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Die Wyssotzki-Mühle in Rosenberg O/S
Aus den Erinnerungen von Georg Maiwald
Die Mühlen der Stadt Rosenberg lagen zwar immer noch im Bereich der
Stadt, aber außerhalb der geschlossenen Bebauung. Deshalb wurden sie in allen besseren Stadt- und Landkarten separat eingetragen. In den statistischen Aufnahmen sind sie als Wohnplätze ausgewiesen. Ihre Namen
änderten sich jeweils mit dem Wechsel des Besitzers. Deshalb ist es oft schwierig, die Mühlen genau zu lokalisieren und wir stoßen auf Namen, deren Standort erst in alten Archiven wiedergefunden werden kann. Wir
treffen auf unterschiedliche Namen, die alle Mühlen an der Stober von der Oppelner Landstraße bis Albrechtsdorf betreffen, wie Buchta-M. I und II, Kuss-M., Skiba-M., Karbowiecki-M., Kempa-M., Cziba-M. und
Wyssotzki-Mühle. Erst bei genaueren Nachforschungen stellt sich heraus, das es siech z.B. bei den letzten drei Namen um eine und die selbe Mühle handelt. Von der letzte soll hier die Rede sein. Nun lesen wir, was
uns Landsmann Georg Maiwald zu berichten hat:
“Zwischen der Oppelner Landstraße und der Buchta-Mühle lag seit
1922 bis Kriegsende die Wyssotzki-Mühle. Familie Wyssotzki musste, da sie nicht für Polen optierte, nach der Abstimmungszeit Ostoberschlesien verlassen. Dazu gehörte auch die Mühle mit Teich und eine
Landwirtschaft in Lubotzken. An Stelle dieser übernahm sie eine vakante Mühle in Rosenberg, die von da an Wyssotzki-Mühle hieß. Bis Anfang der dreißiger Jahre galt die Mühllizenz. Die Wassermühle wurde bei
niedrigem Wasserstand mit einer Dampfmaschine angetrieben.Anfang der dreißiger Jahre brach bei einem Hochwasser der Damm und die Schleuse wurde förmlich weggerissen.Um den Ertrag der Liegenschaft zu steigern,
öffnete der Müller ein Ausflugslokal mit Biergarten, das sich das regen Besuch erfreute. Nicht nur ganze Familien mit Kindern machten ihren Sonntagsspaziergang zu Wyssotzki, sondern auch viele Jugendliche, die das
Tanzbein schwingen wollten, bzw. im Kahn ein ungestörtes Gespräch beabsichtigten, fanden sich in der Idylle ein. Der Ausschank war bis 1936 geöffnet. Bis zum Ende der dreißiger Jahre konnte man im Teich noch ein
Bad nehmen. Noch1999 war das Fundament der Umkleidekabinen vorhanden. Im Teich wurden auch Karpfen gezüchtet. Im Spätherbst wurde das Wasser im Teich abgelassen und abgefischt. Kurz vor Weihnachten konnten die
Rosenberger auf dem Ring lebende Karpfen für das Fest einkaufen. Wenn im Winter das Eis stark gefroren war, wurde es in Schollen zerhackt, auf Pferdewagen geladen und zur Namslauer-Niederlage der Haselbachbrauerei,
schräg gegenüber von Cafe Sachta auf der Schönwaldstraße, für den Sommer eingelagert.”
Georg Maiwald
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Der Straßenbau im Kreis Rosenberg
Man kann sich gut vorstellen, inwieweit die allgemeine gesellschaftliche und
wirtschaftliche Entwicklung konkreter Gebiete vom Stand der Kommunikationswege abhängig ist. Noch bis Mitte des XIX. Jahrhunderts gab es im Bereich des Kreises Rosenberg keine befestigten Straßenzüge. Einzig in
der Kreisstadt und in Landsberg standen den Bewohnern einige mit Feldsteinen gepflasterte Ortsstraßen zur Verfügung. Menschenverkehr und Gütertransport wälzte sich von Ort zu Ort, auch weitere Strecken auf
schwer befahrbaren Sand- und Sumpfwegen. Die Pläne der Oppelner Regierung von 1830 zum Bau einer Landstraße von Landsberg über Kreuzburg, Konstadt, Namslau, Oels mit Anschluß an Breslau scheiterten aus
politisch-strategischen Gründen. Die Grenzregion zum zaristischen Imperium sollte durch fehlendes Straßennetz militärisch abgesichert bleiben.
