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Die Rote Armee in Weidental
Tatsachenbericht zusammengefasst von Karl Edelmann

Am 20. Januar 1945 kamen nach Weidental drei deutsche Kampfpanzer und bezogen am Ende des Dorfes in Richtung Bankau Stellung. Es rollten mit Soldaten besetzte und mit Munition beladene Wehrmachtsautos hinterher. Die Zivilbevölkerung wurde anfänglich aufgefordert das Dorf bis zum Abend restlos zu räumen, da militärische Stellungen angelegt werden sollten.

Beherzten Dorfbewohnern gelang es, zum Glück, die Führer der Einheit von der Unsinnigkeit eines Wiederstandes im nach drei Seiten offenen Gelände zu überzeugen und sie von diesem Vorhaben abzubringen.

Am Abend, im Schutze einbrechender Dunkelheit schlich sich Emilie Wollner mit ihren Kindern Alfred und Else sowie mehreren Nachbarinnen über die Felder nach Sachsenhofen (Sachsonie) zu ihrem Bruder Robert Klimas. Hierbei konnten sie sehen, dass russische Truppen bereits die Ortslage Sandhäuser besetzt hielten und zu weiteren Frontaufklärung Leuchtkugeln über Weidental niedergehen ließen. Im Waldhof Sachsonie verbrachten die Wollners die Nacht, während sich die deutsche Kampfgruppe, ohne dass in Weidental ein Schuß gefallen wäre westwärts auf Nieder Ellguth vor Kreuzburg zurückzog. Am anderen Morgen, als die Wollners bei klirrendem Frost über die verschneiten Felder auf den eigenen Hof zurückkehrten, zogen die ersten russischen Kampfeinheiten über die Felder aus Richtung Josefhöhe heran, durchquerten ohne Aufenthalt das Dorf und lieferten sich wenig später erbitterte Gefechte mit den vor Kreuzburg liegenden Wehrmachtsverbänden. Erst nach Beendigung der Kampfhandlungen kam es vor allem im Zeitraum von Februar - Juni 1945 zu übergriffen der auf dem Flugplatz um Alt Rosenberg stationierten Sowjetsoldaten. Diese Marodeure kamen über Sandhäuser und Sachsenhofen auch bis nach Weidental herein, vergewaltigten deutsche Frauen und Mädchen, sooft ihnen eine gefiel und sie ihrer habhaft werden konnten, und plünderten die schlesische Ortbevölkerung bis aufs letzte Hemd aus.

Etwa im April wurde im Weidentaler Schloss von Dr. Pratsch eine sowjetische Kommandantur eingerichtet, an welche sich die Weidentaler bei übergriffen durch Soldaten mit der Bitte um Abhilfe wandten. Doch nicht immer, und vor allem nur selten rechtzeitig, kam diese Garnison zur Hilfe und vertrieb die Banditen.

Der Bruder von Emilie Wollner, Robert Klimas, lebte mit seiner Frau Anne und seiner 17 jährige Tochter Elfriede in der Ortslage Sachsenhofen auf einem am Rand des Bankauer Forstes gelegenem für diese Zeit und Region typischem Forsthaus. Ein nicht unterkellertes auf Stein errichtetes Holzhaus, ein angrenzender Stall und eine kleine Scheune vereint unter einem Teerpappendach.

Robert Klimas arbeitete als Heger für die Pflege von Wildbestand und Waldarbeiter in den Forstgebieten des Kreises Kreuzburg in Bankau beim Grafen von Bethusy-Huc.

In der siebten Stunde eines Februartages 1945 hörten die Wollners aus Richtung Sachsenhofen Schüsse fallen. Aufgeschreckt liefen sie aus dem Haus und sahen von der Rückseite ihres Hofes eine Brandlohe und dichte schwarze Qualmwolken über dem Waldhof. Den ganzen Tag über stellten sie angstvolle Mutmaßungen, fürchteten das Schlimmste für ihre Verwandten, wagten aber nicht bei helllichtem Tag über die weithin einsehbare Flur hinüber zu gehen. Erst in der Dämmerung des Spätnachmittages machten sie sich in Begleitung ihres Nachbarn nach Sachsenhofen auf den Weg. Was sie dort vorfanden übertraf noch bei weitem ihre schlimmsten Befürchtungen. Auf dem Hof in den Brandresten des Wohngebäudes, lagen die drei von der Feuersbrunst verkohlten gräßlich verstümmelten Leichen von Robert, Anne und Elfriede Klimas, eine jede ohne Arme und Beine, lediglich Kopf und Rumpf waren noch beieinander, die abgetrennten Gliedmaßen nirgendwo auffindbar. Die sterblichen Überreste hüllten sie daraufhin in Decken, überführten sie nach Weidental auf den Friedhof der kath. Kirche und bestatteten sie dort in aller Stille und ohne priesterlichem Beistand am Zaun hinter dem Gotteshaus. Eine Aufklärung der Umstände unter denen die Familie erfordert wurde, oder gar eine Ahndung dieses Verbrechens fand nie statt.

Mutmaßlich derselbe Mob spürte an diesem Tag den Förster des Gebietes, der auch Vorgesetzter von Robert Klimas war, bei einem seiner Arbeiter in Sandhäuser auf. Sie führten den stattlichen, hünenhaften Mann hinter dem Haus in den Wald, um ihn zu erschießen. Als er nach den ersten Schüssen in die Brust immer noch aufrecht stand, wurde er mit Kopfschuß hingerichtet.

Soweit die Niederschrift der Erinnerungen von Alfred Wollner der diese Ereignisse als 14 jährige Jugendlicher miterlebte. Noch drei Augenzeugen der Ereignisse leben in der Bundesrepublik Deutschland. Die Anschriften sind wenn notwendig bei der Schriftleitung zu erfragen.

Wir danken unserem Landsmann Edelmann für die übermittlung dieser Informationen.

Wolfgang Weidel (Rosenberger Kreisblatt – Unser Oberschlesien Nr. 2-3/2003)