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Die Sausenberger Glocke

Die Glocke in Sausenberg wurde angeblich in den Sausenberger HĂĽttenanlagen gegossen. Wer die Heimat und den Ort besucht kann sich  vergewissern, denn die Glocke besitz eine diesbezĂĽgliche Inschrift. Sie befindet sich jetzt auf dem Wirtschaftsgebäude der frĂĽheren Oberförsterei. Der Wohnsitz des Forstmeisters war 1945 abgebrannt. Die Herrschaft Sausenberg gehörte dem FĂĽrsten Hohenlohe-Oehringen in Ehrenforst. Die Glocke hing frĂĽher in einem hölzernen Glockenturm, zwischen einem Gebäudekomplex von Amtskanzlei (Amtsvorsteher – Standesamt – BĂĽrgermeister) und der Forstkanzlei. Dahinter waren das Gefängnis mit zwei Zellen, die Wildkammer und der Eiskeller. Das Amtsgebäude war 1945 abgebrannt, der Glockenturm wurde 1956 von einem kalten Blitz getroffen und beschädigt, danach wurden die ĂĽbrigen Gebäude und der Turm abgetragen. Vielleicht hat die Glocke in frĂĽheren Zeiten am evangelischen Bethaus gehangen, welches noch jetzt als Wirtschaftsgebäude nahe dem Teiche steht, nahe der frĂĽheren SchlosskĂĽche und dem frĂĽheren HĂĽttenamt. Dazwischen stand bis 1960(?) eine riesige Kastanie, unter welcher der Sausenberger Wochenmarkt stattfand.

Im Jahr 1855 hatte katholisch Sausenberg und seine Weiler 1008 Einwohner (Rosenberg 3139). Das evangelische Bethaus verlor seine Notwendigkeit als 1868 in Gross Lassowitz (Oberwalden) eine evangelische Kirche erbaut wurde, an deren Entstehung sich der Sausenberger HĂĽttenarzt Dr. Viertel verdient gemacht hat.

Die Glocke läutete vor dem Krieg mittags 12 Uhr. Sie gab auch den Sausenberger Toten das letzte Geleit, bis der Leichenzug den Ort verließ und im Walde auf dem Weg zum Friedhof in Kirchwalde verschwand. Auch nach dem Krieg gab die Glocke den Toten das letzte Geleit. Ob es jetzt noch so geschieht, ich weiß es nicht. Uns Sausenbergern, die wir fern der Heimat leben und sterben, wird sie nicht mehr läuten.

Johannes Gräfenstedt (Rosenberger Kreisblatt – Unser Oberschlesien Nr. 6/2002)

Sausenberg vor eineinhalb Jahrhunderten

Vor mir liegt die nebenstehend abgebildete Lithographie von Sausenberg, welche der Autor E. W. Knippel auf GeheiĂź des FĂĽrsten Hohenlohe um das Jahr 1825 geschaffen hat. Der FĂĽrst und ab 1861 Herzog von Ujest wollte damit seine Besitzungen dokumentieren.

Sein Geschlecht erlangte die Besitzungen in Oberschlesien durch die 1872 stattgefundene Vermählung mit der einzigen Erbin und Tochter Amalie Charlotte von Hoym, deren Vater Graf Gebhard von Hoym als Provinzialminister von Schlesien in Breslau residierte. Fast 200 Jahre war Sausenberg und Umgebung (1753-1845) Eigentum dieses Adelsgeschlechts Hoym, später Hohenlohe. Im Kreise Rosenberg betrugen die Besitzungen laut Gütter-Adreßbuch von 1917 11.061 ha Wald, Feld, Wasser usw. – genannt die Herrschaft Sausenberg, welche durch die Oberförsterei verwaltet wurde. Der gesamte Kreis Rosenberg umfasste damals 89.876 ha. Im Jahr 1917 gehörte das Gut Wienskowitz (Wiesbach) bei Landsberg nicht zur Herrschaft Sausenberg.

