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Wahlen 1848 bis 1933

Überwiegend konservativ, teilweise katholisch, stark auf Personen fixiert wählten die Rosenberger bis zum Ende des Ersten Weltkrieges; in der Weimarer Republik (1919 – 1933) spielten die parteipolitischen Inhalte eine stärkere Rolle.

Das lernen wir, wenn wir uns die Wahlergebnisse fĂĽr den Kreis Rosenberg fĂĽr den Zeitraum von 1848 bis 1933 anschauen, sowohl bei den Wahlen zum PreuĂźischen Landtag als auch zum Reichstag:

Die erste „moderne“ Wahl im Kreis Rosenberg fand im Jahr 1848 statt. Am 1. Mai 1848 wurden Urwahlen zum Preußischen Landtag (Preußische Nationalversammlung) durchgeführt. Der Preußische Landtag bestand aus zwei Kammern: Die erste Kammer nannte sich Preußisches Herrenhaus; seine Mitglieder berief der König. Die zweite Kammer, das Preußische Abgeordnetenhaus, wurde indirekt von der wahlberechtigten Bevölkerung gewählt.

Alle männlichen Bewohner von Preußen, die das 24. Lebensjahr vollendet hatten, waren verpflichtet, Vorschläge für die sogenannten Wahlmänner per Post abzugeben; sie hatten auf einem Zettel jeweils den Namen ihres Kandidaten an das Wahlkomitee nach Kreuzburg zu schicken. Fürsorgeempfänger und Soldaten im Dienst waren davon ausgenommen. Die ausgewählten Wahlmänner sollten dann die zukünftigen Abgeordneten wählen.

Diese zweite Stufe der Wahl fand am 8. Mai 1848 statt. Im Wahlkreis 103 - Oppeln Nr. 1, den Rosenberg und Kreuzburg gemeinsam bildeten, hatte man zwei Abgeordnete für den Preußischen Landtag zu bestimmen. Aus dem Kreis Rosenberg wurde Martin Gorzołka gewählt.

Der erste Abgeordnete fĂĽr den Kreis Rosenberg wurde am 9. November 1808 in GroĂź-Borek geboren. Dort hatte er als Bauer eine ca. 15 ha groĂźe Landwirtschaft. GorzoĹ‚ka konnte kaum deutsch, deshalb hat er im Landtag nie eine Rede gehalten. Aus seiner Korrespondenz erfahren wir, dass er fĂĽr die Abschaffung der Jagdprivilegien der Adligen gestimmt hat. AuĂźer der Forderung, die den Bauern das Jagen ermöglichen sollte, hat sich GorzoĹ‚ka fĂĽr die Verfassung als ein Werk des Parlamentes eingesetzt. Er stand damit im Gegensatz zu anderen Abgeordneten, welche die zukĂĽnftige Verfassung als einen einmaligen Akt des Königs  ansahen. GorzoĹ‚ka unterstĂĽtzte darĂĽber hinaus BemĂĽhungen, die recht friedlich waren; z.B. der RĂĽckzug der Armee aus Berlin, die Schaffung eines dauerhaften inneren Friedens und die Einstellung aller Gerichtsprozesse, die gegen Bauern im Rosenberger Kreis angestrengt worden waren, wegen deren Protesten gegen zu hohe Steuern. Insgesamt waren das 92 Fälle.

Auf Grund einiger Missverständnisse, die ihren Ursprung nicht nur in mangelhaften Kenntnissen der deutschen Sprache hatten, sondern auch in dem Versuch der dauernden Durchsetzung Rosenberger Lokalinteressen, wurde Gorzołka am 7. November 1848 beurlaubt. Nach Berlin kam sein Stellvertreter Joseph Ligendza, auch ein Bauer aus Groß-Borek. Am Tag seiner Ankunft in Berlin wurde jedoch eine Sitzungspause des Preußischen Landtages ausgerufen. Kurz danach hat der preußische König, Friedrich Wilhelm IV. (1795 – 1861), am 10. Dezember 1848 den gerade erst gewählten Preußischen Landtag aufgelöst und Neuwahlen anberaumt.

Die neue Wahl für den Preußischen Landtag fand Ende Januar, Anfang Februar 1849 statt. Damals wurde Martin Gorzołka abermals zum Abgeordneten gewählt. Der Landtag wurde jedoch schon im April 1849 vom König wieder aufgelöst.

Nach dem schwierigen Start des preußischen Parlamentarismus wurde per Verordnung des Königs vom 30. Mai 1849 das Dreiklassenwahlrecht eingeführt, welches bis 1918 in Preußen in Kraft blieb.

Die Abgeordneten wurden indirekt, also über Wahlmänner, gewählt. Dazu teilte man die Wähler je nach ihren Steuerzahlungen in drei Klassen ein. Der ersten Klasse gehörten Wahlberechtigte mit besonders hohem Steueraufkommen, in der Regel Großgrundbesitzer und Adlige, der zweiten Klasse Bürger mit mittlerem Steueraufkommen, meist Kaufleute an, und alle übrigen gehörten zur dritten Klasse. Tatsächlich umfasste die dritte Klasse ca. 83% der Wähler. Die Stimmen der ersten Klasse hatte ungefähr das 17,5fache Gewicht der Stimme der Wähler der dritten Klasse. Außerdem konnte das Wahlverhalten wirksam beeinflusst werden, weil die Wahl nicht geheim war. Die Wahlmänner wählten die Abgeordneten gemeinsam, in öffentlicher und mündlicher Wahl.

