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Rosenberg

Das Buch erschien nie auf den vermeintlich wichtigen Bestsellerlisten. Dennoch: Der Bildband über die oberschlesische Kreisstadt Rosenberg stieß in Deutschland und Polen auf so große Resonanz, dass es bald vergriffen war. Die Herausgeber, der Osnabrücker Heimatforscher Klaus Kischnick und die aus Rosenberg stammende Zahnärztin Dr. Adelheid Glauer, haben jetzt eine zweite, erweiterte Auflage auf den Markt gebracht. Das Buch zeigt historische Ansichten dieser Grenzstadt zu Polen. Der besondere Reiz der zweiten Auflage liegt in den Privataufnahmen, die ehemalige Rosenberger und heutige Bewohner der Stadt den beiden Herausgebern zur Verfügung gestellt haben. Das Buch sei damit zu einem „echten Heimatbuch“ herangereift, sagt Klaus Kischnick. Der Osnabrücker, der 1934 im ostpreußischen Rodental geboren wurde, besuchte 1989 während einer seiner Fahrten durch die ehemalige Heimat auch Rosenberg und begann, die Geschichte dieser Stadt zu ergründen. Dabei knüpfte er Kontakt zu Adelheid Glauer, die viele Jahre als Zahnärztin in Osnabrück praktizierte. Das neue Buch enthält auch die Geschichte der so genannten Pfennigkirche. Ein Pastor sammelte in ganz Deutschland Pfennige für den Bau einer evangelischen Kirche in Rosenberg. Besonders erfolgreich sollen seine Pfennig-Predigten in Osnabrück gewesen sein. Das Buch „Rosenberg in alten Ansichtskarten und Fotografien 1897-1945“ ist für 31 Euro bei Jonscher erhältlich.

(Neue Osnabrücker Zeitung, Samstag, 24 Januar 2004)

Felix Rendschmidts Geburtshaus in Rosenberg
Felix Rendschmidt gilt als einer der bedeutendsten Söhne der Stadt Rosenberg. Er war als erfolgreicher Erzieher und Lehrerbildner, als fruchtbarer Schriftsteller, unermüdlicher Naturforscher und Sammler in Schlesien beliebt, bekannt und berühmt. Um seine pädagogische Ausbildung zu vertiefen, zog es ihn 1811 zu dem weltberühmten Pädagogen und Sozialreformer Johann Heinrich Pestalozzi nach Iferten/Yverdon in die Schweiz. Von 1814 bis zu seinem Tode bildete er Lehrer in Breslau aus, denen er als begnadeter Lehrer sein reiches Wissen knapp und gemessen, gediegen, anschaulich und sehr gründlich vermittelte. Seine Schüler nannten ihn liebevoll "Vater Rendschmidt". Gleichzeitig war er Rektor der Übungsschule (Sandschule). Sein eigenes Streben galt der Bildung und Fortbildung. Außer den Grundfächern übernahm er auch den Naturkundeunterricht. Zu seinen Hobbys zählten die Botanik, Mineralogie, Entomologie. Eine Käferart, die er zuerst für Schlesien, entdeckte, wurde ihm zu Ehren Abax Rendtschmidtii benannt. Selbstverständlich beherrschte er auch das Polnische und fungierte bei naturkundlichen Führungen als Dolmetscher. Ein besonderes Verdienst mißt man seinen Schulbüchern (Rechen - und Lesebücher) zu, die in Schlesien zahlreiche Auflagen erlebten. Eines seiner Lesebücher für die mittleren Klassen hat ihm als erster sein Schüler am Lehrerseminar, Joseph Lompa, geboren in Rosenberg, ins Polnische übersetzt (siehe Anzeigen aus der Presse 1847, 1851).
 
1845 wurde er mit dem Rothen - Adler - Orden, IV. Klasse, ausgezeichnet. Das Bildnis, das die Breslauer Lehrerschaft 1848 anfertigen und vervielfältigen ließ, zeigt ihn mit der Spange dieses Ordens.
Das Geburtsjahr auf der Gedenktafel in Rosenberg und auch auf dem Grab in Friedland irrt. Dr. Karl - Ernst Schellhammer, geboren in Rosenberg, Schulleiter der Höheren Knaben - und Mädchenschule in Rosenberg, stellte nach Einsicht in das Taufbuch der katholischen Pfarrkirche zu Rosenberg fest, daß F. R. im Jahre 1786 geboren und getauft wurde. Bereits R's Schüler Joseph Lompa bringt das richtige Geburtsjahr in seiner Chronik der Stadt Rosenberg (1856, Anhang, Seite 75).
Die zweisprachig neue Schule in Olesno auf der Großen Vorstadt fast gegenüber dem Geburtshaus von Felix Rendschmidt hat bisher noch keinen Namenspatron. Unserem Rosenberger Vorfahren für seine großen Verdienste auf dem Gebiete des schlesischen Schulwesen ein würdiges Denkmal in seiner Vaterstadt zu errichten, wäre im Sinne aller Rosenberger/Olesnianer und bietet sich in diesem Jahr - am 13. August - zu seinem 150. Todestag an. Bedarf es noch einer weiteren Überlegung, nach welcher Persönlichkeit diese Bildungsanstalt zu benennen ist? - “Felix-Rendschmidt-Schule”!
 
Klaus Kischnick (Rosenberg Oberschlesien in alten Ansichtskarten und Fotografien 1897-1945)
Gebt der Schule einen Namen
Es gibt in Rosenberg O/S etliche Schulen, aber nur eine davon hat einen auf Rosenberg bezogenen Namen, und zwar die verbundene Berufsschule auf der Großen Vorstadt, die dem Heimatforscher, Dichter und Literaten Joseph Lompa gewidmet ist. Auch ein Denkmal wurde ihm zu Ehre vor dem Schulgebäude errichtet. Als die neue zweisprachige deutsch-polnische Schule fertiggestellt und eingeweiht wurde, nannte man sie ganz einfach die „Zweisprachige“. Der Vorschlag der deutschen Minderheit, sie nach dem weltberühmten Rosenberger Pädagogen Felix Rendschmidt zu benennen, wurde von den Behörden abgeschmettert. Die Herren, die damals das Sagen hatten, haben gar nicht versucht zu ermitteln, wer denn Rendschmidt eigentlich war. Sonst hätten sie erfahren, daß er schon 1847 der Herausgeber neben deutscher auch polnischer Lesebücher für Grundschulen auf dem Dorf und in der Stadt war. Er war eben Oberschlesier, in Rosenberg geboren, und ihm waren beide Sprachen geläufig. Sein Ziel war, ALLEN Kindern das Lesen und das Schreiben beizubringen, ohne nationalistischen Beigeschmack. Heute kann man ruhig sagen, daß er schon damals von dem Gedanken eines vereinten Europs beseelt war. Mit dieser Erkenntnis sollten wir heute aus Anlaß seines 150. Jahrestages seines Todes (+ 13. August 1853) ihm die Würdigung zuteil werden lassen und der zweisprachigen Schule seinen Namen geben. Das wäre ein Beweis dafür, daß wir nicht nur über Europa reden, sondern auch handeln. [...]
In der Hoffnung, daß die Nationalisten im Schulwesen schon ausgestorben sind, dürfte der Namenswahl „Felix-Rendschmidt-Schule“/„Szkola im. Felixa Rendschmidta“ nichts mehr im Wege stehen.
Wolfgang Weidel
Der obige Beitrag, der auch im „Unser Oberschlesien“ (15/2003) erschien, stellte uns freundlicherweise der Autor, Wolfgang Weidel aus Neuss zur Verfügung.