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Aus der Abstimmungszeit in Rosenberg

Vor 80 Jahren, am 20. März 1921, haben sich die Einwohner des Kreises Rosenberg O/S mit 67,95% für Deutschland entschieden, für ein Land, das damals zerstört am Boden lag, das mit Kriegsschulden belastet wurde, deren Rückzahlung fast unmöglich schien.

Im November 1918 schwiegen nach vier schweren Jahren endlich die Waffen. Mit wehenden Fahnen kamen die Krieger aus dem Feld zurück und fanden ein von innen zerrüttetes Deutschland vor, durchsetzt vom revolutionärem Gedankengut des Kommunismus. Diese Situation versuchten die Siegermächte zu nutzen und Deutschland weiter zu schwächen. Schon im Januar 1918 hatte Präsident Wilson für die Neugründung eines unabhängigen polnischen Staates plädiert. Die Ententestaaten trugen sich mit dem Gedanken, ganz Oberschlesien dem polnischen Staat zuzuschlagen. Ein solcher Entwurf wurde der deutschen Friedensdelegation überreicht, traf jedoch auf heftigen Widerstand. Nur Lloyd George haben wir es zu verdanken, daß eine Volksabstimmung durchgeführt wurde. Die Westmächte waren davon überzeugt, daß diese Abstimmung ungünstig für Deutschland ausfallen wird und willigten in diese Lösung ein. Es kam jedoch anders als vorausgesehen.

Die Polen und die polnisch gesinnten Oberschlesier fühlten sich so, als gehöre unser Land schon zu Polen. Das polnische Militär baute in Oberschlesien eine Organisation auf, die jederzeit bereit sein sollte, mit Waffengewalt die Macht an sich zu reißen. Am 11.01.1919 wurde die polnische Wehrmachtsorganisation (POW) in Kattowitz ins Leben gerufen. Kurz darauf flochte man den Kreis Rosenberg O/S in ihr Netz ein. Der Gründer war Franz Kawula, ihm zur Seite stand Johann Przybyllek aus Scharley, der erster Kommandant für den Kreis Rosenberg wurde. Abgelöst hat ihn Peter Latussek.

Um die Entente vor vollendete Tatsachen zu stellen, planten die Polen für den 22. Juni 1919 einen bewaffneten Aufstand in ganz Oberschlesien. Den Auftakt sollten die Aufständischen im Kreis Rosenberg machen... Der Plan wurde von Pfarrer Kuczka aus Lindenhöhe, Valentin Sojka aus Lauschen und Großgrundbesitzer Laskowski aus Rosenberg entworfen. Sie wollten die Telefonleitungen zerstören, eine Eisenbahnbrücke vor Kreuzburg und eine in Schoffschütz in die Luft sprengen und so den Kreis Rosenberg von den Nachbarkreisen isolieren. Daraufhin sollte polnisches Militär, welches hinter der Grenze in Bereitschaft stand, einmarschieren. Vorerst aber plante eine andere Aufständischengruppe, die deutsche Artillerie zu überwältigen, die in Albrechtsdorf stationiert war. Dazu wurden Waffen benötigt, die man in der Försterei in Lauschen vermutete. Der Überfall wurde am Pfingstsamstag den 07.06.1919 verübt – ohne Erfolg. Nur zwei Schrotflinten wurden erbeutet und die im Wald zwischen Wallhof und Lauschen gruppierten 200 Mann begaben sich wieder nach Hause. Siebzehn Personen aber wurden gefaßt und vor ein außerordentliches Kriegsgericht in Oppeln gestellt, wo sie sich zu verantworten hatten – für eine vorbereitende Handlung, für ein hochverräterisches Unternehmen, für öffentlichen Raub und Gefährdung einer öffentlichen Telegraphenanlage. Wie “Der schwarze Adler” Nr. 5 vom 16.07.1919 berichtete, wurden die Insurgenten mit Urteil von 6 Monaten Gefängnis bis zu 5 Jahren Zuchthaus bestraft. Doch mit diesem Urteil wurde das Problem nicht aus der Welt geschafft. Landhungrige Einwohner des Kreises, ohne ausgeprägtes Nationalgefühl, wollten gern ihre deutsche Heimat gegen die versprochene Korfanty-Kuh eintauschen. Im Kreis Rosenberg bestanden im April 1920 38 polnische Bauern-Zirkel mit 961 Mitgliedern. Der Pole Dr. Koloczek beklagte sich über seine polnischen Landsleute, die als Saisonarbeiter in Deutschland tätig waren, weil sie während der Durchfahrt durch den Kreis Rosenberg die polnischen Behörden schlecht machten und dadurch die Meinung der Oberschlesier beeinflußten.