Die nächste Wahl zum Preußischen Landtag fand im Juli 1849 statt. Wie bei den letzten Wahlen wurde – nun schon das dritte Mal – der Bauer Gorzołka gewählt. Diesmal versuchte dieser, mit seiner ganzen Kraft allen Abgeordneten die Situation der oberschlesischen Bauern darzustellen. Zusammen mit einem Abgeordneten aus Beuten, dem Priester Szafranek, berichtete er auf einer Kommissionssitzung über Armut und Ausbeutung von Bauern, die in Oberschlesien lebten. Gorzołka beschuldigte die vor Ort ansässigen Adligen, für die katastrophale Situation der Bauern im Kreis Rosenberg verantwortlich zu sein. Seine Bemühungen ernteten aber nur oberflächliches Entsetzen und scheinbare Betroffenheit. Die Legislaturperiode des Preußischen Landtages endete am 19. Mai 1852. Der erste Abgeordnete aus dem Rosenberger Kreis wurde nun nicht mehr wiedergewählt. Er starb in seinem Heimatdorf im Jahr 1876.

Fast gleichzeitig mit den Wahlen zum PreuĂźischen Landtag fanden auch Wahlen zur  Deutschen Nationalversammlung statt, die eine Verfassung erarbeiten sollte, um die absolute Königsmacht zu begrenzen. Am 10. Mai 1848 wurde die Urwahl durchgefĂĽhrt, mit der wieder zunächst die Wahlmänner zu bestimmen waren. Danach, eine Woche später, am 17. Mai 1848 fand die zweite Stufe der Wahl statt. Aus den Kreisen Rosenberg und Kreuzburg, die zu einem Wahlkreis zusammengelegt worden waren, wurden zwei Abgeordnete bestimmt. Den Kreis Rosenberg repräsentierte Christian Minkus.

Der Trödelhändler aus Marienfeld wurde am 11. Mai 1770 dort geboren. Auf Grund seiner Tätigkeit war er ziemlich bekannt und beliebt unter den Bauern im Kreis Rosenberg. Minkus konnte interessant und lange über Politik reden, und diese Eigenschaften brachten ihm sehr viele Zuschauer und Kunden. Mit der Zeit gewann der Händler aus Marienfeld ein gewisses Vertrauen und wurde als Abgeordneter der Deutschen Nationalversammlung gewählt. Der schon 78jährige Minkus konnte aber kaum deutsch, und auch auf Grund seiner Altersschwächen (u.a. seiner Schwerhörigkeit) hatte er große Probleme mit der Verständigung. Wahrscheinlich aus Versehen trug er sich in die Liste einer Bauernpartei namens „Deutscher Hof“ ein und wurde damit gleichzeitig deren Mitglied.

Trotz seines hohen Alters versuchte sich Minkus sehr stark fĂĽr die Verbesserung der Situation der oberschlesischen Bauern zu engagieren. Seine Forderungen diesbezĂĽglich kennen wir nur aus seiner Korrespondenz, weil er – wie GorzoĹ‚ka - keine Parlamentsrede gehalten hat. Während der Legislaturperiode der Deutschen Nationalversammlung (18.05.1848 – 30.05.1849) in Frankfurt am Main wurde Minkus von einigen links orientierten Abgeordneten unterstĂĽtzt. Er nahm siebenmal an Sitzungen der Bauernkommission teil. Dort musste seine Ă„uĂźerungen ein Abgeordneter aus Oels, Karl Rössler, ins Deutsche ĂĽbersetzen. Im September 1848, während der Herbstpause der Nationalversammlung, kam Minkus nach Marienfeld  zurĂĽck. Aufgemuntert durch die revolutionäre Stimmung in den Strassen von Frankfurt, empfangen durch auf eine bessere Zukunft hoffende Bauern aus seinem Wahlkreis, kam er auch nach Rosenberg und Landsberg, wo es zu gewissen Unruhen kam. Die Eskalation der Konflikte richtete sich in erster Linie gegen die hiesigen Beamten und Dorfbesitzer, welche die Bauern im Rosenberger Kreis besonders unterdrĂĽckten. (Die Armut und enorme Ausbeutung der dortigen Bauern waren wahrscheinlich am extremsten in Oberschlesien.) Die Unruhen sind jedoch durch das weise Handeln des Oppelner Kommissars Christian Schemmel, dem späteren Landrat von Rosenberg (1849 – 1862), beigelegt worden.

Nach der Auflösung der Deutschen Nationalversammlung durch den König am 30. Mai 1849 kam Christian Minkus nach Marienfeld zurück. Er starb kurz danach am 20. November 1849 im Alter von 79 Jahren.

Bei den nächsten drei Wahlen zum Preußischen Landtag (1852, 1856 und 1859) wurde Christian Schemmel, der damalige Rosenberger Landrat (1849 – 1862), gewählt.

