IT-Systemelektroniker sind laut Ausbildungsverordnung Elektrofachkräfte. Sie müssen deshalb die Schutzmaßnahmen sicher beherrschen. Eine Elektrofachkraft ist eine Person mit geeigneter Ausbildung und Erfahrung, die sie in die Lage versetzen, Risiken zu erkennen und Gefährdungen zu vermeiden, die von der Elektrizität ausgehen können.
Elektrische Betriebsmittel sind Gegenstände, die zur Umwandlung, Übertragung, Verteilung und Anwendung von elektrischer Energie eingesetzt werden. |
Aktive Teile sind unter Spannung stehende leitfähige Teile oder Leiter bei normalen Betriebsbedingungen. Hierzu zählen auch Neutralleiter, nicht aber der PEN-Leiter. |
Erde ist die Bezeichnung für das leitfähige Erdreich, dessen Potential als Null betrachtet wird. |
Körper sind berührbare leitfähige Teile von elektrischen Betriebsmitteln, die nur im Fehlerfall unter Spannung stehen können. |
Körperschluss ist eine durch einen Fehler entstandene leitende Verbindung zwischen dem Körper und aktiven Teilen elektrischer Betriebsmittel. |
Direktes Berühren heißt, aktive Teile zu berühren. |
Beim indirektes Berühren werden Teile berührt, die durch Fehler unter Spannung stehen. |
Fehlerspannung ist die Spannung, die im Fehlerfall zwischen Körpern oder zwischen diesen und der Bezugserde auftritt. |
Fehlerstrom ist der Strom, der aufgrund eines Isolationsfehlers fließt. |
Berührungsspannung ist der Teil der Fehlerspannung, der vom Menschen überbrückt werden kann. |
Wirkung | Erläuterung |
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Physikalische Wirkung |
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Physiologische Wirkung |
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Neben der Stromstärke ist auch die Einwirkdauer des Stromes auf den menschlichen Körper maßgeblich für den Ausgang eines Stromunfalls.
0,0045 mA | Wahrnehmbarkeit mit der Zunge |
1,2 mA | Wahrnehmbarkeit mit den Fingern |
6 mA | Muskelverkrampfungen bei Frauen, Loslassgrenze (let-go current) |
9 mA | Muskelverkrampfungen bei Männern, Loslassgrenze (let-go current) |
20 mA | Verkrampfung der Atemmuskulatur |
80 mA | Herzkammerflimmern, wenn Einwirkdauer länger als 1 s |
Nr. | Regel | Kommentar |
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1 | Freischalten | Alle Spannungen an der Arbeitsstelle sind zuverlässig abzuschalten. Dies geschieht z. B. durch Abschalten des Leitungsschutzschalters. |
2 | Gegen Wiedereinschalten sichern | Alle Schalter und Sicherungen, mit denen freigeschaltet wurde, sind gegen Wiedereinschalten zu sichern. Diese geschieht z. B. durch Ersetzen der herausgedrehten Sicherung durch abschließbare Sperrelemente, durch Abschließen des Schaltschrankes usw. Für die Dauer der Arbeit muss ein Verbotschild an dem Betriebsmittel angebracht sein, mit dem freigeschaltet wurde. |
3 | Spannungsfreiheit feststellen | Die Spannungsfreiheit muss mit einem zuverlässigen Messgerät allpolig festgestellt werden. |
4 | Erden und Kurzschließen | In Anlagen bis 1000 V kann diese Maßnahme entfallen. |
5 | Benachbarte, unter Spannung stehende Teile, abdecken oder abschranken | Dies geschieht durch zuverlässig angebrachte isolierende Abdeckungen. |
Die Schutzklassen legen den Schutz auf technischer Ebene fest. Durch geeignete technische Maßnahmen wird verhindert, dass ein Mensch spannungsführende Teile berührt.
Schutzklasse | Erläuterung | Beispiel |
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I Schutzmaßnahme mit Schutzleiter |
An dem Körper des Betriebsmittels wird der Schutzleiter (PE) angeschlossen. Im Falle eines Körperschlusses entsteht ein Kurzschluss zwischen PE und einem Aussenleiter: Das Sicherungsorgan löst aus und trennt das Betriebsmittel von der Spannungsquelle. | Personal-Computer |
II Schutzisolierung |
Der Körper des Betriebsmittels besteht aus nicht-leitendem Material. So kann kein Körperschluss entstehen. | Handbohrmaschine |
III Schutzkleinspannnung |
Die gefährliche Netzspannung (230 V) wird mittels Transformator auf einen ungefährlichen Wert heruntertransformiert (< 50 V AC, < 120 V DC). | Spannungsversorgung für SPS |
IK = UB/RK
Der Körperwiderstand des Menschen wird mit RK = 1000 Ω angenommen. Die Berührungsspannung UB darf höchsten 50 V betragen.
