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Vor der Stadtgründung

Die wechselvolle politische Zugehörigkeit von Rosenberg hat sich nur schwach auf das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben seiner Bewohner ausgewirkt. Die vorteilhafte Lage auf der Kreuzung von zwei wichtigen Handelsstraßen (Salzstraße und Königsweg) war eine vorzügliche Voraussetzung zur Entwicklung des Handels und Handwerks, nicht nur in Rosenberg selbst, sondern auch in der näheren Umgebung. Rund um die herzogliche Anlage, um die Kirche und das Zollhaus, die zum Bistum Breslau gehörten, begannen sich Händler und Handwerker anzusiedeln. Nach einer gewissen Zeit begann sich Rosenberg zu einem bedeutenden Handelsort zu entwickeln und seine Bewohner wurden vermögend. Ihr Einkommen stammte aus dem Handel und der Produktion von Handelsgütern zum Verkauf, wir würden heute sagen: aus Handelswaren und Konsumgütern.

Der sich nun vergrößernde Handelsort begann in der Umgebung eine dominierende Rolle zu spielen. Die günstige geografische Lage von Rosenberg im Grenzbereich des Herzogtums Oppeln und des polnischen Königreichs tat ihr übriges und wirkte sich zu einem Vorteil aus, der wiederum die Bewohner dieser Ansiedlung zur Gewährung von Handelssicherheit, zur Entwicklung des Handwerks und der Produktion von Konsumgütern geradezu verpflichtete. Wenn man die wachsende Bedeutung dieser grenznahen Handelssiedlung in Erwägung zieht, sowie die Wohlhabenheit ihrer Bewohner, so ist es kein Wunder, dass der damalige Herrscher des Herzogtums Oppeln, Władysław I. (1246 – 1282), für Olesno einen Bevollmächtigten, den Kastellan mit Vornamen Vincent bestimmte. Dies geschah in der zweiten Hälfte der 50er Jahre des 13. Jahrhunderts.

Von einem solchen Kastellan erfahren wir erstmals aus dem Lebenslauf der Hl. Hedwig, der vor 1267 niedergeschrieben wurde. Eine Analyse des Textes erlaubt es uns anzunehmen, dass dieses Werk um die Mitte der 60er Jahre des 13. Jahrhunderts entstand. Darin beschriebene Ereignisse kann man in zwei Abschnitte unterteilen; (1) das Leben der Hl. Hedwig, also die Jahre 1179 bis 1243, sowie (2) den Zeitraum nach 1243 bis etwa um 1265. Die Mitteilung über den Rosenberger Kastellan Vincent und seine Frau Berchta, deren Sohn Wilhelm der Held eines Abschnitts des Lebenslaufs der Heiligen unter dem Titel „Miraculum secundum“ (zweites Wunder) ist, betrifft wahrscheinlich die Jahre 1258 bis 1260. Vorsichtig kann man sagen, dass die erste Erwähnung eines Kastellans in Rosenberg sich etwa auf das Jahr 1259 bezieht.

Wilhelm, der Sohn des Kastellans, war wie durch ein Wunder vor dem Ertrinken in der Oder gerettet worden. Unser Jüngling, denkend an ein Gelöbnis, dass seine Eltern bei dem Grab der HL. Hedwig abgegeben haben, beschloss den Priesterberuf zu ergreifen. Nach den Jahren der Ausbildung in Otment (Ottmachan) kehrte er in seinen Heimatort zurück und wurde hier Seelsorger. Wenn man der Legende von Rosa und Woko glaubt, sowie den Angaben im „Lebenslauf der Hl. Hedwig“ ist jener Wilhelm der zweite Geistliche in Rosenberg nach dem Pfarrer Andreas, der aus dem Süden stammte. Pfarrer Andreas soll als frommer Seelsorger ein hohes Alter erreicht haben. Er lebte lange in Erwartung seines Nachfolgers, der unbedingt aus Rosenberg stammen sollte. Wenn man Legende und „Lebenslauf...“ verbindet, kann man feststellen, dass die Gebete des Pfarrers erhört worden sind, denn sein Nachfolger stammte ja aus Olesno und übernahm nach wunderbarer Lebensrettung und nach Ablegen des Zölibats die Seelsorge in seinem Heimatort. Ein genaues Datum dieses Ereignisses lässt sich nicht herleiten, man kann lediglich annehmen, dass sich dies, wenn es denn so stattfand, in den frühen 60er Jahren des 13. Jahrhunderts ereignete.