In der Legislaturperiode von 1856 bis 1859 repräsentierte den Kreis Rosenberg im Preußischen Landtag bereits der neue Rosenberger Pfarrer, Heinrich Strauß (1857 – 1871).

Heinrich Strauß wurde am 6. Januar 1812 in Marzdorf bei Zopten als Sohn des Generalpächters des dortigen Gutes, Franz Strauß, geboren. Er besuchte das Matthiasgymnasium in Breslau und kam zuerst als Kaplan nach Oltaschin bei Breslau. Danach wurde er im Jahr 1838 als Religionslehrer an das Gymnasium nach Ratibor versetzt. Von 1847 bis 1852 wurde er Pfarrverweser und Kreisschulinspektor des Kreises Kosel. In dieser Zeit arbeitete er in Groß-Niemsdorf. 1852 wurde Heinrich Strauß Pfarrer in Guttentag, wo er bis 1857 seelsorgerische Arbeit leistete. Nach dem Tod des Pfarrers Mathias Ludynia (1856) wurde Strauß nach Rosenberg versetzt. Politisch betrachtet war er „ein Mann des Ausgleiches und der völkischen Versöhnung“. Erzpriester Strauß arbeitete in Rosenberg bis zu seinem plötzlichen Tod durch einen Schlaganfall am 26. Juli 1871. Seine letzte Ruhe fand Pfarrer Strauß neben seiner Mutter auf dem alten Friedhof der Corpus Christi Kirche.

Zum Norddeutschen Reichstag wurden leider keine Kandidaten direkt aus dem Kreis Rosenberg bestimmt.

Beginnend Mitte der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts rivalisierten im Wahlkreis Kreuzburg-Rosenberg drei Richtungen:

  • eine kulturkämpferisch-freikonservative, die von dem MitbegrĂĽnder der Reichspartei, Eduard Graf von Bethusy-Huc, angefĂĽhrt wurde,
  • eine katholisch-konservative und
  • seit 1870 das Zentrum.

Die Konservativen standen im Gegensatz zu den politisch Liberalen. Die konservative Partei in Deutschland war nach 1870 in die Deutschkonservative Partei und in die Freikonservativen gespalten. Die Freikonservativen (gegründet 1866) waren eine gemäßigt konservative Partei im preußischen Abgeordnetenhaus: im Deutschen Reichstag wurden sie Deutsche Reichspartei genannt. „Deutschkonservative Partei“ ist seit 1876 der Name der früheren Anhänger der streng konservativen Partei im Deutschen Reichstag und im preußischen Landtag.

Die Zentrumspartei (Deutsche Zentrumspartei, Zentrum) wurde 1870 gegründet. Sie war die Partei des politischen Katholizismus und stand während des Kulturkampfes im scharfen Gegensatz zu Bismarck und den Liberalen. Das äußerte sich u.a. auch in ihrem Eintreten für die Erhaltung des Religionsunterrichtes in polnischer Sprache, dort, wo auch in den Familien Polnisch gesprochen wurde. Als letzte bürgerliche Partei löste sich das Zentrum 1933 auf.

Bei den Wahlen zum Preußischen Landtag im Jahr 1862 wurde zum ersten Mal ein Enkel des ehemaligen Besitzers von Rosenberg, des Grafen Ernst von Bethusy-Huc (1764 – 1831), Graf Eduard von Bethusy-Huc gewählt.

Eduard Georg Graf von Bethusy-Huc wurde am 3. September 1829 in Bankau geboren. Nach der Erziehung durch seinen Onkel Eugen (1805 – 1890) besuchte er das Gymnasium in Halle und Dresden. Dort machte er mit 17 Jahren sein Abiturientenexamen. Dann studierte er in Bonn und Breslau. Nach dem Studium reiste er in den Orient. Diese Expedition dauerte zwei Jahre. Am 8. Oktober 1854 verlobte sich Eduard mit Emmy von Ohlen-Adlerskron. Die Hochzeit fand am 14. April 1855 statt. Aus dieser Ehe stammen sieben Kinder. Im Jahr 1856 wurde Eduard Georg in den Kreistag gewählt. Im Herbst des Jahres 1862 wurde er dann zum ersten Mal in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt, dem er bis 1879 ununterbrochen angehörte. Zuerst schloss er sich der konservativen Fraktion an, trat aber bald aus ihr aus, weil seine liberalen Ansichten über innere Politik mit denen der Fraktion nicht übereinstimmten. Schon 1860 hatte er eine Schrift über „Die Ständischen Rechte mit Bezug auf Polizei und Kreis“ veröffentlicht, die im Gegensatz zu den Ansichten der äußersten Rechten stand. Aus dieser Zeit stammt seine wahrscheinlich bedeutendste Parlamentsrede, in der er unter anderem ausführte: „Es ist besser, mangelhafte Gesetze streng zu handhaben, als die besten der Welt mangelhaft zu befolgen, aber gerade darum wünschen wir, dass solche Gesetze gegeben werden, deren Verfolgung leicht ist, d.h. solche, welche, an naturwüchsige historische Verhältnisse sich anschließend, die natürliche Fortbildung der materiellen und geistigen Interessen des Volkes auf möglichst zwanglose Weise fördern.“

Im August 1866 gründete Eduard Georg die Freikonservative Partei, deren wesentlichste Unterscheidung von den Nationalliberalen darin bestand, dass sie, wie ihr politischer Führer unser Graf von Bethusy-Huc bemerkte, nicht propagierte: „Freiheit, Einheit, Macht“, sondern: „Macht, Einheit, Freiheit“. Namentlich übte er im konstituierenden Reichstag des Norddeutschen Bundes (1867 – 1870) einen hervorragenden Einfluss durch seine vermittelnde Tätigkeit zwischen den Liberalen und der Regierung aus. 1871 nahm die Partei den Namen „Deutsche Reichspartei“ an.