Der VHOS, der Verein heimattreuer Oberschlesier, setzte es sich zum Ziel, dieEinwohner von Stadt und Land aufzuklären und der polnischen Agitation entgegenzuwirken. Eine sehr wichtige Rolle dabei spielten die Lehrer, die über die Kinder die Eltern aufklären wollten und oft die Zeitschriften “Der schwarze Adler” und “Dzwon” (Die Glocke) verteilten. Oft wurden Versammlungen des VHOS mit Veranstaltungen und Tanzvergnügen verbunden, wo man Unentschlossenen die Augen öffnen wollte. Am 20. August 1920 organisierte der VHOS ein großes Volksfest. 200 Sänger des Schubert-Vereins aus Berlin waren in Rosenberg zu Gast. Natürlich versuchten beide Wahlparteien, sich zu überbieten, da die Abstimmung über die Zukunft des Kreises und seiner Einwohner entscheiden sollte.

Wahlberechtigt waren Oberschlesier, wohnhaft in Oberschlesien; gebürtige Oberschlesier, wohnhaft außerhalb von Oberschlesien und Personen die nicht in Oberschlesien geboren wurden, aber seit dem 01.01.1904 dort wohnten. Zur Gruppe 1 gehörten im Kreis Rosenberg 26.189 Wahlberechtigte, zur Gruppe 2 – 9.167 und zur Gruppe 3 – 620 Personen. Nur 868 machten von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch. Bewundernswert war der Patriotismus der Rosenberger, die in ganz Deutschland verstreut wohnten und hunderte von Kilometern gefahren kamen, um ihre Stimme für Deutschland abzugeben. Aber auch ohne diese Stimmen hätten 57,42 % der Rosenberger die Abstimmung für Deutschland gewonnen. Die Städte Rosenberg und Landsberg hatten für die Polen ein erdrückendes Ergebnis aufzuweisen. In Rosenberg stimmten nur 473 Personen für Polen (12,55%) und in Landsberg, welches direkt an der Reichsgrenze lag, 98 (9,45%). Die westlichen und nördlichen Gemeinden des Kreises stimmten mit großer Mehrheit für Deutschland, und nur im südöstlichen Teil gab es Gemeinden mit überwiegend polnischen Stimmen. Den unrühmlichen Rekord schlug die Gemeinde Leschna, in welcher 80% der 240 Wähler für Polen stimmten. Wie enorm der organisatorische Aufwand gewesen sein mußte, kann man den Zahlen entnehmen. Die Kleinstadt Rosenberg mußte am Abstimmungstag 1.003 Gäste bewirten, die Stadt Landsberg 465. Nirgendwo sind jedoch Klagen aufgetaucht, daß es Übernachtungs-bzw. Versorgungsschwierigkeiten gegeben hat.

Die durch die Abstimmung erlittene Niederlage wollten die Polen wieder wettmachen. Mit Gewalt versuchte man zu nehmen, was man mit Recht nicht erreichen konnte. Im Mai 1921 brach der dritte und letzte polnische Aufstand aus, der im Kampf um den Annaberg seinen Abschluß fand. Auch der Kreis Rosenberg hatte unter den Unruhen sehr zu leiden. Das polnische Element konnte sich aber in unserem Heimatkreis nicht durchsetzen, und bald waren die Wunden wieder geschlossen.

Wolfgang Weidel (Unser Oberschlesien – Rosenberger Kreisblatt)

Das Wappen des Kreises Rosenberg

Immer wieder werde ich gefragt, woher das Wappen des Kreises Rosenberg kommt, das auf der Fahne während der Heimattreffen zu sehen ist, das zum Teil auf unseren Briefbogen prangt und auch schon auf den Plaketten zum Bundestreffen der Rosenberger zu sehen war. Mit diesem Wappen werden wir konfrontiert seit es das Rosenberger Kreisblatt gibt.

Niemand jedoch weiß es so richtig, seit wann es existiert und woher es kommt. Den Akten des Kreisausschusses und der Stadtverwaltung Rosenberg war zu entnehmen, daß das Wappen von Herbert Koller 1939 entworfen wurde. Er war ein Schüler des bekannten Heraldikers Otto Hupp, auf den sich auch Prof. Marian Gumowski in seinem Buch “Die ältesten Siegel der Städte Polens im 13. und 14. Jahrhundert" stützte. Was wollte Koller mit der Gestaltung des Wappens aussagen?

1) Auf der rechten Hälfte des Wappens ist wie im Stadtwappen der rotbewehrte goldene Adler des Oppelner Herzogtums, von dem unsere Heimat ein Kreis war. Der goldene Adler ruht auf blauem Feld.

2) Die linke Seite trägt drei fünfblättrige Rosen, die der “Rosa mystica" entsprechen, d. h. sie sind ein Symbol der Mutter Gottes. In einer alten Legende wird in Rosenberg eine Kirche erwähnt, die der “Muttergottes unter den Linden" geweiht war. Die erste Rose bezieht sich wahrscheinlich auf diese Legende.