Weitere Informationen über den Ort und seine Bewohner geben uns Dokumente aus den Jahren 1259 bis 1265.

Im ersten dieser Dokumente, niedergeschrieben am 01. Juni 1259 durch einen gewissen Johannes aus Prag, der aus dem Ort Hohenfurth (jetzt Vyssi Brod bei Kaplic in Tschechien) stammte, ist zu lesen, dass ein gewisser Wocco von Rosenberg eine Schenkung zu Gunsten des Zisterzienser Klosters in Hohenfurth machte. Die Schenkung umfasste zwei Dörfer mit den Namen Troppanisch und Kotchen, wobei das letztere in der Nähe von Opawa durch den erwähnten Wocco angelegt worden war.

Ein anderes Dokument vom Ende Juni 1260 bestätigt die Schenkung zu Gunsten des Klosters der Zisterzienser in Hohenfurth durch den erwähnten „Wok von Rosenberch“. Wer war wohl dieser Wocco aus Rosenberg? Sollte uns etwa die Legende über die Gründung von Olesno und über die Heirat des Ritters Woko aus der Familie Berg mit der schönen Rosa an einen wichtigen und wertgeschätzten Menschen und an seine Taten erinnern, den wir in den alten Unterlagen aus den Jahren 1259 und 1260 wiederfinden?

Nach Durchsicht des Archivs in Prag (Statui Oblastini Archiv v Praze, Horska 7) sowie in Treboni (Statui Oblestini Archiv w Treboni, Zamek) stößt man auf gleichlautende Informationen über einen Ritter Woko, die teilweise mit den in der Legende beschriebenen zusammenpassen. In den Akten des Zisterzienserklosters in Vyssi Brod und in dem Urbarium (Grundbuch) dieses Ortes aus dem Jahre 1530 ist zu ersehen, dass sich ein gewisser Ritter Woko, geboren im Süden, vom kriegerischen Treiben abwandte und in Rosenberg niederließ. Dort verheiratet führte er ein gutes Familienleben, immer in Sorge um das Wohl seiner Lieben. Aus dieser Ehe wurden zwei Söhne geboren. Jedoch erkrankte seine Frau bei der Geburt des jüngsten Kindes und starb. Sie hinterließ den Säugling und seinen älteren Bruder. Der verzweifelte Woko soll seine Söhne in die Obhut eines Klosters gegeben haben. Er selbst kehrte in tiefer Trauer auf das Schlachtfeld zurück.

Wie aus einem Dokument vom 26. Juni 1260 hervorgeht, hat der böhmische König Ottokar II., aus dem Hause der Premysliden (1252 – 1278), zusammen mit seiner Gattin, der Königin Margarethe, dem Krieger und Ritter Woko von Rosenberg den Titel eines Grafen zusammen mit dem Gut Retz verliehen. Diese Schenkung wurde dem Ritter als Dank für seine Treue im Kampf an der Seite Königs Ottokar II. gegen die schlesischen Herzöge zuteil, insbesondere gegen den Breslauer Herzog Heinrich III. (1241 – 1266).

Ohne Zweifel gibt uns dieses Dokument Auskunft über die politischen Ansichten eines früheren Einwohners von Rosenberg, der sich aus nicht näher bekannten Gründen gegen den Breslauer Herzog entschied und an die Spitze des tschechischen Rittertums im Kampf gegen diesen Herzog stellte. Wahrscheinlich nicht nur aus persönlichen Gründen (Verlust der Ehefrau Rosa) verließ Ritter Woko Rosenberg, sondern auch aus politischen Gründen, z.B. aus Sympathie für den böhmischen König. Wenn man der Legende glauben wollte, kam der Ritter, der sich in Rosenberg niederließ, aus den südlichen Ländern. Leicht ist daher seine Sympathie zur Herrschaft in Böhmen zu erklären, der er möglicherweise verpflichtet war mit dem Schwert zu dienen, was den Rechten und Pflichten eines Ritters gegenüber seinem Herrn entspräche. Zuerst erhob dieser unseren Woko in den Ritterstand und danach, am 26. Juni 1260 in den Adelsstand.

