Sausenberg vor eineinhalb Jahrhunderten
Vor mir liegt die nebenstehend abgebildete Lithographie von Sausenberg, welche der Autor E. W.
Knippel auf GeheiĂź des FĂĽrsten Hohenlohe um das Jahr 1825 geschaffen hat. Der FĂĽrst und ab 1861 Herzog von Ujest wollte damit seine Besitzungen dokumentieren.
Sein Geschlecht erlangte die Besitzungen in Oberschlesien durch die 1872 stattgefundene Vermählung mit der
einzigen Erbin und Tochter Amalie Charlotte von Hoym, deren Vater Graf Gebhard von Hoym als Provinzialminister von
Schlesien in Breslau residierte. Fast 200 Jahre war Sausenberg und Umgebung (1753-1845) Eigentum dieses Adelsgeschlechts Hoym, später Hohenlohe. Im Kreise Rosenberg betrugen die Besitzungen laut Gütter-Adreßbuch
von 1917 11.061 ha Wald, Feld, Wasser usw. – genannt die Herrschaft Sausenberg, welche durch die Oberförsterei verwaltet wurde. Der gesamte Kreis Rosenberg umfasste damals 89.876 ha. Im Jahr 1917 gehörte das Gut
Wienskowitz (Wiesbach) bei Landsberg nicht zur Herrschaft Sausenberg.
Auf der Abbildung sehen wir den Hammerteich von der Südseite, wo später – um 1864 – ein modernes Dampfsägewerk
errichtet wurde. Jetzt ist nichts mehr davon vorhanden. Unter (1) sehen wir die spitzen Dächer der Hüttenanlagen,
welche noch vor 1900 abgetragen wurden. Zwischen Teich und HĂĽtte verlief die 1865 erbaute KunststraĂźe von
Rosenberg in Richtung Bahnhof Sausenberg und von dort zum Bahnhof Oppeln-Ost. Unter (2) finden wir den Wohnsitz des damaligen Hüttendirektors. Später wurde es zum Jagdschloss umgebaut und 1945 von der Sowjetarmee
abgefackelt.
Unter (3) ist das damalige HĂĽttensamt zu sehen, das noch heute vorhanden und bewohnt ist. Die rechts davor
stehenden Gebäude wurden von der Herrschaft gekauft und abgerissen. Sie bildeten den Teichgerten und Bootssteg
zum 1902 neu erbauten Wohnhaus des Forstmeisters, welches 1945 ebenfalls den Flammen zum Opfer fiel. Unter (4)
sehen wir ein noch jetzt bewohntes Försterhaus. Im gleichen Gebäude befand sich über 100 Jahre lang die Postagentur, welche um 1935 ins Dorf verlegt wurde. Die Postkutsche erreichte Sausenberg immer zweimal
wöchentlich von Kreuzburg kommend. Im Amtsblatt von 1855 wird die Versetzung eines Posteckspediteurs Schweda
von Hultschin nach Sausenberg mitgeteilt. Im Amtsblatt von 1864 wird verordnet, dass Postsendungen von Sausenberg
auf die umliegenden Dörfer verteilt werden. Eine Aktiengesellschaft baute um 1865 die private Eisenbahnstrecke von
Kreuzburg nach Vosswalde. Von dieser Zeit an kam die Post täglich zum Bahnhof Sausenberg. Das Postgebäude ist
noch vorhanden. Von dort beförderten Fuhrleute die Post weiter in Richtung Rosenberg und Oppeln. Es gab damals
zwei Poststellen in Sausenberg, im Ort und auf dem Bahnhof. Vor dem Krieg (1939) kam das Postauto zweimal täglich von Kreuzburg nach Sausenberg.
Unter (5) befand sich damals die Praxis und der Wohnsitz des HĂĽttenarztes, ebenfalls 1945 abgebrannt. Unter (6) war
die vom FĂĽrsten erbaute katholische Volksschule, die von 1821-1902 existierte. Um 1860 wird ein Lehrer Drabik
erwähnt. Im Ort gab es noch eine evangelische Privatschule. Ein Lehrer Wilhelm Honsberg wird ebenfalls 1860
erwähnt. Im Jahr 1902 bekam der Ort eine neue Schule und 10 Jahre später erhielt auch Kaminietz eine solche. Beide
existieren noch bis heute. In der alten Schule (6) wohnte dann der Amtsvorsteher und Standesbeamte. Nach 1945 war
bis 1970 in diesem Gebäude die Oberförsterei angesiedelt. Unter (7) wohnte der Revierförster von Sausenberg und
nach 1945 der polnische Oberförster. Unter (8) ist das evangelische Bethaus zu sehen, das 1868 aufgegeben wurde
aber noch bis heute als Gebäude existiert. Da die Häuser alle massiv gebaut waren und die Dächer sehr gepflegt sind,
können sie nochlange bewohnt werden. Die Herrschaft besaß eine eigne Ziegelei im Wald nahe Kaminietz (Steinbach).
Der Ortsname Sausenberg geht auf das Wort Säuseln zurück, das dem Wald und Wasser rings um die Ortschaft
zuzuschreiben ist. Auch im polnischen Ortsnamen spiegelt sich diese Herkunft wider. „Szumirad“ heißt soviel wie „es
säuselt gern“. Obwohl noch heute die alten Eichen, Linden, Pappeln und das Wasser rings um Sausenberg tauschen, hören wir Sausenberger es nicht mehr. Schade!
Johannes Gräfenstedt aus Sausenberg ( Rosenberger Kreisblatt – Unser Oberschlesien Nr. 11/2002)
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