Die zweite deutet auf die Augustiner Chorherren hin, die aus Sarsik nach Rosenberg gekommen sind und ebenfalls die fünfblättrige Rose in ihrem Wappen führten.

Die dritte Rose ist ein Hinweis auf die wohl ersten Besitzer der Stadt Rosenberg aus dem Geschlecht der böhmischen Rosenbergs, deren Wappen lediglich diese Rose ziert und die der Stadt den Namen gegeben haben.

Die drei roten Rosen mit goldenen Samen und grünen Kelchblättern werden auf silbernem Hintergrund gezeigt. Man hat es dem Künstler bestimmt nicht leicht gemacht, bei dem Neuentwurf auf die nationalsozialistische Symbolik zu verzichten und auf die mittelalterliche Geschichte zurückzugreifen.

Wolfgang Weidel – Rosenberger Kreisblatt (Unser Oberschlesien Nr. 15 vom 4. August 1999)

Albert Kinel

Die Heimatforscher und die Archäologen haben eines gemeinsam - sie freuen sich, wenn sie wieder etwas ausgegraben haben, die einen aus dem Erdreich, die anderen aus alten Akten, Urkunden oder Zeitschriften. So ging es auch mir. als ein Sammlerkollege mich auf eine Pressenotiz aus dem Jahr 19.11 aufmerksam machte. In den “Annalen für Gewerbe und Bauwesen vom 15. Mai 1911” veröffentlichte der Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin die Nachrufe für die kürzlich verstorbenen Mitglieder des Vereins. Unter ihnen fiel mir ein Nachruf auf, dessen Name mich stutzig machte. Es war der Name eines der Bürgermeister von Rosenberg O/S, der von 1827 bis 1839 das Zepter der Stadt als Bürgermeister in der Hand hielt und den Streit gegen den Graf Heinrich von Bethusy-Huc um die Servitutforstrechte zugunsten der Stadt ausfocht. Aber lassen wir die Annalen sprechen:

“Am 9. Mai 1911 entschlief im Alter von nahezu 86 Jahren der Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Albert Kinel, Ehrenmitglied des Vereins für Gewerbe und Bauwesen, dem er seit 1864 angehörte. Während seiner langjährigen Tätigkeit zu Friedens- und Kriegszeiten erwarb er hohe Verdienste um die Förderung des Eisenbahnwesens.

Kinel, der am 21. April 1825 zu Rosenberg in Oberschlesien als Sohn des damaligen Bürgermeisters dieser Stadt geboren war, widmete sich zunächst dem Maurerhandwerk. Nachdem er die Prüfung als Maurermeister abgelegt hatte, studierte er das Baufach, und bestand zunächst die Prüfung als Privatbaumeister und dann 1857 die Prüfung als Baumeister für den Staatsdienst. Er war dann längere Zeit tätig bei Eisenbahnbauten. 1865 erhielt er die erste etatsmäßige Anstellung in der Staatseisenbahnverwaltung als Eisenbahnbaumeister, schon im nächsten Jahr zum Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor ernannt, wurde ihm nach Ausbruch des österreichischen Krieges die Leitung des Betriebes auf wichtigen Strecken der von Preußen in Besitz genommenen sächsischen Staatseisenbahnen übertragen. Im Jahre 1869 wurde Kinel als Geheimer Baurat und vortragender Rat in die Eisenbahnabteilung des Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten berufen und als solcher im folgenden Jahr zum Stellvertreter des Ministerial- und Oberbaudirektors Weishaupt in dessen Eigenschaft als Mitglied der Exekutiv-Kommission für den Feldzug gegen Frankreich bestellt. Groß waren die Verdienste, die sich diese Kommission und in ihr Kinel erworben haben; sie sind in der Geschichte des Krieges fest verankert. Als es sich nach der Beendigung des Krieges darum handelte die von Frankreich übernommenen Eisenbahnen weiter auszubauen wurde Kinel in das Reichskanzleramt berufen und ihm die Durchführung der erforderlichen Arbeiten übertragen. In Elsaß-Lothringen wurde ein besonderes Reichsamt gebildet und in ihm Kinel mit den Aufgaben des Dirigenten beauftragt. Dort war er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1892 tätig. Schon im Jahr 1883 wurde er zum Rat l. Klasse befördert. Im Jahr 1880 wurde er zum Mitglied der Akademie des Bauwesens ernannt, daß er bis kurz vor seinem Tod als Dirigent der Abteilung für Ingenieur- und Maschinenwesen, zuletzt als Präsident bekleidete. Großes Ansehen erwarb er als Mitglied des Verwaltungsrates der Gotthardbahn in der Schweiz. Solch ein exzellenter Vertreter unserer Heimatstadt sollte nicht in Vergessenheit geraten. Deshalb wollen wir zum 90. Jahrestag seines Todes seiner besonders gedenken.

Wolfgang Weidel (Unser Oberschlesien – Rosenberger Kreisblatt)