Ein anderer die politische Zugehörigkeit von Rosenberg in den 50er Jahren des 13. Jahrhunderts betreffender Aspekt der geschichtlichen Überlieferung wird nun deutlich: Wie wir festgestellt hatten, befand sich die Siedlung im Besitz der Oppelner Herzöge, wobei zumindest einer der hier Wohnenden, ein namentlich bekannter Ritter, für die tschechische Herrschaft eintrat. Man sollte sich daher nicht wundern, dass der Herzog Władysław I., in Rosenberg einen Kastellan einsetzte, der getreu seinem Herrn und seinen Verpflichtungen die Interessen des Herzogs vor Ort vertrat. Der Kastellan war kraft seines Amtes ein Bevollmächtigter des Oppelner Herzogs, welcher dieses Territorium zu beschützen (nicht nur die Siedlung Olesno selbst) und die Abgaben einzuziehen hatte, wobei auch die Einhaltung der Ordnung und der Verpflichtungen der Untertanen gegenüber dem Herzog zu überwachen waren. Außerdem lag in den Händen des Kastellans Vincent die Gerichtsbarkeit (in seinem Zuständigkeitsgebiet). Wie schon erwähnt, wurde die Kastellanei in Rosenberg um 1258 eingerichtet, wahrscheinlich kurz nachdem sich Ritter Woko auf die Seite der Tschechen stellte.

Wie aus einem Dokument, ausgestellt am 3. Februar 1265 in Prag, hervorgeht, lebte Ritter Woko aus Rosenberg zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Die vorher in seinem Besitz befindlichen Güter in Cranevitz und Zepanoviz (Kranowice und Szczepanowice) wurden durch den böhmischen König an Herbord von Fullestein übergeben. In diesem Dokument lesen wir auch von den Kindern Wokos, denen die Güter nach dem Recht gehören mussten. Die Nachrichten über die Erben Wokos waren damals verloren, somit übergab König Ottokar II. die Güter einer anderen Person, wobei er den neuen Eigentümer verpflichtete, Kranowice zur Stadt zu erheben, ähnlich wie es früher mit dem Ort Leobschütz geschehen war.

Leider lassen sich zusätzliche Informationen über unseren Ritter Woko, dieser teils geschichtlichen, teils legendenhaften Gestalt, die eng mit Rosenberg verbunden ist, nicht mehr finden. Es steht uns jedoch frei, in der Interpretation noch ein wenig weiter zu gehen:

In den Akten des Zisterzienserklosters von Vyssi Brod taucht als Stifter und Gründer dieses Klosters der Name Peter aus Rosenberg auf. Sollte jener Peter, bezeichnet als Halbwaise, der Sohn Wokos und Rosa sein, also der ältere Nachkomme dieses Ritters, der nach dem Tode der Mutter in die Fürsorge der Mönche gekommen ist? Es ist eine Hypothese, für die jedoch eine Überlegung spricht: angenommen der Sohn, aufgewachsen unter Mönchen, gründet ein neues Kloster (im Jahr 1250) und steht an dessen Spitze. Dann wundert es nicht, wenn sein Vater später dieses Kloster mit zwei Dörfern aus Dankbarkeit für die Erziehung der zwei Söhne beschenkt.

Warum aber waren bereits 1265 Informationen über die Nachkommen des Ritters (immerhin ein Klostergründer) verschwunden? Oder war es beabsichtigt, die Ländereien des Ritters auf keinen Fall in kirchlichen Besitz zu geben, und der böhmische König übergibt sie deshalb lieber einem Dritten (Herbord von Fullestein)? Mit dieser Spekulation endet die Geschichte über den Ritter Woko und einen Peter aus Rosenberg. Die erhalten gebliebenen Dokumente bringen keine weiteren Angaben in Form von Verbindungen zu dem Ort; der Rest bleibt unerzählt.