In den ersten Jahren nach dem Krieg mit Frankreich war die Regierung wegen des heftigen Kampfes mit der ultramontanen (pro päpstlichen) Partei im sogenannten Kulturkampf genötigt, sich auf die Liberalen zu stützen. In dieser Zeit förderte Graf Eduard das Zustandekommen der Verwaltungsreform und der neuen Kreisordnung, welche die Selbstverwaltung stärkte. 1873 bis 1879 war der Graf Vizepräsident des Abgeordnetenhauses. Danach zog er sich vom politischen Leben zurück und wurde Landrat des Kreises Kreuzburg (1880 – 1885).

Während seines ganzen Lebens war er ein glühender Verehrer Bismarcks, wenn er auch nicht überall seine Ansichten teilte. In seinen Tagebüchern lesen wir u.a. über die Lebensnotwendigkeiten eines modernen Staates, dass „ohne die absolute Einheit dem Ausland gegenüber jedes Staatengebilde nur eine Konglomeration positiver und negativer Größen sei, die sich gegenseitig aufhöben, statt sich zu verstärken“.

Eduard Georg Graf von Bethusy-Huc starb am 19. November 1893. Sein Fraktionskollege Kardorff, mit dem er seit der Studentenzeit befreundet war, sagte an seinem Grab von ihm: „Seine Bedeutung lag in seinem politischen Scharfblick; in der schnellen Beurteilung der politischen Situation, in dem für den Staatsmann unerlässlichen Unterscheidungsvermögen zwischen kleinen und großen, wichtigen und unwichtigen Dingen, in dem großen, weiten Blick, mit welchem er die ganze Kulturentwicklung Preußens, Deutschlands und der gesamten Welt zu umfassen vermochte.“

Nun zu den Wahlergebnisse im einzelnen; basierend auf den Akten, die sich in Berliner Archiven befinden, kann man folgende Daten ermitteln:

Bei den Urwahlen zum Preußischen Landtag, die am 30. Oktober 1867 stattgefunden haben, wurden im Wahlkreis Kreuzburg-Rosenberg 310 Wahlmänner gewählt. Davon erschienen in Kreuzburg am 17. November 1867 287 (92,6%). Als erster Kandidat zum Preußischen Landtag erhielt Eduard Georg Graf von Bethusy-Huc von der Reichspartei 275 Stimmen (das waren 95,8%); der zweite Kandidat der Konservativen, Heinrich von Aulock aus Kostau, erhielt 214 Stimmen der 250 abstimmenden Wahlmänner (85,6%).

In den Jahren von 1870 bis 1913 gab es folgende Wahlergebnisse zum PreuĂźischen Landtag:

Wahl am 9. (Urwahl) / 16. November 1870 (Abgeordnetenwahl durch die Wahlmänner):

  1. Eduard Graf von Bethusy-Huc von der Reichspartei erhielt 176 Stimmen (57,7%),
  2. Erzpriester Funke (Bodland) vom Zentrum erhielt 152 Stimmen (50,5%).

Wahl am 28. Oktober / 14. November 1873:

  1. Eduard Graf von Bethusy-Huc 190 Stimmen (60,3%),
  2. Felix von Studnitz, Kandidat der Konservativen, erhielt 187 Stimmen (59,0%).

Heinrich von Aulok aus Kostau und Schulze Hein aus Wyssoka, beide Kandidaten der Zentrumspartei, kamen nicht ins Abgeordnetenhaus. Der Adlige erhielt 41% der Stimmen und der Schulze aus Wyssoka 38,4% der Stimmen.

Wahl am 20. / 27. Oktober 1876:

  1. Eduard Graf von Bethusy-Huc 186 Stimmen (59,2%),
  2. Felix von Studnitz 185 Stimmen (59,3%).

Wahl am 30. September / 17. Oktober 1879:

  1. Maximilian Clairon d´Haussonville, Kandidat der Reichspartei, 201 Stimmen (73%),
  2. Eduard Graf von Bethusy-Huc, ebenfalls Kandidat der Reichspartei, 192 Stimmen (71,6%).

Der Kandidat des Zentrums, Heinrich von Aulock, wurde wie bei den letzten Wahlen nicht gewählt. Erst am 3. Januar 1880, nach dem Rückzug des Grafen von Bethusy-Huc, kam von Aulock ins Abgeordnetenhaus (Ersatzwahl vom 3.07.1880). Im April 1881 ist d´Haussonville aus der Reichspartei ausgeschieden und wurde bei der Ersatzwahl am 20. Juni 1881 als Kandidat der Konservativen wiedergewählt (77,3%).

