“Und wir fanden ihn...” – Michael Walter

Als ich begann, mich für Familienforschung zu interessieren, versuchte ich alles aus meinen Großeltern, die im Raum Uschütz/Wittenau und Landsberg O/S wohnten, was nur möglich war ´herauszuquetschen´. Das alte deutsche O/S hat mich interessiert, die Familie, Ihr Leben, aber auch der Krieg, die Toten und somit die Gefallenen der beiden Weltkriege. Nachdem sie mir ein paar Namen nannten “die sie nie wiedersahen”, wurde mir schon ganz mulmig zu Mute. Trotzdem habe ich mir das gern angehört und begab mich auf die Suche herauszufinden, wo die Gefallenen verblieben sind. Man wußte nur den Ort der letzten Meldung und wo er gefallen sein sollte. Es gab ja das Internet – ich ging auf die Seite des Volksbunds Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. (www.volksbund.de) und gab unter ´Suche´ den bestimmten Namen meines Uronkels ein. Dieser kam sehr oft vor und ich musste mich erst ´durchwurschteln´. Schließlich fand ich den Vornamen und den passenden Ort. “Das ist er”, waren die Worte meiner Großmutter, als ich ihr das Geburtsdatum und den Ort nannte. Ich druckte seine Angaben, wo Ort, Grabblock, -reihe und –nummer vermerkt waren, aus. Dann fragte ich noch nach der genauen Adresse des Soldatenfriedhofs. Es war der Friedhof bei Vaiaec in der Slowakischen Republik am Rande des Nationalparks “Hohe Tatra”. Es war also der Umbettungsfriedhof in der Mittelslowakei. Mein erster Gedanke war, dort müsse ich unbedingt einmal hin.

Im folgenden Sommer verbrachten wir unseren Urlaub in dieser Gegend und machten uns dann auch eines Tages bei tollem sonnigen Wetter auf den Weg nach Vaiaec, vorbei an wunderschönen Bergen und Dörfern entlang der Hauptstraße. Am Soldatenfriedhof angekommen war ich von der Umgebung fasziniert. Der Friedhof lag am Fuße der Hohen Tatra, und weit und breit war fast nichts anderes zu sehen als Natur. Dort würde ich mir auch mein Grab wünschen, so schön und ruhig war es.

Wir gingen durch das große Eingangstor, über das Gelände, das sehr gepflegt war, in Richtung des Kreuzes und der Gedenktafel, die auf Deutsch und Slowakisch verfasst war. Schließlich fanden wir auch das Grab des Onkels mit Namen, Geburts- und Sterbedatum auf einem Kreuz aus Granit. Ein komisches, jedoch freudiges Gefühl davor zu stehen, auch wenn man ihn nicht mehr gekannt hat. Denen, die das Finden und unser Besuch des Grabes meines Urgroßonkels die meiste Freude bereitet hätte, wären meine Urgroßmutter und ihre Schwägerin gewesen. Beide waren leider kurz vorher gestorben und haben die Fotos nicht mehr sehen können. Diesen beiden, ihrem Lieben und allen Gefallenen widme ich diesen Text und die Bilder.

(Unser Oberschlesien – Rosenberger Kreisblatt Nr. 3/2002)

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