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Olesno – eine Räuberstadt ?
Aus der Sicht eines ehemaligen Rosenbergers

Anfang Februar erreichte mich eine Nachricht aus unserer Heimatstadt – einer traurige Nachricht – über einen Überfall auf dem rosenberger Friedhof, dessen Opfer meine frühere Nachbarin, eine ältere Witwe nach einem verdienten rosenberger Bankangestellten. Eine Bande von Jugendlichen hat sie übel zugerichtet, indem man ihr die Knochen gebrochen hatte. Die Beute betrug vielleicht weniger als 5 Zloty (2,5 DM). Die Reaktion der Rosenberger hier im Westen auf diesen Vorfall war fast überall die gleiche: ”Warum ist sie dort (in Olesno) zurückgeblieben, hatte sie doch die Gelegenheit auszureisen ? Gut, daß wir dort nicht mehr wohnen. Was für ein Land, was für eine Stadt, was für ein Chaos !”. Und recht haben sie. Die Zeiten, in denen man sorglos am späten Abend um Milch zum Bauer Blaszczyk auf der Lubliniecka Str. bei einer schwachen Straßenbeleuchtung gehen konnte, gehören der Vergangenheit an.

Am schmerzhaftesten traf uns – Rosenberger – der Diebstahl des Tryptychons aus der St. Anna-Kirche – dessen Urheber den berühmte Veit Stoß gewesen sein sollte. Diese Skulpturen haben sämtliche Schicksalsschläge überdauert – Pestilenzen und Übergriffe – die zwei Diktatoren – das kommunistische Polen und waren eine Art Zuflucht für das oft in der Geschichte mißbrauchte rosenberger Volk. Nur die vierte polnische Republik – so mißt man jetzt wohl die neue Zeit in Polen – haben sie nicht überstanden. Wie soll man es interpretieren ? Die frommen Rosenberger deuten diesen Diebstahl aus dem Standpunkt des Glaubens als ein Zeichen der Mißbilligung seitens der rosenberger Schutzpatronin gegenüber dem moralisch-religiösen Zustand sowohl der in der Heimatstadt als auch im Westen lebenden Rosenberger. Vielleicht bezieht sich diese Mißbilligung eher auf diejenigen gottlosen Neu-Ankömmlinge, die auf der rosenberger Erde niemand willkommen heißt, weder die Einheimischen noch die, die - selber vertrieben - sich in Olesno nach dem Krieg angesiedelt haben, oder deren Nachkommen, die die Stadt kennen und lieben gelernt haben, als ob es ihre eigene wäre.

Und schon befassen wir uns mit dem großen Thema der postkommunistischen Demoralisierung. Was ist dort – in Polen – eigentlich los – sogar in dem kleinen Städtchen Olesno ? Raub und Diebstahl in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Der Westen lacht über die Polen – indem er die Vertreter dieser Nation nur mit Autodieben in Verbindung bringt. ”Kaum gestohlen – schon in Polen” – eine sogar in den Medien propagierte Parole über Pkw-Diebstähle. Aus Angst vor Autoklau fahren ehemalige Rosenberger in die alte Heimat mit Schrottautos – davon kann man sich überzeugen, wenn man sich die Hinterhöfe der rosenberger Hotels anschaut. Und die Polizei – sie hat Angst vor den schwer bewaffneten Gangstern. Wer setzt schon eigenes Leben auf`s Spiel für ein mickriges Gehalt, von dem man nur schwer über die Runden kommen kann ? Sogar dem Bürgermeister ist sein Auto geklaut worden – dem Chef der rosenberger Polizei! Eine Schande !

Diesen erbärmlichen Zustand kann man vielleicht soziologisch erklären. Die Kluft zwischen den Neureichen und denen, die in der neuen Wirtschaftsordnung auf der Strecken geblieben sind, ist riesig. Der Drang, möglichst viel erwerben, besitzen und konsumieren zu wollen, angesichts des bisher nicht gekannten Warenangebots – denn die kommunistischen Zeiten kannten nur die Askese – läßt sich für viele auf legalem Wege nicht befriedigen. Es bleibt daher nur Raub, Betrug und Diebstahl als Methode übrig.