Wahl am 19. / 26. Oktober 1882:

  1. Heinrich von Aulock, Zentrumspartei, 174 Stimmen (55,1%),
  2. Maximilian Clairon d´Haussonville, konservative Partei, 183 Stimmen (59,0%).

Heinrich von Aulock starb am 5. März 1885. Eine Ersatzwahl wurde nicht mehr durchgeführt.

Wahl am 29. Oktober / 5. November 1885:

  1. Joachim Graf von Zieten aus Arnoldsdorf, Kandidat des Zentrums, erhielt 163 Stimmen (51%),
  2. Otto von Watzdorf aus Schönfeld, Kandidat der Konservativen, erhielt 169 Stimmen (53%).

Am 2. April 1887 verlor Graf Watzdorf sein Mandat. An seiner Stelle wurde wieder Maximilian Clairon d´ Haussonville gewählt.

Wahl am 30. Oktober / 6. November 1888:

  1. Maximilian Clairon d´Haussonville, Konservative, 164 Stimmen (53,8%),
  2. Joachim Graf von Zieten, Zentrum, 158 Stimmen (52,5%).

Wahl am 31. Oktober / 7. November 1893:

  1. Edmund Gliszczyński, General z. D. („zur Disposition“), Zentrum, 270 Stimmen (94,1%),
  2. Artur von Prittwitz aus Neudorf, Konservative, 289 Stimmen (100%).

Am 16. Oktober 1896 starb Gliszczyński. Bei der Ersatzwahl am 11. Januar 1897 wurde der Rechtsanwalt aus Kreuzburg, Alois Mücke, Kandidat des Zentrums, gewählt mit 234 Stimmen (100% der anwesenden Wahlmänner).

Wahl am 27. Oktober / 3. November 1898:

  1. Alois MĂĽcke, Zentrum, 299 Stimmen (100%),
  2. Artur von Prittwitz, Konservative, 167 Stimmen (54,8%).

Wahl am 12. / 20. November 1903:

  1. Artur von Prittwitz, Konservative, 336 Stimmen (99,4%),
  2. Gustav Graf von Ballestrem, Zentrum, 300 Stimmen (88,8%).

Am 25. Januar 1906 ist Artur von Prittwitz gestorben. Bei der Ersatzwahl am 7. April 1906 wurde mit 309 Stimmen (100%) Paul von Prittwitz aus Skalung gewählt, auch ein Kandidat der Konservativen.

Wahl am 3. / 16. Juni 1908:

  1. Paul von Prittwitz, Konservative, 358 Stimmen (99,7%),
  2. Gustav Graf von Ballestrem, Zentrum, 260 Stimmen (72,4%).

Der Graf von Ballestrem starb am 24. April 1909. Bei der Ersatzwahl am 12. Juni 1909 wurde Leopold Graf von Zieten aus Smolitz mit 237 Stimmen (72,9%) als Kandidat des Zentrums gewählt.

Wahl am 16. Mai / 3. Juni 1913:

  1. Paul von Prittwitz, Konservative, 362 Stimmen (98,9%),
  2. Leopold Graf von Zieten, Zentrum, 336 Stimmen (98,0%).

Soweit die Daten im Ăśberblick. Wie kamen nun die Wahlergebnisse im einzelnen zustande?

Im Jahr 1870 wurde der protestantische Graf von Bethusy-Huc von den beiden konservativen Gruppen (kulturkämpferisch-freikonservative und katholisch-konservative) gegen das Zentrum unterstützt. Andererseits wurde der Zentrumskandidat, Pfarrer Funke, durch die konservativ-katholischen Wahlmänner gewählt.

1873 und 1876 bildeten die beiden konservativen Parteien ein Teilungsabkommen gegen das Zentrum; 1879 einigten sich beide Parteien auf zwei freikonservative Kandidaten.

Bei der Ersatzwahl von 1880 fanden sich die Konservativen erst im dritten Wahlgang zu einer solchen Wahlhilfe fĂĽr den Freikonservativen Rampoldt bereit.

Wir sehen also, dass es zum einen darauf ankam, bestimmte Kandidaten wiederholt durchzusetzen. Zum anderen war es den konservativen Parteien zum Teil wichtig, die Wahl von Kandidaten des Zentrums zu verhindern, unter Umständen auch auf Kosten der eigenen Kandidaten.

Nach dem Zwischenspiel der Ersatzwahl von 1881, deren Umstände nicht genau zu klären sind, kam es im gleichen Jahr zu einer von den Reichstagswahlen ausgehenden Wende in der bündnispolitischen Konstellation des Wahlkreises: Die Konservativen verzichteten zunächst bei der Reichstagswahl von 1881 auf eine Gegenkandidatur gegen den Zentrumsmann Aulock. Dieser wurde daraufhin mit großer Mehrheit gewählt. Gleichzeitig wurde vereinbart, dass Aulock mit der nächsten Landtagswahl 1882 seinen Reichstagssitz zurückgibt. Dafür wurde er mit einem der beiden sicheren konservativen Landtagsmandate entschädigt. Aulock wurde so neben dem konservativen Grafen Clairon d`Haussonville in den Landtag gewählt, und er legte sein Reichstagsmandat wenige Wochen später nieder. (Über eine Nachwahl zog Christian zu Hohenlohe-Oehringen, Deutsche Reichspartei, Anfang 1883 erneut in den Reichstag ein.)