Andreas Pawlik (aus dem Polnischen übersetzt von Klaus Willmann, bearbeitet von Michael Schlese)      zurück

Die Verleihung des deutschen Rechts

Wie bisher alle Forscher über Rosenberg unterstreichen, ist eine Gründungsurkunde dieser Stadt nicht erhalten geblieben. Wahrscheinlich ist diese Urkunde durch einen Brand noch vor 1450 vernichtet worden. In diesem Jahr erhielt der Ort aus den Händen des damaligen Oppelner Herzogs Bernhard, Herr auf Falkenberg (Niemodlin) und Strehlitz (Strzelce) (1401 – 1455), die Stadtrechte auf der Grundlage des Magdeburger Rechts neu. Tatsächlich ist eine Gründungsurkunden von Rosenberg nicht mehr auffindbar, aber es gibt andere Quellen, reich an Informationen bezüglich der Gründung dieser Stadt.

Mit einiger Sicherheit kann man feststellen, dass die Stadtgründung im Jahre 1275 erfolgte. Für dieses Datum sprach sich auch Felix Triest aus, ein preußischer Statistiker und Geschichtsforscher, dessen Gewissenhaftigkeit bei der Auslegung von schlesischen Urkunden bekannt und geschätzt ist. Nach Abwägen der Argumente, kann man feststellen, dass die Stadtgründung der Oppelner Herzog, Władysław I. (1246 – 1283), durchführte. Die Gründung verband sich mit der Berufung eines Gemeindevorstehers (Vogtes) in sein Amt, als Administrationsorgan der neuen Stadt, die in diesem Moment größere Selbständigkeit und Souveränität erlangte.

Zugleich mit der Einrichtung dieses Amtes in Rosenberg, den Vorsitz der Stadtvertretung, begann der Oppelner Herzog Władysław mit Anstrengungen, um die Eigentumsrechte an der Zollstelle von Rosenberg und ihren Einnahmen beim damaligen Breslauer Bischof, Thomas II. (1267 – 1292), geltend zu machen. Diese Eigentumsrechte an der Zollstelle gingen vom Breslauer Episkopat an das Oppelner Herzogtum erst am 1. Oktober 1294 über.

Der erste Vogt in der neu gegründeten Stadt Rosenberg war Adalbert, der seinen Sitz im herzoglichen Jagdschloss Heinrich des I., des Bärtigen, erhielt. Damals hatte die Stadt eine trapezförmige Form in der Größe von etwa 8,8 ha. Der Umfang der Stadt hatte eine Länge von 1.320 m und die Mitte war ein verhältnismäßig großer „Ring“ von 65 x 70 m. Der „Ring“ hatte die Form eines Rechtecks und war etwas in nordwestliche Richtung verschoben. Von drei Seiten war die Stadt von schwachen Schutzeinrichtungen umgeben, die nach der Erhebung des Ortes zur Stadt einer Renovierung unterzogen wurden. Der Vogt Adalbert wurde verpflichtet, die teils unbrauchbaren Palisaden zu erneuern, um eine solide Sicherung der Stadt zu erreichen. Neben den Palisaden waren auch Erdwälle zum Schutz der Stadt errichtet worden, und von der Nordwestseite bot ein Delta des Flusses Pisarka einen ausreichenden Schutz. Von der Westseite her war ein großer Teich ein natürliches Hindernis, das jetzt zusätzlich mit Palisaden verstärkt wurde. Der Teich war Eigentum des Oppelner Herzogs.

Zur Stadt führten zwei Tore: eines nach Norden und eines nach Süden. Im damaligen Rosenberg wohnten nach der Stadtgründung 73 Familien, zwei Witwen und ein Geistlicher (Pfarrer Wilhelm). Wenn man die Bevölkerungsdichte des Oppelner Herzogtums in Betracht zieht sowie Kinderreichtum und Generationsvielfalt der damaligen Familien, kann man annehmen, dass in Rosenberg im Jahre 1275 etwa 350 bis 400 Personen lebten. Als Schenkung von Herzog Władysław I. hatte ein Teil der Einwohner Grundstücke am Fluss Pisarka im Eigentum. Diese Parzellen mit der Größe von einem viertel Ackerhufe wurden allen Einwohnern des Ortes zugeteilt, die bisher noch keine Grundstücke besaßen. Die Parzellen wurden auch Neuankömmlingen zugeteilt. Wenn es um die Letzteren geht, so kann man mit Sicherheit sagen, dass sich nach 1275, aber vor 1340, sechs Handwerkerfamilien aus Flandern ansiedelten. (Dieses Gebiet liegt im heutigen Belgien und Holland.) Die Gebäude waren aus Holz und Lehm gebaut. Die Wände der Häuser waren grün angestrichen und mit roten Rosen verziert worden. Die Gänge wurden blau gestrichen.