Erst die zweite Hälfte des XIX. Jahrhunderts brachte den positiven Umschwung. Es begann
der planmäßige Ausbau von Landstraßen im Kreis Rosenberg, die damals Chausseen genannt wurden. Zuallererst wurde die Strecke Rosenberg - Lowoschau bis Sausenberg in Angriff genommen. Drei Jahre später 1855-57
wurden die beiden Städte des Kreises Rosenberg und Landsberg miteinander verbunden. Pausenlos und intensiv ging der Straßenbau in der 60-er Jahren weiter. Befestigte Oberflächen bekamen die Verbindungen Rosenberg
-Guttentag und im Jahre 1868 Landsberg -Kreuzburg.
Schon nach kurzer Zeit hat sich der Verkehr zur benachbarten Kreisstadt Kreuzburg über
Landsberg als sehr ungünstig erwiesen. Unmittelbar nach dem deutsch-französischen Krieg wurde im für damalige Verhältnisse unwahrscheinlichen Tempo in den Jahren 1871 - 72 der lange Straßenzug Rosenberg - Alt
Rosenberg - Bankau - Kreuzburg erbaut. Erfolgreich im Straßenbau wären auch die nächsten Jahre, so daß schon 1873 Rosenberg mit dem Grenzort Botzanowitz und 1877 mit der benachbarten Kreisstadt Lublinitz
verbunden war. Somit waren die wichtigsten Hauptverbindungen von Rosenberg zur Außenwelt hergestellt.
In den 80-er Jahren hat man sich stärker dem Bau der Straßen innerhalb des Kreises
zwischen den einzelnen Gemeinden gewidmet. 1880 wurde die Chaussee Landsberg - Uschütz über Seichwitz fertiggestellt, 1887 Rosenberg - Bischdorf über Friedrichswille und 1890 von da die neue Abzweigung nach
Radlau. Bis zur Jahrhundertwende wurden mit riesigem Geld-und Arbeitsaufwand fast alle bis heute bestehenden Ortsverbindungen im südlichen und westlichen Teil des Kreises erbaut. In den Jahren 1909- 1911 wurde
meine Heimatgemeinde Radlau mit neuen befestigten Strassenoberflächen Radlau - Sternalitz, Alt Karmunkau und Kostellitz über Bischdorf bereichert.
In den 20 Jahren der Zwischenkriegszeit waren Chausseebauten als Notstandsarbeiten für
die damals katastrophale Arbeitslosigkeit gedacht. Die Arbeitslosen bauten besonders das innere Verbindungsnetz zwischen ländlichen Ortschaften aus. Mit diesen Bauten hatte das Landstraßennetz in unserem
Heimatkreis Rosenberg im Jahre 1929 eine Gesamtlänge von 243 km erreicht. Der Unterhalt aller Straßen oblag dem Kreis. Die Qualität der Fahrbahnen war weit von unseren heutigen Vorstellungen. Zum allergrößten
Teil waren es mit Feldsteinen, Katzenköpfe genannt, gepflasterte 4,5 Meter schmale Stränge, wo knapp zwei Fuhrwerke gegenüber vorbei kamen. Vorschriftsmäßig war an jedem Straßenzug die 1,5 Meter breite
Sommerbahn vorgesehen. Mit Hufeisen nicht beschlagene Pferde konnten auf der unbefestigten, sandigen Spur ihre Zugdienste erträglicher leisten. Im ehemaligen Grenzkreis Rosenberg waren in der Nachkriegszeit
Neubauten in den Straßenverbindungen nachzuholen. Die benachbarten Grenzgebiete wie z.B. die Gemeinde Radlau und die Gemeinden des Kreises Wielun, die ab 1945 zu einem Staatsgebilde wurden, hatten keine
Straßenverbindung miteinander. Überwiegend in mühsamer Handarbeit entstand erst in den Jahren 1962-63 die Straße von Sternalitz nach Zytniow. Auch der Autor dieser Zeilen war mit vielen Kollegen der ehemaligen
Grenzortschaften an diesem Werk mit Schaufel und Spaten beteiligt.