Und was meint dazu der polnische Papst und die polnische Kirche – insbesondere die rosenberger Kirche ? Der polnische Papst als Morallehrer steht im Westen im krassem Widerspruch zu der hier herrschenden Meinung über die Polen da. Der Einfluß der polnischen Kirche auf den moralischen Zustand der Gesellschaft in Polen scheint von Tag zu Tag abzunehmen. Man sieht zwar den Kardinal Glemp als Ehrengast bei vielen politischen, kulturellen oder gesellschaftlichen Veranstaltungen größeren Kalibers. Diese Auftritte habe jedoch mit der Moral und der Kirche wenig zu tun. Der überwältigende Einfluß der Kirche in Polen aus der kommunistischen Ära als Garant eines bestimmten moralischen Niveaus auf der Höhe von zehn Geboten gehört endgültig der Vergangenheit an. Die Kirche befindet sich dort auf der Suche nach Nischen, in denen sie sich akzeptiert und gebraucht fühlen kann. Somit schafft sie eine neue Daseinsberechtigung für sich. Und im heutigen Rosenberg – Olesno ?

Eine Miniatur dessen, was der Kardinal Glemp dem Klerus vormacht. Prälat Donarski repräsentiert würdig den Katholizismus in vielen Gremien, die ihn einladen – daheim und im Ausland. Ich habe ihn beim Rosenberger-Treffen in Arnsberg beobachtet – schien mir etwas verloren unter den Rednern und Politikern herumgeirrt zu haben. Es war auch nicht seine Rolle als Seelsorger.

Diese gesellschaftliche Entwicklung stellt kein Novum dar. Eine ähnliche Entwicklung spielte sich in der Bundesrepublik Deutschland in den Sechziger ab. Wenn man die Folgen dieser Entwicklung in Deutschland kennt, und zwar den moralisch-religiösen Aspekt – die Politik sollten wir bei Seite lassen – kann man versuchen, die Zukunft Polens vorauszusagen.

Mit dem Verfall der Moral und dem Schwund des Einflusses der Religion steigt die Kriminalität. Ich kann wetten, daß die polnischen Statistiken in den letzten 8 Jahren eine solchen Entwicklung bestätigen könnten. Kontraproduktiv ist angesichts dieser Situation eine andere Tendenz – deren absurde Folgen die Aufnahmefähigkeit eines normal denkenden Menschen überschreiten, und zwar die Bagatellisierung der Kriminalität insbesondere seitens der Politik und der Justiz. Das Sanktionierungssystem von Straftaten schrumpfte zu lächerlichen Strafmassen zusammen, und zwar im Namen eines neuen Humanismus – eines Pseudohumanismus, dessen Opfer unschuldige, entführte, mißbrauchte und ermordete Kinder sind. Und die Täter – mehrfache Mörder und Päderasten, die man aufgrund von Gutachten irgendwelcher Scharlatane- Aposteln des neuen Humanismus - wieder auf freien Fuß setzt, mit der Begründung, sie seien von ihrer Devianz geheilt. Die gleiche Tendenz läßt sich bereits in Polen beobachten – nur die Begründung für diese Laschheit klingt etwas anders: das Strafsystem muß liberalisiert werden, sonst bekäme man keine Eintrittskarte in die EU. Für diese Blindheit werden auch in Polen noch viele Unschuldige bezahlen müssen. Man fragt sich nur, wer der Autor eines solchen Pseudohumanismus ist – wohl der Teufel persönlich.

Werner Christmann                                                                                                                                  zurück

Mein Werdegang

Im Sommer 1981 gab es vielleicht die letzte große Ausreisewelle aus Rosenberg vor dem Kriegszustand. Die deutschstämmige Ärzteschaft machte sich auf den Weg gen Westen (z.B. Dr. Dymarek). Die Stimmung war schlecht, die Schlangen vor den Geschäften bildeten sich schon nachts, man schleppte Sitzbänke aus dem Park und stellte sie vor der Buchta-Metzgerei hin, um nicht bis zur Ladenöffnung stehen zu müssen. Die Tankstellen boten ein Horrorszenario. Autos parkten die Zufahrten zu in der Erwartung, daß in den nächsten Tagen vielleicht Sprit geben wird. Wir reisten Richtung Görlitz mit unserem VW-Käfer und bis Liegnitz war nirgendwo Benzin mehr zu bekommen. Es war der Anfang des Abenteuers "Ausreise nach Deutschland". Man könnte ein Buch darüber schreiben. Jeder von uns hat die Ungewissheit, die Zeit der Lager in Friedland, Unna-Massen, des Sprachkurses und der langsamen, dennoch schonenden Einführung in die deutsche Gesellschaft mehr oder weniger schmerzhaft durchgemacht. Je nach Alter war die Integration mehr oder weniger erfolgreich. Aber ich will über die Karrieren unserer Landsleute aus Rosenberg berichten, um anderen Mut zu machen, denen es vielleicht nicht so gut ergangen ist, die jedoch mit ihrer oberschlesischen Mentalität und Charaktereigenschaften in vielerlei Hinsicht bessere Chancen haben, sich hier im Westen erfolgreich zu etablieren. Eine solche Recherche kann ich später mal liefern - wenn Interesse besteht.

