieszko I., der Wankende, waren nämlich miteinander nah verwandt. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass das auf Initiative des Breslauer Herzogs erbaute Schloss auch als Ruheort und Raststätte sowie zu Lustspielen für die Angehörigen des Oppelner Herzogs diente.

Im späten Mittelalter waren die Grenzen zwischen den Herzogtümern einerseits vertraglich vereinbart, andererseits konnte es sich durchaus ergeben haben, dass sich ein Ort in Grenznähe zum Herzogtum Oppeln, dem Breslauer Herzog zum Bau eines Jagdschlosses anbot, was nun nicht unbedingt der politischen Zugehörigkeit des Gebietes widersprechen musste. Wenn man dies mit den heutigen Zuständen vergleicht, kann man feststellen, dass viele Bürger in anderen Ländern Ferienhäuser besitzen, obwohl sie nicht Bürger diese Landes sind, wie es auch in diesem Fall gewesen sein mag.

Ein anderes Beispiel für den lockeren Zusammenhang zwischen lokalen Ereignissen und der politischen Gesamtlage ist ein Dokument aus dem Jahre 1228: In diesem Jahr wurde ein Vertrag zwischen dem Abt des Augustinerordens auf dem Sande in Breslau, Witosław (1209 – 1230), und dem Breslauer Herzog, Heinrich der Bärtige, über das Dorf Zarzyska (Sarsisk, heute Skrońsko) niedergeschrieben. Das Gebiet, in dem das Dorf lag, gehörte zum Oppelner Herzogtum, regiert von Kazimierz I.

Fassen wir zusammen: Die politische Zugehörigkeit von Olesno im Jahre 1208 zum Oppelner Herzogtum schloss den möglichen Bau eines Jagdschlosses des Breslauer Herzogs Heinrich I., des Bärtigen, nicht aus. Jedoch sind die Ansichten Lompas, der das Schloss als Wehrburg gegen die Tataren bezeichnet, falsch und entbehren jeder Grundlage. Dieses Schloss war auf der Westseite der heutigen Michaeliskirche gebaut worden, also dort wo sich heute die Grünanlage befindet.

Zurück zur politischen Zugehörigkeit des Ortes ab dem Jahre 1208.

Man stößt auf weitere Probleme der Interpretation der geschichtlichen Tatsachen. Der Tod des Oppelner Herzogs, Kazimierz I. (13. Mai 1229), bedeutet ohne Zweifel das vorläufige Ende der Zugehörigkeit von Olesno zum Herzogtum Oppeln. Der nahe Verwandte Kazimierz I., der uns schon bekannte Heinrich I. bot der Witwe des Kazimierz, Wiola (gestorben 1251), und ihrem minderjährigen Söhnen, dem damals 10jährigen Mieszko, sowie dem 5jährigen Władysław Schutz und Hilfe an. Auf diese Weise gelangte das Herzogtum Oppeln und zusammen mit ihm das Gebiet von Olesno unter die faktische Herrschaft des Breslauer Herzogs, Heinrich des Bärtigen, der am 19. März 1238 in Krosno starb.

Erst nach dessen Tode übernahm der rechtmäßige Nachfolger, als Herzog Mieszko II., der Dicke, die Herrschaft über das Herzogtum Oppeln und somit auch über Olesno. Nach Mieszko dem Dicken regierte von 1246 an im Herzogtum Oppeln Władysław I., und sein Nachfolger wurde im Jahre 1282 Bolesław I. Nach dessen Tode übernahm Bolesław II. die Herrschaft im Jahre 1313. Bolesław II. regierte das Oppelner Herzogtum bis 1356. Nach ihm erbte das Herzogtum und damit auch Olesno Władysław II., der bis zum Jahre 1396 regierte.

Aus dem gesagten geht hervor, das in den Jahren 1229 bis 1238 Olesno vorübergehend zum Herzogtum Breslau gehörte, jedoch in den Jahren 1238 bis 1396 befand es sich wieder unter der Hoheit des Oppelner Herzogtums. An dieser Stelle wäre noch darauf hinzuweisen, dass das Oppelner Herzogtum ab dem Jahre 1327 Lehen Böhmens war und weiterhin ein Lehen des Ersten Reiches.

So sieht also die politische Zugehörigkeit des Gebietes von Olesno / Rosenberg in Kurzform aus:

  • Von 830 – 906                          zum Großmährischen Reich
  • Von 921 – 989                          zu Böhmen (Čechy, von 929 Lehen des deutschen Königreichs, von 962                                                         Kaiserreich, Erstes Reich)
  • Etwa um 990 – 1039                 zu Polen
  • Von 1039 – 1050                      zu Böhmen (Lehen des Ersten Reiches)
  • Von 1050 – 1138                      zu Polen
  • Von 1138 – 1201                      zum Herzogtum Schlesien
  • Von 1201 – 1229                      zum Oppelner Herzogtum
  •                                                unter Mieszko I, der Wankende, bis 1211
                                                   unter Kazimierz I. bis 1229
  • Von 1229 – 1238                      zum Herzogtum Breslau
  •                                                unter Heinrich I., der Bärtige
  • Von 1238 – 1396                      zum Oppelner Herzogtum
  •                                                unter Mieszko II., dem Dicken, bis 1246
                                                   unter Władysław I. bis 1282
                                                   unter Bolesław I. bis 1313
                                                   unter Bolesław II. bis 1356
                                                   unter Władysław II. bis 1396

 Andreas Pawlik (aus dem Polnischen übersetzt von Klaus Willmann, bearbeitet von Michael Schlese)        zurück