Nach der Verleihung der Stadtrechte entwickelte sich Rosenberg als wichtiger Handels- und Handwerksort weiter. Die Tierzucht und die Landwirtschaft gehörten zu den weniger betriebenen Tätigkeiten der damaligen Bewohner der Stadt. Die Stadtbevölkerung betrieb lieber Tauschhandel mit den Bewohnern der umliegenden Dörfer. Getauscht wurden Handwerkserzeugnisse gegen Lebensmittel. Mit der Zeit wurde Rosenberg zum Mittelpunkt des wirtschaftlichen Lebens in der Umgebung, und seine Bewohner erhielten Privilegien als Handeltreibende und Handwerker dieser Region, mit dem Recht der uneingeschränkten Ausübung ihrer Berufe. Unter den Handwerkern, die damals in Rosenberg ihren Beruf ausübten, wären zu erwähnen: Schuster, Tuchmacher, Fleischer, Schneider, Töpfer, Stellmacher, Bäcker und auch Schmiede. Im Verlauf der Jahre schlossen sich die Handwerker in Zünften zusammen. Als erste wurde die Tuchmacherzunft im Jahr 1406 gegründet und die der Fleischer im Jahr 1411. Nicht verwunderlich ist es also, dass sich viele hier niederließen und die älteren Familien von Rosenberg verhältnismäßig schnell reich wurden. Ebenso schnell wurde dieser Ort zu der am weitesten entwickelten Stadt des Oppelner Schlesiens.

Andreas Pawlik (aus dem Polnischen übersetzt von Klaus Willmann, bearbeitet von Michael Schlese)      zurück

Der zweite Kastellan

Eine außergewöhnliche Rolle im politischen Leben der Siedlung und später der Stadt übte ein Kastellan aus, der zugleich Vertreter und Bevollmächtigter des Herzogs war. Nach dem Tode des ersten Kastellans von Rosenberg, Vincent, etwa um 1271, übernahm dieses Amt ein Bürger aus Rosenberg mit Vornamen Moyco. Er tritt erstmals als Zeuge in einer Urkunde, ausgestellt durch Władysław I. am 16. Mai 1274 in Rattibor, auf. Wir treffen jenen Moyco als „Kastellan von Olesno“ ebenfalls in einer Urkunde vom 3. August des gleichen Jahres. Daraus geht hervor, dass jener Kastellan sich viel auf dem Hof des Herzogs aufgehalten haben musste und er in Folge dessen als Beamter große Wertschätzung genoss. Seine Anwesenheit (als Zeuge) wurde bei den Ausfertigungen wichtiger Urkunden des Oppelner Herzogtums honoriert. In anderen Quellen wird die ausnahmslose Loyalität und Gehorsamkeit des Kastellans Moyco erwähnt, der sich mit der Zeit Verdienste und Anerkennung beim Oppelner Herzog erwarb. Man kann annehmen, dass der Kastellan von Rosenberg einen verhältnismäßig großen Einfluss auf seinen Herrscher hatte und ihm mit seinem Rat in schwierigen Situationen zur Seite stand. Wahrscheinlich Dank seiner Überredungskunst und auf Rat des Kastellans hatte sich Władysław I. überhaupt erst entschlossen, Rosenberg die Stadtrechte zu verleihen. Die Verdienste des Kastellans für das Oppelner Herzogtum mussten erheblich gewesen sein, weil er schon 1277, also zwei Jahre nach Erhebung von Rosenberg zur Stadt, vom Herzog zum Grafen ernannt wurde und Güter im Raum von Rosenberg erhielt.