Jetzt zurück zu meinem Werdegang.

Heute bin ich Fachbereichsleiter, zuständig für mehrere Heime für Haftentlassene, Obdachlose und Nichtseßhafte, nebenbei vereidigter Übersetzer und Dolmetscher für Polnisch, wir haben ein Haus in Sankt Augustin, bin seit 10 Jahren verheiratet mit einer aus Brünne bei Oppeln stammenden Oberschlesierin, wir haben eine 9jährige Tochter Christine, die die Stadt Rosenberg in ihr Herz geschlossen hat und später mal einen REITERHOF in Kiefernrode (Chocianowice) haben möchte.

Ich bin passionierter Jogger und Bergsteiger. Je älter ich werde, desto mehr interessiert mich die alte Heimat, unsere Heimatstadt, um nicht zu sagen, daß ich eine immer stärker werdende Sehsucht nach Rosenberg verspüre.

Durch die Ausreise nach Deutschland wurden die Karten neu gemischt. Drüben studierte ich zusammen mit Hubert Lysy, Gerhard Zug, Helmut Eckert, Andrzej Gora, Waldemar Klinger, Karl Gonsior in Neisse Theologie. Unser Pate - Pfarrer Kaleja - hat uns dabei tatkräftig unterstützt. Aus allen den Genannten sind Priester geworden, die heute in Oberschlesien erfolgreich wirken. Ich habe kurz vor der Diakonatsweihe, mit fast fertigem Studium in der Tasche, Rosenberg, Neisse, Kaleja und den Bischof Nossol - unseren Professor, vor allem aber die Freunde vom Studium und aus der Lyzeum verlassen.

In Deutschland setzte ich meinen Weg zum Priesteramt fort. Ich ging nach Köln zum Rektor des dortigen Priesterseminares, Dr. Trippen. Maschierte munter durch die Fluren des modernen Gebäudes in Köln in der Uniform eines fast fertigen Priesters mit schwarzweißem Kragen (Koloratka) und stieß bei der Kölner kirchlicher Obrigkeit mindestens auf Verwunderung, wenn nicht auf Skepsis. Vielleicht sah ich in deren Augen aus wie ein Spion aus dem Vatikan, von Papst Wojtyla persönlich beauftragt, die Kölner Kirche zu durchforsten.

Es ging alles in die Hose. Man hat mich ziemlich lange Zappeln lassen, langes Praktikum folgte, ohne eine konkrete Tätigkeit. Die Einzelheiten über mein Scheitern würden den Rahmen hier sprengen. Es war so, daß ich nach fast 2 Jahren der Vorbereitungszeit keinen Platz als Priester unter dem rheinländischen Klerus für mich mehr gesehen habe. Es war wie ein Gefängnis. Nach Turbulenzen, die ich hier vorerst nicht erwähnen möchte, sprang ich 1983 ab. Ohne Arbeit, ohne Geld, ohne Perspektive, mit einem in Deutschland nicht anerkannten Hochschulstudium, mit dem ich nichts anfangen konnte. Für die oberschlesischen Angehörigen brach eine Welt zusammen. Und ich verstand die Welt auch nicht mehr.

In der Weihnachtszeit 1983 fuhr ich mit Hans Cziumplik (jetzt heißt er Christmann), meinem Vetter, nach Rosenberg, um dort nach Menschen und Orten zu suchen, die mir einen Ausweg aus der Misere hätten weisen können. Am Heiligabend 1983 gingen wir per Pedes um Mitternacht in die Corpus-Christi-Kirche. Auf den Straßen bewegte sich kaum ein Fahrzeug. Die ökonomischen Folgen des Kriegszustandes waren auch in Rosenberg zu spüren. Die Kirche war voll. Die Christmette zelebrierte der damals noch lebende Pfarrer Kaleja. Ich habe ihn noch später in der Kirche gesehen, habe ihn aber nicht besucht. Aus Feigheit. Es war die letzte Gelegenheit, ihn zu sprechen. Als wir 1996 das zweite Mal in Rosenberg waren, lebte er nicht mehr.

