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Der vergessene Schutzpatron
 
Als am 1. März 1786 Franz Xavier Kuschel seine Pfarrei in Rosenberg übernahm, wunderte er sich sehr, dass diese Stadt keinen Schutzpatron hatte...
 
Seit Jahrhunderten verehrt die Rosenberger Gemeinde viele Heilige. Zu den bekanntesten von ihnen gehören: die hl. Anna, der hl. Rochus und der hl. Michael, die Mutter Gottes, der hl. Valentin, die hl. Barbara und der hl. Sebastian sowie die hl. Rosalie, früher auch der hl. Augustinus und der hl. Johannes Nepomuk.
 
Keiner der oben genannten Heiligen aber ist der Schutzpatron der Stadt Rosenberg.
 
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde, dank eines hochrangigen aus Rosenberg stammenden Priesters mit Namen Jakob Klossonowitz († 1683), die Reliquie eines frommen Mönches in unsere Stadt gebracht. Jakob Klossonowitz war sehr eng mit dem päpstlichen Legaten, Cosimo de Torres († 1642), befreundet und wusste von dem damals begonnenen Kanonisierungsprozess eines Kapuzinerbruders namens Felix. Mit der Beschaffung der Reliquie des damals noch „seligen“ Felix wollte Klossonowitz seiner Heimatstadt eine besondere Ehre verschaffen.
 
Einige Jahre später notierte Martin Stephetius, Archiediakon der Stiftskirche des hl. Kreuzes zu Oppeln, der im Oktober 1688 das Rosenberger Archiepresbyteriat visitierte, in seinen Protokollen folgende Bemerkung: „...sacra reliquia notabilis, videlicet integrum crus s. Felicis...“ Die „heilige Reliquie (ist) beachtungswürdig, nämlich das unversehrte Schienbein...“ Die Reliquie befand sich schon damals (1688) in der St. Michaeliskirche und musste den Visitator Stephetius sehr beeindruckt haben.
 
Der Rosenberger Pfarrer, Franz Kuschel (1786 – 1801), hat sich kurz nach seiner Ankunft in der neuen Gemeinde entschieden, den hl. Felix zum Schutzpatron der Stadt Rosenberg zu ernennen.
 
Wahrscheinlich waren es zwei Gründe, die zu der Entscheidung geführt haben, ihn zum Schutzpatron der Stadt zu machen: die steigende Popularität des im Jahr 1712 heilig gesprochenen Kapuzinerbruders Felix und die schon vor Ort vorhandene Reliquie des Heiligen.
 
Was wissen wir ĂĽber unseren Felix?
 
Felix von Cantalice (in Umbrien, mittleres Italien) ist als Sohn armer Bergbauern im Jahr 1515 geboren worden. Als Kind hütete er die Schafe seines Vaters. Mit zwölf Jahren kam er als Viehhirt zu einem Gutsbesitzer. Wie durch ein Wunder entging er damals dem Tode, als sich zwei kämpfende Stiere auf ihn stürzten. Da beschloss Felix, sein Leben Gott zu weihen. 1543 trat er als Laienbruder in einem Kapuzinerkloster ein. Über 40 Jahre lang sammelte er Almosen und erhielt wegen seiner Dankesworte „Deo Gratias“ (Dank sei Gott) den Beinamen „Bruder Deo Gratias“.
 
Felix war mit den gelehrten Kirchenmännern Karl Borromäus und Philipp Neri befreundet. Er war bekannt für seine Demut, seine große Geduld, seine liebenswürdige Freundlichkeit und seinen Humor. Mit großer Hingabe betreute der Kapuzinerbruder Kranke und half Notleidenden. Es gibt eine schöne Überlieferung: Wenn der Almosensammler sich in den Straßen von Rom einen Weg durchs Gedränge bahnen musste, sagte er fröhlich: „Platz bitte! Platz für den Esel aus dem Kapuzinerkloster.“
 
Felix war mystisch begabt, hatte zahlreiche Visionen der hl. Maria und konnte in die Zukunft schauen. Im Alter von 72 Jahren starb er am 18. Mai 1587 in Cittaducale. Der 18. Mai ist sein Gedenktag. 1625 wurde er beatifiziert (selig gesprochen), und am 22. Mai 1712 sprach ihn Papst Klemens XI. heilig. Seine sterblichen Ăśberreste ruhen in einem steinernen Sarkophag in dem Kapuzinerkloster in Rom, in welchem Felix wirkte, dessen Reliquie Rosenberg einst zur Ehre gereichen sollte.
 
Der heilige Felix ist der Patron der MĂĽtter und Kinder. Der Heilige wird in einer Ordenstracht der Kapuziner dargestellt, mit Jesuskind, oft auch im Bettelsack.
 
Heute ist der von Pfarrer Kuschel ausgewählte Schutzpatron fast vergessen. Hiermit sei an ihn, den Jakob Klossonowitz und Franz Kuschel ein wenig erinnert.
 
Bearbeitet von Andreas Pawlik
Karl Joseph von Aulock (1771 – 1830)
 Ein Breslauer Weihbischof aus dem Rosenberger Land
 
Karl Joseph von Aulock wurde in Seichwitz (Kreis Rosenberg O/S) am 22. Oktober 1771 geboren. Seine Eltern, Karl Johann – der Gutsbesitzer von Seichwitz – und Freiin Josepha, geborene von Wengin, haben ihren jüngsten Sohn streng aber gleichzeitlich tolerant erzogen.
 
Mit 24 Jahren wurde Karl Joseph am 21. März 1795 durch den Weihbischof Anton von Rothkirch (gest. 1795) in Breslau zum Priester geweiht. Mitte Mai des Jahres 1795 kam er nach Hochkirch, wo er drei Jahre als Kapelan arbeitete. Im September 1798 übernahm er die Pfarrei in Oppersdorf. Nach sieben Jahren seiner seelsorgerischen Tätigkeit als Pfarrer wurde er nach Breslau berufen, wo man ihn zum Domherrn nominiert hatte. Seit 1810 verwaltete er auch die Dekanei am Kollegialstift zu Glogau und versah das Amt eines Kurators des Klosters der Barmherzigen Brüder zu Breslau.
 
Im Juni des Jahres 1826 ernennt und weiht ihn der Breslauer Fürstbischof, Emanuel von Schimoni – Schimonsky (1824 – 1832), zu seinem Weihbischof und zum Titularbischof von Marokko. In den vier folgenden Jahren seines Wirkens hat Karl Joseph 132 Klerikern die Priesterweihe erteilt und zwei Visitationsreisen in die entlegendsten Teile der Breslauer Diözese, nämlich nach Sagan und nach Pleß unternommen.
 
Karl Joseph von Aulock starb am 3. Mai 1830. Seine letzte Ruhestätte befindet sich in der Domherrengruft am Südportal der Breslauer Kathedrale unter der St. Leopoldskapelle. In seinem Testament vermachte er seiner Heimatgemeinde Seichwitz eine Stiftung, der später zum größten Teil die Mittel für den Bau der neuen Kircheentnommen worden sind. Seine Mitra wird in der Heimatkirche aufbewahrt.
 
Zusammengetragen von Andreas Pawlik