Nach dem Tode Władysław I. im Jahre 1281 übernahm Bolesław I. (1282 – 1313) die Herrschaft im Oppelner Herzogtum. Aus nicht bekannten Gründen vertraute der Herzog dem Favoriten Wladysław I., Moyco, nicht mehr so stark. Aus diesem Grund versuchte der Kastellan beim Herzog von Beuthen, Kazimierz II. (1281 – 1312), Fuß zu fassen. Am 4. August 1294 tritt Moyco, der „Kastellan von Olesno“ als Zeuge eines auf Anweisung des Herzogs ausgefertigten Dokuments auf. Hier wurde erstmals vor seinem Vornamen der Grafentitel geschrieben. Im Jahre 1303 erwähnt ein Schreiber des Breslauer Bischofs, Heinrich von Würben (1301 – 1320), ein Dorf, das nach Moyco benannt ist. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um Wachowitz. Zu dieser Zeit (1303) jedoch hat jener Moyco vermutlich nicht mehr gelebt.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass Moyco besondere Beachtung verdient; nicht nur weil er Kastellan in Rosenberg war, sondern auch weil er sich für die Verleihung der Stadtrechte stark einsetzte. Es ist schade, dass man heute nicht mehr zu dieser Person sagen kann.

Andreas Pawlik (aus dem Polnischen übersetzt von Klaus Willmann, bearbeitet von Michael Schlese)      zurück

Die Brüder Wenzel und Zawisch

Unterlagen aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts berichten von ungewöhnlichen Intrigen zweier Bewohner von Rosenberg, zweier Brüder mit den Vornamen Wenzel und Zawisch. Wer waren diese Rosenberger und welcher Art war ihre Handeln, welches der Anlass zur Zuspitzung eines Konflikts zwischen dem Breslauer Herzog, Heinrich IV. (1266 – 1290), und dem damaligen Breslauer Bischof, Thomas II. (1267 – 1292), wurde?

Wenn man wieder in der Zeit zurückgeht, die uns die Legende nahe bringt, so kann man in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als neue Einwohner des Ortes einen Ritter des Breslauer Herzogs Heinrich mit Namen Zawiss finden und die Jolanda, seine aus nördlicher Gegend stammende Geliebte. Die Neuvermählten nahmen nach ihrer Heirat Wohnsitz in Rosenberg, und wie die Legende weiter berichtet bauten sie ein Haus. Man kann annehmen, dass aus dieser Ehe auch Nachkommen hervorgingen. Daher ist es nicht ausgeschlossen, dass die genannten Brüder mit den Vornamen Wenzel und Zawisch (beide Söhne des Zawiss), Kinder von Jolanda und dem Ritter des Breslauer Herzogs waren.

Zurück zu den in den Dokumenten verbürgten Brüdern Wenzel und Zawisch, den wahrscheinlichen Nachkommen unserer Jolanda und des Zawiss: Man kann feststellen, dass diese in den 80er Jahren des 13. Jahrhunderts diese Besitzrechte an Rosenberg beanspruchten. Wie aus dem 1287 ausgefertigten Bericht des Breslauer Bischofs, Thomas II., hervorgeht, begannen jene Brüder einen Streit betreffend der Zugehörigkeit und der Führung der Zollstelle Rosenberg. Sie beabsichtigten, allen anderen Beteiligten ihr Recht streitig zu machen. Dies waren der Breslauer Bischof, bisheriger Eigentümer der Zollstelle in Rosenberg, und der neue Bewerber um das Eigentumsrecht, der Oppelner Herzog.