Dieses BĂĽndnis begrĂĽndete die paritätische Teilung der beiden Landtagsmandate zwischen Konservativen und Zentrum. DarĂĽber hinaus garantierte es den Konservativen ein  Reichstagsmandat durch die Wahlhilfe des Zentrums. Das WahlbĂĽndnis bestand bis zum Ende der Monarchie fort. Es wurde auch durch die anhaltende, Freikonservative und Nationalliberale zusammenfassende Opposition nicht beeinträchtigt, die sich meist in freikonservativen Kandidaturen 1883 bis 1893, 1908 und 1909 niederschlug.

Es lässt sich also feststellen, dass die Wahlmänner überwiegend ein Interesse hatten, ihren bestimmten Kandidaten zu wählen und nicht unbedingt eine bestimmte Partei. Später, in der Weimarer Republik (1919 – 1933) hat sich diese Situation allerdings geändert.

ZurĂĽck zu den Kandidaten:

Eigentlich stammen direkt aus dem Kreis Rosenberg sieben Abgeordnete:

  • Martin GorzoĹ‚ka (1808 – 1876), dreimal Abgeordneter des PreuĂźischen Landtags 1848 – 1852;
  • Christian Minkus (1770 – 1849), Abgeordneter der Deutschen Nationalversammlung 1848 / 49;
  • Christian Schemmel (1807 – 1862), dreimal Abgeordneter des PreuĂźischen Landtags 1852 – 1862, Landrat von Rosenberg (1849 – 1862);
  • Heinrich StrauĂź (1812 – 1871), Rosenberger Pfarrer (1857 – 1871);
  • Maximilian Graf Clairon d´Haussonville , Landrat von Rosenberg (1867 – 1881);
  • Erzpriester Funke aus Bodland und
  • Felix von Studnitz , frĂĽherer Landrat von Rosenberg (1862 – 1867), Gutsbesitzer in Schönwald.

Nur einmal (1873) kandidierte zum PreuĂźischen Landtag ein Schultze aus Wyssoka, ein gewisser Bauer Hein. Leider ohne Erfolg.

Die Wahlbeteiligung bei den Urwahlen im Wahlkreis Kreuzburg-Rosenberg betrug:

1862

1863

1893

1903

1908

1913

35,9 %

23,0 %

18,7 %

15,3 %

28,8 %

16,2 %

Wohlgemerkt beziehen sich diese Zahlen nur auf die Urwahl der Wahlmänner gemäß des Dreiklassenwahlrechts, die ihrerseits die zwei Landtagsabgeordneten wählten.

Außer den Wahlen zum Preußischen Landtag wurden in dieser Periode (1871 – 1912) auch Wahlen zum Deutschen Reichstag durchgeführt (zuerst am 3. März 1871, und die letzten Wahlen fanden vor dem Ersten Weltkrieg am 12. Januar 1912 statt). Leider sind in dieser Zeit keine Kandidaten, die aus dem Rosenberger Kreis stammten, gewählt worden.

Der einzige in Rosenberg geborene Reichstangsabgeordnete, der allerdings den Wahlkreis Nr. 10 (Oppeln) im Reichstag repräsentierte, war Franz Strzoda (1857 – 1927), Landwirt in Deutsch-Müllmen. Dieser wurde zum ersten Mal in den Reichstag am 25. Januar 1894 als katholischer Kandidat des Zentrums gewählt. Im Reichstag wirkte er bis zum 26. Oktober 1918. Später wurde er an Stelle des zurückgetretenen Joseph Cytronowski abermals gewählt (Januar 1919 – Juni 1920). Sein Sohn, Paul Strzoda, wurde später Landrat von Rosenberg (1922 – 1933).

Bei den innerparteilichen Wahlen des Zentrums setzte sich Franz Strzoda gegen den späteren  Rosenberger Pfarrer Bruno Alexander (1902 – 1916) durch, weil die Spitze der Partei zu dieser Zeit keine katholischen Geistlichen in den Reichstag schicken wollte und damit auf die Stimmen der evangelischen Wähler zählte.

Am 12. Januar 1912 kandidierte auf der polnischen Liste im ersten Wahlgang Pfarrer Paul Kuczka (1877 – 1946) aus Wyssoka. Beim zweiten Wahlgang am 22. Januar 1912 erhielt Kuczka 41,6% der Stimmen und der Kandidat der Konservativen, Ludwig Meyer (1857 – 1938), ein Protestant aus Pawlowitz, 58,4%. Wenn man nur den Rosenberger Kreis betrachtet, erhielten Kuczka 65,9%, Meyer 34,1% der Stimmen. Das gute Ergebnis für den Pfarrer aus Wyssoka entstand durch die enorme Agitation des Priesters und seines Kollegen, Pfarrer Joseph Menzel in Kudoba (1908 – 1955). Beide drohten von der Kanzel herab, dass sich in Schlesien der Protestantismus durchsetzen würde, wenn ein Zentrumskandidat die Wahl gewänne.)

