Essstörung: Ein Hilfeschrei der Seele

Zirka 18 Prozent der Jugendlichen in Deutschland sind essgestört -
500 sterben jährlich an Folgen


Von Friederike Ruhe und Saskia Siedentopf
Besselgymnasium, 8a

Minden (zt/mob).
Der tägliche Gang zur Waage ist für 140.000 Mädchen und 10.000 Jungen zu einem festen Bestandteil ihres Alltages geworden. Normal essen - das bedeutet für sie - täglicher Kampf mit sich selbst.

Die am häufigsten auftretenden Essstörungen sind Magersucht (Anorexia nervosa ) und die Ess-Brechsucht, auch Bulimie genannt (Bulimianervosa ).
Gemeinsam haben beide Krankheiten, dass bei den Betroffenen eine extreme Angst vor einer Gewichtszunahme besteht. Während bei der Magersucht der Gewichtsverlust durch Hungern und übertriebenen Sport im Vordergrund steht, treten bei der Bulimie wiederholt Essattacken auf. Nach solchen erleichtern die Bulimiekranken mit künstlich herbeigeführtem Erbrechen ihr „schlechtes” Gewissen. Zudem tritt bei ihnen auch ein Untergewicht nicht zwangsläufig auf; im Gegensatz zu den Magersüchtigen, die oft nur noch aus Haut und Knochen bestehen.

Die Auslöser für Essstörungen sind unterschiedlich - aber auf den ersten Blick beginnt alles mit der Unzufriedenheit der eigenen Figur. 50 Prozent aller normal- oder unter gewichtigen Mädchen halten sich für zu dick und fangen mit einer anfangs harmlosen Diät an. Doch die Schwelle zwischen Diät und Essstörung ist minimal.

„Bevor eine wirksame Therapie begonnen werden kann, muss Ursachenforschung betrieben werden. Auch muss der Patient bereit sein, sich helfen zu lassen. Denn ansonsten nützt die beste Beratung nichts und der Erfolg bleibt meist aus.”, so Rita Reiners-Gertges von der PreCon - Ernährungsberatung in Kutenhausen.

Der Grund für eine Essstörung liege oft tiefer und sei psychisch bedingt. Häufig schreie die Seele nach Hilfe - der Betroffene verlange nach Aufmerksamkeit.
Zudem spielt das soziale und familiäre Umfeld eine wichtige Rolle (Mobbing, Trennung der Eltern). Besonders in der Pubertät haben Jugendliche oft ein gestörtes Körperverhältnis.
Sie orientieren sich an Prominenten, die selbst Opfer einer Essstörung waren, wie Jungschauspielerin Mary-Kate Olsen oder Sängerin Geri Halliwell.

Weitere Gründe sind in besonderen Anforderungen in Berufen wie Model und Tänzerin zu finden. Schließlich ist auch der enorme Druck bei Hochleistungssportlern zu erwähnen.
Aus Angst vorm Versagen oder dem Überschreiten von Gewichtsklassen greifen junge Leute zu Medikamenten wie Abführmitteln und Appetitzüglern.
Jedoch bedenken die meisten das verheerende Risiko nicht. Denn der erhebliche Gewichtsverlust hat Folgen: Depressionen, bleibende Schädigung der inneren Organe, Störung der Herzfunktion, Osteoporose, Diabetes und Wirbelsäulenschäden.

Wird den Betroffenen nicht rechtzeitig geholfen, führt die Nahrungsverweigerung im schlimmsten Fall zum Tod.
Vor allem die Eltern sollten auf die Ernährung ihrer Kinder achten. Denn eine Diät im Wachstum sei gesundheitsschädlich, da der Körper zu wenig Nährstoffe erhalte. Eine ausgewogene Ernährung und Sport in Maßen sei erstrebenswerter, erklärte Rita Reiners-Gertges.

Falls es doch zu einer Essstörung kommt, sollte man nicht allein versuchen diese zu behandeln, sondern sich an andere wenden. Hilfe gibt es unter anderem bei Ernährungsberatern und in dem einzigen Fachzentrum für gestörtes Essverhalten in der Klinik am Korso in Bad Oeynhausen.

Informationen unter
www.klinik-am-korso.de



wieder zurück

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite am 08.12.2017 um 10:59 Uhr