Bernard Kus
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Alltägliches aus dem Rosenberger LandPressenotizen aus der schlesischen Presse der damaligen Zeit, entdeckt von Klaus KischnikEin Kirchenraub von 1850
(Die alte Schreibweise wurde beibehalten)
Aus der Provinz. In der Nacht vom 20. zum 21. Febr. Wurden aus der jüdischen Synagoge zu Rosenberg, vermittelst eines Nachschlüssels oder Dittrichs, eine silberne Hand und dergleichen
Kette, mehrere Vorhänge des Toras, welche aus rothem Sammet und Seidenzeuge bestanden, mit Gold und Silber durchnäht waren, gestohlen. Der Werth der entwendeten Gegenstände wird auf 133 Rthlr. Berechnet. Die
Thäter sind bis jetzt noch nicht zu ermitteln gewesen. Schles. Zeitung, Breslau, Nr. 49, Mittwoch, den 27. Februar 1850, Beilage, Seite 2
Rosenberg, 12. März. Der Diebstahl in der hiesigen Synagoge ist entdeckt. Der Fußgendarme Herr George zu Guttentag hat das Verdienst dieser Entdeckung, bei welcher derselbe mit
eben so viel Scharfsinn als Muth und Geistesgegenwart zu Werke gegangen ist. Bald nach der Bekanntmachung des Diebstahls hatte derselbe ermittelt, das 3 unbekannte verdächtige Menschen in Guttentag ein Packet
hereingetragen und endlich ein solches dort zur Post gegeben worden. Herr G. suchte nun in der dortigen Postanstalt zu erkunden, wohin das Packet adressiert gewesen, konnte aber nur soviel ermitteln, das solches mit der
Oppelner Post befördert worden. Er ging dieser Spur nach und kam so bis Breslau, dort aber hielt es schwer, weitere Auskunft zu erhalten. Erst nach vielfachen vergeblichen Versuchen und erst nachdem er vom
Ober-Präsidium in eine spezielle Anweisung dazu erhalten hatte, gelang es ihm, bei dem dortigen Postamte die nöthige Hilfe zu erlangen. Es wurden sämmtliche Briefträger zusammengerufen und aus ihren Listen das
betreffende Packet zu ermitteln gesucht was auch endlich insoweit gelang, dass ein Packet mit der Adresse einer Frau Linke, vor dem Oberthore ermittelt wurde. Herr G. begab sich sofort in das bezeichnete Lokal, welches
er indeß verschlossen fand, doch waren ein Paar Kinder im Zimmer, mit denen derselbe von Außen anknüpfte, indem er sich ihnen als Onkel angab und bei dieser Gelegenheit erforschte, dass ein Packet angekommen ist und
in der Kammer sei. Er begab sich hierauf auf den Boden des Hauses und wartete dort verborgen die Nachhausekunft der Frau ab, welche auch endlich Abends erfolgte. Sofort begab sich Herr G. nun hinunter in ihr Zimmer,
eilte sogleich in deren Kammer und fand hier auch richtig alsbald die hier gestohlenen Sachen, zum Theil schon zertrennt und gewaschen. Die Frau gestand nun, diese Sachen von einem Handlungskommis Weigert aus Lublinitz
zugeschickt erhalten zu haben und gab zugleich noch andere Orte an, wo noch mehr Sachen verborgen seien. So gelang es Hrn. G. noch eine große Masse gestohlener Sachen und mehrere Spitzbuben auszumitteln und zu
verhaften, unter welchen letzteren der Hauptdieb Maurer Reipert, der noch im Bett überrumpelt wurde und aufs beste mit Dolch und Pistol bewaffnet war, sowie noch eine große Anzahl Namen von Dieben zu ermitteln, die
das Vorhandensein einer, durch ganz Oberschlesien verbreiteten, wohlorganisirten Räuber- und Diebesbande darthun, von welcher alle die Räubereien in jüngster Zeit verübt sind und die in Breslau ihre Niederlage
hat. Zu ihren Anführern gehören außer dem obengenannten Handlungsdiener Weigert - der bereits in Gleiwitz festgenommen und nach Lublinitz eingebracht worden ist – noch ein gewisser Maurer Just aus Breslau und
Handelsmann Bloch aus Nicolai, welche beide steckbrieflich verfolgt werden. Herr G. kam darauf selbst mit der hiesigen Synagoge gehörigen Sachen her, welche die Vorsteher rekognoscirten, reist darauf nach Lublinitz,
die Aussage des dort am 8.d.M. eingebrachten Weigert zu vernehmen und befindet sich so eben wieder auf dem Weg nach Breslau, um auch die nach Guttentag gehörenden Sachen zu ermitteln, die sich ebenfalls noch in Breslau
befinden. So dürfen wir also hoffen, dass durch die umsichtige Thätigkeit dieses achtbaren Mannes viele Bestohlene wieder zu ihrem Eigenthum gelangen und eine große Anzahl Verbrecher dem Arme der Gerechtigkeit
überliefert werden wird.Schlesische Zeitung, Breslau, Nr. 63, Freitag, den 15. März 1850 Erste Beilage, Seite 2
(Rosenberger Kreisblatt - Unser Oberschlesien Nr. 11/2003)
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