Mechanik der Arbeitsmaschine

In der Praxis werden hauptsächlich Asynchronmotoren wegen ihres wartungsarmen und robusten Betriebsverhaltens als drehzahlgesteuerte oder drehzahlgeregelte Antriebe eingesetzt. Die Drehfrequenz n wird über die Frequenz f der Betriebsspannung gesteuert. Sie ist proportional zur Frequenz

Handlungssituation


Ein Förderband 1 soll Werkstücke der Masse m mit der Geschwindigkeit v transportieren. Anschließend soll der Hubantrieb die Wekstücke zum Förderband 2 heben. Das Förderband 2 transportiert die Werkstücke nach rechts. Für diese Antriebsaufgabe müssen drei passende Asynchronmotore und Frequenzumrichter ausgewählt werden. Die komplette Installation und Inbetriebnahme ist zu planen.

Allgemeine Struktur eines Antriebes

antriebsstruktur

Jeder Antrieb besteht aus einer mechanischen Last (Arbeitsmaschine) und einem Motor. Der Motor muss der Arbeitsmaschine angepasst werden. Die Drehfrequenz des Motors wird mit einem Frequenzumrichter gesteuert. Das Getriebe wandelt das Drehmoment und die Drehfrequenz.

Der Gesamtwirkungsgrad berechnet sich aus dem Produkt aller Teilwirkungsgrade:
ηges = ηFU⋅ηMotor⋅ηGetriebe

Der Verlauf des Drehmoments und der mechanischen Leistung ist abhängig vom Typ der Arbeitsmaschine.

Arbeitsmaschine Hebezeuge Kalander Pumpen
Lüfter
Zentrifugen
Rührwerke
Wickler
Plandrehmaschinen
Rundschälmaschinen
Drehmoment M = konstant M ~ n M ~ n2 M ~ 1/n
Leistung P ~ n P ~ n2 P ~ n3 P = konstant

Wichtige Formeln der Antriebstechnik

Größe Formel     Erläuterung
Winkelgeschwindigkeit ω=2π/T
ω=2π⋅n
Die Winkelgeschwindigkeit ist der Quotient aus dem Vollwinkel (360°) und der Zeit T für eine Umdrehung der Welle.
Winkelbeschleunigung α=Δω/Δt Je schneller sich der Winkel ändert, desto größer ist die Winkelbeschleunigung.
Drehmoment M = F⋅r Das Drehmoment ist das Produkt aus Kraft F mal Hebelarm r.
mechanische Leistung P = M⋅ω Die mechanische Leistung ist proportional zum Drehmoment M und proportional zur Winkelgeschwindigkeit ω.
Trägheitsmoment J=0,5⋅m⋅r2 Das Trägheitsmoment ist proportional zur Masse m des Zylinders und proportional zum Quadrat des Zylinderradius r.
Beschleunigungsmoment MB = J⋅α Das Beschleunigungsmoment ist proportional zum Trägheitsmoment und proportional zur Winkelbeschleunigung.

Die Grundgleichung der Antriebstechnik

Für jeden Antrieb muss das Drehmoment
M = F⋅r   (1)
aufgebracht werden.
Die mechanische Leistung P eines rotierenden Zylinders ist das Produkt aus Umfangsgeschwindigkeit v und der Kraft, die am Umfang des Zylinders wirkt:
P = F⋅v   (2)
Setzt man die Umfangsgeschwindigkeit v = 2⋅π⋅r/T in Gleichung (2) ein, erhält man:
P = F⋅2⋅π⋅r/T   (T ist die Zeit für eine Umdrehung des Zylinders, 1/T ist die Drehfrequenz n)
Mit Gleichung (1) erhält man dann:
P = M⋅2⋅π⋅n
Die mechanische Leistung P, die der Motor aufbringen muss, ist also proportional zum Drehmoment M und proportional zur Drehfrequenz n des Motors.

Das Beschleunigungsmoment

Die Bemessungsdrehfrequenz der Arbeitsmaschine kann wegen der Massenträgheit nur mit einer gewissen Verzögerung erreicht werden. Um die Massenträgheit zu überwinden, muss der Motor während des Hochlaufvorgangs zusätzlich zum Lastmoment noch ein Beschleunigungsmoment MB aufbringen. Dieses Beschleunigungsmoment ist proportional zur Masse m, zum Quadrat des Radius r der Antriebsrollen des Förderbandes und umgekehrt proportional zur Änderung der Hochlaufzeit Δt. Das Beschleunigungsmoment eines massiven Zylinders kann wie folgt berechnet werden:
MB = 0,5⋅m⋅r2⋅2πΔn/Δt

Den Ausdruck:
J = 0,5⋅m⋅r2
nennt man Trägheitsmoment. Das Trägheitsmoment J eines rotierenden Körper bestimmt sein Trägheitsverhalten. Ein hohes Trägheitsmoment der Arbeitsmaschine verlangt vom Motor ein hohes Beschleunigungsmoment.

Mit ω = 2π⋅n kann für das Beschleunigungsmoment abgekürzt geschrieben werden:
MB = J⋅Δω/Δt

Aufgaben

  1. Erläutern Sie das Trägheitsprinzip.
  2. Erläutern Sie die Begriffe mechanische Leistung, Drehmoment, Beschleunigungsmoment und Trägheitsmoment.
  3. Zeichnen Sie den qualitativen Verlauf von M=f(n) und P=f(n) für die praxisrelevante Arbeitsmaschinen. Beschreiben Sie den Verlauf dieser Kennlinien.
  4. Leiten Sie eine Formel her, die den Zusammenhang zwischen mechanischer Leistung und Drehmoment beschreibt.
  5. Berechnen Sie das Trägheitsmoment für einen Stahlzylinder mit r=5 cm und l=50 cm.

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