Im Falle eines Körperschlusses wird die Stromstärke im Körper des Menschen wie folgt berechnet:
IK = 230 V/(RK + Rst)
Der Standortwiderstand Rst bestimmt letztendlich die Stromstärke im Körper des Menschen.
Kennlinie einer Schmelzsicherung | Kennlinie eines Leitungsschutzschalters |
Abschaltzeit: ta < 0,4 s für Betriebstromstärken < 32 A in
Endstromkreisen
Abschaltzeit: ta < 5 s für Betriebstromstärken in
Verteilerstromkreisen
Ausführliche
Informationen
Der Fehlerstromschutzschalter ist ein zusätzlicher Schutz zum
Schutzleitersystem (Schutzklasse 1). Er dient dem Personsonenschutz. Im
Fehlerfall muss der RCD innerhalb von 400 ms abschalten. Für
oberschwingungshaltige Ströme müssen besondere Fehlerstromschutzschalter (z. B. Type B) verwendet werden.
Ein Fehlerstromschutzschalter vergleicht den Strom, der in das
Betriebsmittel hineinfließt mit dem Strom der wieder zur Spannungsquelle zurück
fließt. Wenn die Differenz größer I Δn (z. B. 30 mA) ist,
schaltet er den Stromkreis ab.
Für einen Hausanschluss können mehrere Fehlerstromschutzschalter eingesetzt werden.
Bei der Überprüfung der Schutzmaßnahmen sind als erstes folgende Sichtprüfungen durchzuführen:
Mit der Messung der Schleifenimpedanz wird überprüft, ob der gesamte Widerstand einer Leitung (=Schleifenimpedanz) nicht zu große Werte hat. Wäre der Schleifenwiderstand zu groß, so würde im Fehlerfall die Sicherung nicht schnell genug oder überhaupt nicht auslösen.
Das Ersatzschaltbild der Fehlerschleife besteht aus einer Spannungsquelle und der sogenannten Schleifenimpedanz ZS. Diese Impedanz setzt sich aus der Impedanz der Transformatorwicklung, dem ohmschen Widerstand des Außenleiters und dem ohmschen Widerstand des PEN-Leiters zusammen. Sie kann näherungsweise als ohmscher Widerstand angenommen werden.
Für die messtechnische Ermittlung des Schleifenwiderstandes gibt es
besondere Messgeräte. Diese Messgeräte arbeiten nach folgendem Prinzip:
Zuerst wird die Leerlaufspannung U0 (=Quellenspannung) gemessen.
Danach wird der Außenleiter und der PE-Leiter mit einem Prüfwiderstand
RP belastet und die Spannung UP an diesem Widerstand
sowie der Strom Imes gemessen.
Aus der Spannungsdifferenz U0 – UP und dem gemessenen
Strom Imes berechnet das Messgerät den Schleifenwiderstand.
Der Isolationswiderstand muss zwischen den Leitern des Leistungskreises und dem Schutzleiter gemessen werden. Die Leitungen sind vor der Messung spannungsfrei zu schalten. Der Isolationswiderstand muss größer als 1 MΩ (Megaohm) sein. Die Messspannung muss 500 V (DC) betragen.
Das Isolationsmessgerät misst den Strom, der in der Isolation zwischen den Leitern fließt und berechnet nach dem ohmschen Gesetz aus der im Messgerät erzeugten Messspannung (U0 = 500 V DC) den Isolationswiderstand. Wenn das Isolationsmessgerät keinen Innenwiderstand hat und ein Strom von 10 µA fließt, beträgt der Isolationswiderstand 50 MΩ.
Wenn man den Innenwiderstand Ri des Messgerätes berücksichtigt, wird der Isolationswiderstand mit folgener Formel berechnet:
Riso = U0/I - Ri
Für die Prüfung der elektrischen Ausrüstung von Maschinen gibt es spezielle Messgeräte mit denen alle vorgeschriebenen Messungen durchgeführt werden können.
Messgerät | Beschreibung |
Mit dem PROFITEST 2 kann die Prüfung der
Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen in elektrischen Anlagen gem. VDE 0100
Teil 600 durchgeführt werden.
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