Auf der Abbildung sehen wir den Hammerteich von der Südseite, wo später – um 1864 – ein modernes Dampfsägewerk errichtet wurde. Jetzt ist nichts mehr davon vorhanden. Unter (1) sehen wir die spitzen Dächer der Hüttenanlagen, welche noch vor 1900 abgetragen wurden. Zwischen Teich und Hütte verlief die 1865 erbaute Kunststraße von Rosenberg in Richtung Bahnhof Sausenberg und von dort zum Bahnhof Oppeln-Ost. Unter (2) finden wir den Wohnsitz des damaligen Hüttendirektors. Später wurde es zum Jagdschloss umgebaut und 1945 von der Sowjetarmee abgefackelt.

Unter (3) ist das damalige Hüttensamt zu sehen, das noch heute vorhanden und bewohnt ist. Die rechts davor stehenden Gebäude wurden von der Herrschaft gekauft und abgerissen. Sie bildeten den Teichgerten und Bootssteg zum 1902 neu erbauten Wohnhaus des Forstmeisters, welches 1945 ebenfalls den Flammen zum Opfer fiel. Unter (4) sehen wir ein noch jetzt bewohntes Försterhaus. Im gleichen Gebäude befand sich über 100 Jahre lang die Postagentur, welche um 1935 ins Dorf verlegt wurde. Die Postkutsche erreichte Sausenberg immer zweimal wöchentlich von Kreuzburg kommend. Im Amtsblatt von 1855 wird die Versetzung eines Posteckspediteurs Schweda von Hultschin nach Sausenberg mitgeteilt. Im Amtsblatt von 1864 wird verordnet, dass Postsendungen von Sausenberg auf die umliegenden Dörfer verteilt werden. Eine Aktiengesellschaft baute um 1865 die private Eisenbahnstrecke von Kreuzburg nach Vosswalde. Von dieser Zeit an kam die Post täglich zum Bahnhof Sausenberg. Das Postgebäude ist noch vorhanden. Von dort beförderten Fuhrleute die Post weiter in Richtung Rosenberg und Oppeln. Es gab damals zwei Poststellen in Sausenberg, im Ort und auf dem Bahnhof. Vor dem Krieg (1939) kam das Postauto zweimal täglich von Kreuzburg nach Sausenberg.

Unter (5) befand sich damals die Praxis und der Wohnsitz des Hüttenarztes, ebenfalls 1945 abgebrannt. Unter (6) war die vom Fürsten erbaute katholische Volksschule, die von 1821-1902 existierte. Um 1860 wird ein Lehrer Drabik erwähnt. Im Ort gab es noch eine evangelische Privatschule. Ein Lehrer Wilhelm Honsberg wird ebenfalls 1860 erwähnt. Im Jahr 1902 bekam der Ort eine neue Schule und 10 Jahre später erhielt auch Kaminietz eine solche. Beide existieren noch bis heute. In der alten Schule (6) wohnte dann der Amtsvorsteher und Standesbeamte. Nach 1945 war bis 1970 in diesem Gebäude die Oberförsterei angesiedelt. Unter (7) wohnte der Revierförster von Sausenberg und nach 1945 der polnische Oberförster. Unter (8) ist das evangelische Bethaus zu sehen, das 1868 aufgegeben wurde aber noch bis heute als Gebäude existiert. Da die Häuser alle massiv gebaut waren und die Dächer sehr gepflegt sind, können sie nochlange bewohnt werden. Die Herrschaft besaß eine eigne Ziegelei im Wald nahe Kaminietz (Steinbach).

Der Ortsname Sausenberg geht auf das Wort Säuseln zurück, das dem Wald und Wasser rings um die Ortschaft zuzuschreiben ist. Auch im polnischen Ortsnamen spiegelt sich diese Herkunft wider. „Szumirad“ heißt soviel wie „es säuselt gern“. Obwohl noch heute die alten Eichen, Linden, Pappeln und das Wasser rings um Sausenberg tauschen, hören wir Sausenberger es nicht mehr. Schade!

Johannes Gräfenstedt aus Sausenberg ( Rosenberger Kreisblatt – Unser Oberschlesien Nr. 11/2002)