Wie wir gesehen haben, wählten die Rosenberger (genauer gesagt, die von den Rosenbergern gewählten Wahlmänner) relativ traditionell bzw. konservativ und personenbezogen. Ein Kandidat, der sich auf eine bestimmte Weise bewährt hatte, wurde immer wieder gewählt. Persönliche Eigenschaften spielten wie auch heute ein wichtige Rolle; wahltaktisch wurde Vieles – wie auch heute – oftmals ausgehandelt.

Eine gewisse Kontinuität lässt sich nicht nur bei den Wahlen zum Preußischen Landtag erkennen, sondern auch bei den Wahlen zum Deutschen Reichstag. Das Ende des Ersten Weltkrieges stellt jedoch eine Zäsur sowohl im Wahlsystem als auch teilweise im Wahlverhalten dar.

Mit der Entstehung der Weimarer Republik (1919) wurde ein neues Wahlrecht eingeführt. Nun waren auch Frauen wahlberechtigt. Das Dreiklassenwahlrecht wurde abgeschafft und durch direkte und geheime Wahlen ersetzt. Die Altersgrenze wurde auf vollendete 20 Jahre herabgesetzt. Ausgeschlossen von den Wahlen waren Soldaten im Dienst. Die Wahlen fanden immer Sonntags statt. Es wurde in der Regel von 8.00 bis 18.00 Uhr gewählt. Gelegentlich verkürzte man in kleinen Wahlkreisen die Zeit der Wahl, z.B. von 10.00 bis 17.00 Uhr. Die Wahlpropaganda war ziemlich heftig: Außer Publikationen in der Presse, Wahlplakaten, Versammlungen und Demonstrationen wurde auch Agitation in den Wohnungen der Einwohner des Kreises getrieben. Die Rosenberger/innen wählten nun an erster Stelle Parteien und deren politische Programme. Persönliche Eigenschaften der Kandidaten traten in den Hintergrund. Damit veränderte sich die Wahllandschaft.

Die erste Wahl zum Reichstag (Deutsche Nationalversammlung) nach Beendung des Ersten Weltkrieges fand am 19. Januar 1919 statt. Die Wahlbeteiligung im Wahlkreis Oppeln Nr. 10: Rosenberg betrug 56,95 %. Gewählt wurden die Kandidaten folgender Parteien:

  • SPD mit 43,2 %,
  • Zentrum mit 42,8 %,
  • Deutschnationale Volkspartei mit 10,8 %.

Die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) war die stärkste Rechtspartei in der Weimarer Republik, gegründet im Dezember 1918. Sie war nationalistisch und antisemitisch, lehnte das parlamentarische System ab, forderte die Wiedereinführung der Monarchie und bekämpfte Liberalismus und Sozialismus. Im Zuge der Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur löste sich die DNVP im Juni 1933 unter Druck auf.

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ist die älteste bestehende politische Partei in Deutschland. Seit 1890 ist sie die Organisation der deutschen Sozialdemokratie und seit 1890 stärkste Wählerpartei, seit 1912 stärkste Reichstagsfraktion. Die SPD vertrat einen reformistischen Kurs, sie kämpfte bspw. für eine Verkürzung des Arbeitstages und lehnte später eine Zusammenarbeit mit den Kommunisten ab.

Wie sahen nun die Wahlergebnisse im Kreis Rosenberg bei den folgenden Wahlen aus?

Wahl zum Reichstag am 19. November 1922:

  • Zentrum                  40,5 %
  • DNVP                     22,4 %
  • PKPL                      17,2%
  • SPD                       11,5 %
  • KPD                       3,4%

Die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) entstand am 30.12.1918 / 1.1.1919 durch den Zusammenschluss von Spartakusbund und Bremer Linksradikalen. Ende 1920 wurde die KPD durch die Vereinigung mit dem linken Flügel der USPD zur Massenpartei. Die revolutionäre KPD stand in scharfem Gegensatz zur reformistischen SPD. Sie war Mitglied der Kommunistischen Internationale und stark von deren Führung in Moskau abhängig.

Die Polsko-Katolicka Partia Ludowa (PKPL, Polnisch-katholische Volkspartei) war keine richtige Partei, sondern nur eine Wahlliste, die vom Ziązek Polaków w Niemczech (Bund der Polen in Deutschland) aufgestellt wurde. Die politische Hauptlinie dieser Liste war der Schutz der Rechte des polnischen Teils der Bevölkerung Deutschlands.