Ich studierte dann 1 Jahr an der Uni Düsseldorf klassische Philologie und Erziehungswissenschaften, um Lehrer für die Sekundarstufe II. zu werden. Es war extrem langweilig. Nach 2 Semestern wechselte ich nach Köln an die kath. Fachhochschule für Sozialarbeit und nach 2,5 Jahren habe ich mein Diplom gemacht. Dann Berufspraktikum und später 4 Jahre als Dipl.-Sozialarbeiter in Johanneshaus in Köln. Seit 1992 Heimleiter, seit 1996 Fachbereichsleiter beim SKM Siegburg. Der Hl. Don-Bosco ist auf meiner Kaffeetasse abgebildet - ein Geburtstagsgag meiner Mitarbeiter. Das eine Heim heißt nämlich Don-Bosco-Haus und dient als Reso-Einrichtung für aus der Haft entlassene Jugendliche. Ein Kapitel für sich. Ich habe mich vor einer Aufgabe als Seelsorger gedrückt, habe aber von Gott eine vielleicht härtere Aufgabe zugewiesen bekommen. Nebenbei habe ich als Dolmetscher und Übersetzer viele interessante Menschen kennengelernt. Seit vielen Jahren arbeite ich mit Gerhard Kaleja zusammen, der bei einem Starkstromkonzern als Ingenieur beschäftigt ist. Aus Rosenberg als Musikus bekannt, machte aus unserer Sicht hier in Deutschland eine Karriere. Da er sehr bescheiden ist, soll er auf diesem Forum selber mal über seinen Werdegang erzählen. Auf jeden Fall habe ich mit riesigen Mengen an übersetzten Texten zur Gründung und zum Aufbau einer Holding in Polen, einer Niederlassung dieses deutschen Konzerns in Polen, beigetragen, einen Freund gewonnen - den Gerhard - und auf dem Gebiet der Betriebswirtschaft eine Menge gelernt.

Werner Christmann                                                                                                                                  zurück

St. Anna - Schutzheilige der verlassenen, auf Hilfe und Pflege angewiesenen Landsleute in Oberschlesien

Projekt eines St. Anna Altersheimes in Alt Rosenberg

Neulich kehrte mein Schwiegervater von einer Reise nach Oberschlesien zurück und berichtete über eine Begegnung mit ehemaligen Nachbarn in einem kleinen Dorf bei Oppeln.

Ein Geschwisterpaar, fortgeschritten im Alter, versuchte um jeden Preis einen mittelgroßen landwirtschaftlichen Betrieb zu halten. Sie, völlig gekrümmt, fast gehbehindert, versucht noch per Hand die Kühe zu melken. Die Milch wird nicht mehr abgeholt, reicht noch aber für den Eigenbedarf, erfüllt offensichtlich die hygienischen Standards nicht mehr oder ist der Abholweg zu weit und die Menge zu gering, um sie verkaufen zu können. Er von schweren Krankheiten geplagt, muß sich ständig hinlegen, dann hilft er wieder, sogut er kann - und das ganze "Unternehmen" verkommt von Tag zu Tag. Niemand ist da, der eine Lösung anbieten könnte.

Ein anderer in einem Dorf bei St. Annaberg ist kürzlich verstorben. In den letzten Jahren lebte er allein und bewirtschaftete seinen Acker selbständig, sogut er konnte. Seine Frau hatte ihn vor vielen Jahren samt Kindern gen Westen verlassen. Als er spürte, daß sich das Leben dem Ende neigte, nachdem er bereits einen Herzinfarkt überlebt hatte, legte er sich seinen schwarzen Anzug zurecht, damit die Nachbarn, wenn sie ihn tot auffinden werden, mit weniger Aufwand ihn beerdigen können. Tatsächlich starb er dann einige Tage später im Oktober 2001 an erneutem Herzinfarkt.

Und noch eine Geschichte, die unser Landsmann, Pfarrer Dr. Konrad Freier, erlebte und in seiner Predigt anläßlich des St. Anna-Ablasses im Juli d.J. sehr eindrucksvoll wiedergab:

Zitat aus meinem Text: "Reflexion nach dem des St. Anna-Ablaß" (Poodpustowa refleksja)

Kazanie ks. dr. Freiera w niedzielę odpustową poruszyło ten temat pozornej beznadziejności, z którą zmagała się pewna kobieta oleska. Całe życie związała ze św. Anną, dzieci wyjechały na Zachód i zmarniały tam moralnie wyrzucając za burtę wszelkie wartości i normy dane im na drogę. Kobieta została sama, bez opieki i troski tych dzieci , bez możliwości zastopowania ich moralnego upadku. W tej beznadziejności szukała odpowiedzi u św. Anny pytając ją, jakie zrobiła błędy.