Die Brüder versprachen sich offensichtlich einen Teil der Einnahmen aus der Führung dieser Zollstelle, wobei sie beschlossen, den schon mit dem Bischof Thomas II. zerstrittenen Breslauer Herzog, Heinrich IV., einzuschalten. Sie gossen, wie man so sagt: „Öl ins Feuer“. Der Streit zwischen der weltlichen und der kirchlichen Herrschaft in Breslau wurde erst im Jahre 1287 beigelegt. Der Streit um die Zollstelle von Rosenberg jedoch wurde unabhängig davon beendet: Der Wenzel aus Rosenberg geriet in Breslau ins Gefängnis, und erst nach Verbüßung der Strafe verlor sich seine Spur. Währenddessen war es Zawisch gelungen sich nach Ungarn abzusetzen. Es gelang ihm auch, das Vertrauen des ungarischen Königs, Albrecht I. (der Österreicher, 1270 – 1290), zu gewinnen, auf dessen Gut er sich eine Zeit lang aufhielt. Nach kurzer Zeit kehrte Zawisch nach Rosenberg zurück und heiratete. In Erwartung eines Nachkommens begann er wieder seine Intrige; diesmal jedoch auf dem Gebiet Schlesiens.

Wie wir aus einem Dokument des Jahres 1288, ausgestellt in Rosenberg, erfahren, lud Zawisch den ungarischen König und den Herzog Heinrich IV. zur Taufe seines Sohnes ein. Die Taufe war nur ein Vorwand für das eigentliche Ansinnen, den Breslauer Herzog mit dem österreichisch-ungarischen Herrscher, Albrecht I., zu entzweien.

Der Zawisch machte dem Breslauer Herzog große Hoffnung auf eine schnelle Hochzeit mit der Witwe des böhmischen (tschechischen) Königs, Ottokar II., Kunigunde. Im Zuge dieser Heirat sollte der Herzog die Krone Böhmens erhalten. Das gleiche versprach er auch dem König von Österreich-Ungarn. Dafür, welcher von den genannten Herrschern die Witwe Kunigunde zur Frau haben würde, sollte ein an Zawisch zu zahlender Geldbetrag ausschlaggebend sein, der durch die potentiellen Kandidaten, die an der Taufe in Rosenberg teilnahmen, erbracht werden musste. Zwischenzeitlich begann der Breslauer Herzog, ungeduldig geworden durch die Verzögerung der Verhandlungen, auf eigene Faust zu ermitteln, was eigentlich Konkretes am Hofe in Prag zu erwarten war. Seine Boten auf der Suche nach Informationen über die Heiratspläne der Kunigunde stießen bei deren Untertanen auf Verlegenheit. Die aufrichtigen Diener des rechtmäßigen Nachfolgers auf den Thron, des 17jährigen Wenzel (Sohn Ottokars II., als Wenzel II. König Böhmens von 1283 – 1305), widersetzten sich mit aller Entschiedenheit den Versuchen, die Krone ihres Landes in fremde Hände zu geben.

Nachdem der junge König Wenzel II. von den Plänen erfahren hatte, befahl er sofort Zawisch aus Rosenberg gefangen zu nehmen, was auch zur Jahresmitte 1289 geschah. Im Gefängnis, nach eineinhalbjähriger Folter und Entbehrungen, gab dieser seine Verfehlungen und die Absicht sich zu bereichern zu. Dieses Geständnis befreite ihn jedoch nicht von seinen Verfehlungen. Am 24. August 1290 wurde er in Prag enthauptet.

Das waren die Schicksale von zwei aus Rosenberg stammenden streitbaren Brüdern, die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts lebten. Man kann an Hand der erhaltenen Unterlagen und der Eintragungen des tschechischen Chronisten Loserth nicht mehr über diese Brüder Wenzel und Zawisch erfahren.

Andreas Pawlik (aus dem Polnischen übersetzt von Klaus Willmann, bearbeitet von Michael Schlese)      zurück

An der Schwelle zum 14. Jahrhundert

Von den Rosenberg betreffenden Quellen aus dem Ende des 13. und dem Anfang des 14. Jahrhunderts sind nur wenige erhalten geblieben. Im Jahre 1292 wurde Rosenberg als „Herzoglicher Distrikt“ bezeichnet, was von der bedeutenden Rolle zeugt, welche die Stadt an den Grenzen des Oppelner Herzogtums einnahm. Ein Dokument, ausgestellt in Ujest (Ujazd) am 9. März 1297, erwähnt vier Ortschaften, die um Rosenberg gelegen waren. Die Einnahmen aus den Orten, das heißt aus dem Zehnten wurden durch den Breslauer Bischof, Johannes III. (1292 – 1301), der Stiftskirche in Oppeln geschenkt. Die in dem Dokument erwähnten Ortschaften sind: Wrozki (?), Byrdzan (Bierdzany), Chudobici (Chudoba) und Lasoviz (Lasowice).