Wahl zum PreuĂźischen Landtag am 19. November 1922:

  • Zentrum                  40,8%
  • DNVP                     22,5%
  • PKPL                      17,2%
  • SPD                        10,9%
  • KPD                       3,3%

Wahl zum Reichstag am 4. Mai 1924 (Wahlbeteiligung im Rosenberger Kreis: 73,9 %):

  • Zentrum                  33,4 %
  • DNVP                    24,8 %
  • SPD                       2,1 %
  • KPD                      16,0 %
  • PKPL                     16,8 %

Die Wahl vom 4. Mai 1924 wurden für ungültig erklärt. Eine neue Wahl zum Reichstag fand am 21. September 1924 statt (Wahlbeteiligung im Rosenberger Kreis: 58,6 %):

  • Zentrum                  37,4 %
  • DNVP                    23,2 %
  • PKPL                     17,6 %
  • KPD                      11,8 %
  • SPD                       1,8 %

Wahlen zum Reichstag und zum PreuĂźischen Landtag am 7. Dezember 1924:

Reichstag:

  • Zentrum                   39,2 %
  • DNVP                    30,0 %
  • PKPL                     15,3 %
  • KPD                      6,4 %
  • SPD                       4,1 %

Landtag:

  • Zentrum                  39,2 %
  • DNVP                    29,7 %
  • PKPL                     15,2 %
  • KPD                      6,5 %
  • SPD                       4,1 %

Am 28. Februar 1925 starb Reichspräsident Friedrich Ebert. Am 29. März 1925 fanden neue Wahlen statt. Im Rosenberger Kreis erhielt der Kandidat des Zentrums, Wilhelm Marx (1863 – 1946), ehemaliger Reichskanzler (1923 – 1925; 1926 – 1928), die Mehrheit der Stimmen (52,2%). Weil der Kandidat des Zentrums insgesamt keine Mehrheit erhalten hatte, wurde eine zweite Wahl durchgeführt. Diese fand am 26. April 1925 statt. Marx erhielt im Rosenberger Kreis 62,2 % der Stimmen. Der Kandidat der DNVP – General Paul von Hindenburg - erhielt 35,9 %. (Hindenburg wurde bis 1934 Reichspräsident.)

Die nächste Wahl zum Reichstag fand am 20. Mai 1928 statt (Wahlbeteiligung: 67,1 %):

  • Zentrum                  35,2 %
  • DNVP                    23,1 %
  • SPD                       18,1 %
  • PKPL                     11,2 %
  • KPD                      4,6 %
  • NSDAP                0,7 %

Gleichzeitig Wahl zum PreuĂźischen Landtag am 20. Mai 1928:

  • Zentrum                  35,2%
  • DNVP                    22,9%
  • SPD                       17,8%
  • PKPL                     12,6%
  • KPD                      4,5%
  • NSDAP                0,7%

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) wurde 1920 gegründet. Ihr Vorsitzender Adolf Hitler (seit 29.7. 1921) propagierte, dass sich das deutsche Volk gegen den konzentrierten Angriff des Judentums wehren und zu neuer, seinem Elitecharakter angemessener Großmachtstärke aufsteigen müsse.

Wahl zum Reichstag am 14. September 1930 (Wahlbeteiligung: 73,2 %):

  • Zentrum                   37,2 %
  • DNVP                    16,9 %
  • PKPL                     11,8 %
  • SPD                       9,7 %
  • NSDAP                7,8 %

Im Jahr 1932 endete die siebenjährige Amtsperiode des Reichspräsidenten. Im zweiten Wahlgang, der am 10. April 1932 stattfand, erhielten Hindenburg 68,1%, Hitler 25,2% und Thälmann 6,7% der Stimmen im Kreis Rosenberg. (Schließlich gewann Hindenburg.)

Wahl zum PreuĂźischen Landtag am 24. April 1932 (Wahlbeteiligung: 78,2 %):

  • Zentrum                42,4 %
  • NSDAP                24,8 %
  • SPD                       7,3 %
  • PKPL                     7,0 %
  • DNVP                    6,9 %

Wahl zum Reichstag am 31. Juli 1932 (Wahlbeteiligung: 76,5 %):

  • Zentrum                42,0 %
  • NSDAP                25,3 %
  • SPD                       9,3 %
  • DNVP                    6,4 %
  • PKPL                     3,7 %.

 Im September 1932 wurde das Parlament aufgelöst. Neue Reichstagswahlen fanden am 6. November 1932 statt (Wahlbeteiligung: 70,5 %):

  • Zentrum                41,4 %
  • NSDAP                23,7 %
  • KPD                      13,5 %
  • SPD                       9,5 %
  • DNVP                    8,2 %
  • PKPL                     3,2 %.

Am 30. Januar 1933 wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt und am 5. März 1933 eine neue Wahl des Reichstages durchgeführt. Im Rosenberger Kreis wurden folgende Wahlergebnisse erzielt:

  • Zentrum                39,6 %
  • NSDAP                37,1 %
  • KPD                       7,7 %
  • SPD                       7,2 %
  • DNVP                    7,8 %

Die PKPL hatte an der Wahl nicht mehr teilgenommen. Seit 1933 bis zum Jahr 1990 fanden im Kreis Rosenberg keine freien Wahlen statt. Mittlerweile kann man beobachten, dass das Wahlverhalten dem Verhalten in der Kaiserzeit und in der Weimarer Republik nicht unähnlich ist: Wieder wird eher konservativ gewählt, stark auf Personen fixiert, und Wahlbündnisse zwischen Parteien und Gruppierungen, die eigentlich in Konkurrenz zueinander stehen, sind auch nichts Ungewöhnliches...

Zusammengetragen und ausgewertet von Andreas Pawlik