Übersetzung:

In der Predigt des Herrn Pfarrers Dr. Freier am Ablaßsonntag ist das Thema der Hoffnungslosigkeit aufgegriffen worden, mit der eine Rosenbergerin zu kämpfen hatte. Ihr ganzes Leben hat sie mit der Hl. Mutter Anna verbunden. Ihre Kinder verließen sie und siedelten nach Deutschland um. Dort verkamen sie moralisch, indem sie sämtliche Werte und Normen über Bord warfen, die sie von ihrer Mutter auf den Lebensweg erhalten hatten. Die Frau ist alleine geblieben, ohne Fürsorge und Pflege der Kinder aber auch ohne die Möglichkeit, den moralischen Untergang der Kindern aufzuhalten. In dieser Hoffnungslosigkeit suchte sie bei der Hl. Mutter Anna in Rosenberg nach einer Antwort auf die Frage, welche Fehler sie gemacht haben muß.

Diese Predigt hat mich in diesem Passus sehr bewegt. Am Montag danach, als nur noch die Einheimischen sich am Abend auf dem Vorplatz der St. Anna-Kirche versammelt hatten, um dort in der Abschlußmesse der Mutter Anna für das herrliche Wetter und den gelungenen Ablaß zu danken und diesen mit einer Lichterprozession nach Rosenberg zu krönen, trat aus der Reihe der Priester, die sich nach der hl. Messe in die Sakristei begaben, ein alter Freund und Studienkollege, der Pfarrer von Alt Rosenberg und Ciarka, Peter Kus, aus der Prozession heraus, begrüßte mich sehr herzlich und lud mich noch am selben Abend in das Pfarrhaus nach Alt-Rosenberg ein. Die halbe Nacht haben wir dort anschließend über sein Projekt, ein außergewöhnliches Altersheim zu errichten, diskutiert.

Das Altenheim ist sowohl in Form und als auch Konzeption außergewöhnlich. Die Form (siehe Abbildung) ähnelt der St. Anna-Kirche. d.h. hat die Gestalt einer Rose und die Konzeption zielt auf den Personenkreis, den ich in den Beispielen erwähnt habe. Es soll ein Heim für verlassene alte Landsleute entstehen, die nicht mehr in der Lage sind, für sich zu sorgen. Ein Heim, in dem sie Beheimatung, Liebe und Wärme und Bezug zu heimatlichen und ihnen vertrauten Werten wie die St. Anna-Kirche erfahren sollen. Kein Massenbetrieb. Daher sind nur 60 Plätze vorgesehen. In einer idyllischen Lage, in der Nähe der Holzkirche in Alt-Rosenberg, direkt am Wald. Die dortige Gemeindeverwaltung stellt den Bauplatz zur Verfügung, die deutsche Minderheit und die rosenberger kath. Kirche übernehmen die Schirmherrschaft. Vier rosenberger namhafte engagierte Ärzte haben sich bereit erklärt, kostenlos Sprechstunden in dem Heim einzurichten. Die Pläne, die den westdeutschen Richtlinien und Pflegeheimverordnungen entsprechen, sind fertig. Denn man will das Heim auch noch anderen Interessenten anbieten:  Oberschlesiern, die in Deutschland leben, ohne Pflege nicht mehr auskommen können, in die Heimat zurückkehren möchten und die unbezahlbare und völlig übertrieben kostspielige Pflege in westdeutschen Heimen sich nicht leisten können. Die gegenwärtig geltenden Verordnungen lassen eine solche Option zwar noch nicht zu, es muß aber nicht heißen, daß diese Regelung unumstößlich ist. Entsprechende Anträge sind beim Bundesversicherungsamt in  Berlin bereits gestellt worden.

Was fehlt - sind 4 Mill. Zloty. d.h. 2 Mill. DM - soviel soll der Bau kosten - daher mein Appell an alle

Investoren, die in der Heimat ein gutes Werk vollbringen möchten,  um Engagement und Spenden. Interessierte  mögen sich über die E-Mail-Adresse von Pfarrer Peter Kus direkt an ihn wenden piotrkus@opole.opoka.org.ploder über diese Homepage. Ich kann mir vorstellen, daß der Homepage-Betreiber Peter Wollny, der ein großes Herz für unser Anliegen hat, wird sich etwas einfallen lassen, um die Informationen, Hilfen und Ideen an die richtige Stelle  zu kanalisieren.

Gruß an alle Rosenberger und Förderer.

Werner Christmann