Von den Bewohnern Rosenbergs kann man in einem Dokument, geschrieben am 26. Dezember 1299, lesen, in dem als Zeuge ein Stadtbewohner namens Hermann von Rosenberg auftritt. Ähnlich auch in einem Dokument vom 29. Mai 1300, wo dieser Städter im Ort Münsterberg (Ziębice) bei Frankenstein (Ząbkowice Śląskie) verweilte und die Richtigkeit der Urkunde eines gewissen Gozco bestätigte. Dieses Mal erscheint der Name der Stadt, aus der jener Hermann stammt, als „Rosenberc“. Hermann tritt außerdem als Zeuge einer Kauftransaktion in einem in Münsterberg am 9. Oktober 1309 ausgestellten Dokument auf. Zusätzlich wurde bei seinem Vornamen der Zusatz angebracht: „Bürger der Stadt“ und der Stadtname ist mit „Rosinberc“ angegeben. Von diesem Rosenberger Bürger kann man leider nicht mehr erfahren.

Am 01. September 1310 ist ein weiteres Rosenberg betreffendes Dokument erstellt worden. So verkaufte der Oppelner Herzog, Bolesław I. (1282 – 1313), den Bewohnern von Breslau für 100 Maß königlicher Pfennige die Zolleinnahmen von Fußgängern aus dem ganzen Oppelner Herzogtum, das heißt aus den Orten: Oppeln, Schomberg (Chruszczów), Löwen (Lewin), Krappitz (Krapkowice), Woźniki, Lubliniz und Rosenberg. Zunächst oblag das Recht der Zolleinnahmen ja dem Breslauer Bischof, der es ab dem 1. Oktober 1294 an den Oppelner Herzog verkaufte. Dieser war aus unbekannten Gründen zur Abtretung eines Teils der Einnahmen genötigt, unter anderem auch der von Rosenberg. Herzog Boleslaw I. behielt sich aber vor, Zölle von Handelsgütern über zehn Mark Wert selber einzuziehen.

An der Schwelle des Jahres 1315 zu 1316 kam es zum Streit über die Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden zwischen einem Heinrych von Lipa und Peter von Rosenberg. Dieser Streit ist durch den Oppelner Herzog, Bolesław I., und durch den Landrichter, Hinco Berk, Herr auf Glatz, zu Gunsten von Peter von Rosenberg entschieden worden. Man kann annehmen, dass jener Peter von Rosenberg ein wichtiger Gefolgsmann des Herzogs war, weil er als Zeuge während der Anfertigung eines wichtigen Dokuments vom 22. September 1319 auftrat. An diesem Tage nämlich übertrug der Breslauer Herzog, Heinrich VI. (1296 – 1335), in Öls alle seine Eigentumsrechte, die er durch Geburt sowie Zukauf erworben hatte, ohne Ausnahme dem böhmischen König, Johann dem Luxemburger (1310 – 1346). Der Breslauer Herzog übergab damit dem König die Ortschaften Lausitz (Łężycę), Lebus (Lubiąż), Bautzen (Budzyń) und Frankfur (Frankfurt an der Oder). Neben diesen Orten wechselten auch die umliegenden Gebiete mit den Marktstellen den Eigentümer. Die Bestimmung als Zeuge bei der Ausfertigung eines so wichtigen Dokuments, das folgenreich für das Schicksal Schlesiens war, fiel auf jenen Peter von Rosenberg. Dieser hatte sich wohl Wertschätzung und Vertrauen beim Breslauer Herzog erworben. Schade, dass das Leben dieser mit der Stadt eng verbundenen Persönlichkeit durch den Staub der Geschichte verdeckt wurde und wir über seine Existenz neben dem privaten Eigentumsstreit nur aus dem Dokument der Übereignung von Teilen Schlesiens an die Herrschaft der Tschechen erfahren.

Andreas Pawlik (aus dem Polnischen übersetzt von Klaus Willmann, bearbeitet von Michael Schlese)