Hörwahrnehmung ?

Was ist eine auditive Verarbeitungs-u. Wahrnehmungsstörung ?

 

Es gibt Kinder, die offensichtlich Probleme mit dem Verstehen haben, obwohl die Ohren ganz normal hören. Meist ist schon mehrfach ein Hörtest gemacht worden mit unauffälligem Ergebnis, aber trotzdem besteht der Verdacht, daß mit dem Gehör etwas nicht in Ordnung ist. Diese Kinder können z.B. die Stimme des Lehrers schlecht aus dem Störlärm der Klasse herausfiltern, sie haben Probleme mit dem Richtungsgehör, können sich selbst kurze Sätze, Zahlenreihen oder Gedichte schlecht merken und sind oft nicht in der Lage, ähnlich klingende Wörter zu unterscheiden. Kein Wunder, daß es bei diesen Kindern auch oft zu Lese- und Rechtschreibproblemen kommt.

 

Bei diesen Kindern ist also das Aufnahmeorgan Ohr („Mikrofon“) in Ordnung, jedoch die Verarbeitung des Gehörten, die Entschlüsselung und Filterung fehlerhaft und oft nicht gut angelegt oder trainiert. Die Wahrnehmung und Verarbeitung erfolgt nicht im Ohr, sondern im Gehirn in entsprechend spezialisierten Bereichen. Man spricht bei Fehlfunktionen dieser Art dann von einer auditiven Verarbeitungs- u. Wahrnehmungsstörung = AVWS.

 

Wie kann eine AVWS festgestellt werden ?

 

Die Diagnostik ist nicht einfach und erfordert eine aufwändige Audiometrie-Einrichtung, die meist nur in Unikliniken und in einigen spezialisierten Praxen (bei Fachärzten für Pädaudiologie) vorhanden ist. Wie schon erwähnt, sollte eine Hörstörung des Ohres zuvor ausgeschlossen werden (Tonaudiogramm, Sprachaudiogramm, Otoakustische Emissionen) Der Hörnerv und Hirnstamm werden geprüft durch eine spezielle Hirnstrommessung (BERA). Weitere Untersuchungen sollten am ersten Tag nicht vorgenommen werden, da es die Kinder sonst überfordern würde. Einen Fragebogen über  die beobachteten Probleme des Kindes bekommen Sie mit. Der Fragebogen sollte ausgefüllt von den Eltern, ev. auch zusätzlich vom Lehrer, zum zweiten Untersuchungstermin mitgebracht werden. Bringen Sie auch ein Schreibheft Ihres Kindes mit, wenn eine Lese- oder Rechtschreibstörung vorhanden ist.

 

Für die Wahrnehmungstestungen ist die volle Konzentration und Aufmerksamkeit des Kindes erforderlich. Darum kann dieser zweite Untersuchungsteil nur vormittags durchgeführt werden. Das Kind sollte abends früh zu Bett gehen, und möglichst wenig fernsehen, um völlig ausgeruht zu sein. Es wird geprüft:

 

 - das Richtungsgehör

 - das Sprachverstehen im Störgeräusch

 - die Fähigkeit, gleichzeitig mit beiden Ohren verschiedene Worte aufzunehmen

 - die auditive Aufmerksamkeit

 - die Unterscheidungsfähigkeit für ähnliche Laute

 - die Hörmerkspanne und das Kurzzeitgedächtnis

 

Wie kann eine AVWS behandelt werden?

 

Falls sich bei diesen Testungen Leistungsschwächen zeigen, kann ein Rezept über ein Hörtraining (10 Behandlungseinheiten) ausgestellt werden. Diese Behandlung kann bei den meisten Logopäden durchgeführt werden. Nach der 10. Behandlungeinheit schreibt die Logopädin auf der Rückseite des Rezeptes ihren Behandlungsbericht, der von den Eltern bei der erneuten Vorstellung beim Arzt vorgelegt werden sollte. Der Arzt muß anhand seiner Untersuchung prüfen, ob eine weitere 10 malige Behandlung vorgenommen werden soll und stellt ev. ein entsprechendes Folgerezept aus. Es ist also dann eine erneute Wahrnehmungstestung vormittags erforderlich. Weisen Sie die Arzthelferin bitte bei der tel. Terminabsprache darauf hin, daß es sich um einen AVWS-Termin handelt. Mehr als 20 Behandlungseinheiten dürfen nach den Richtlinien der Gesetzlichen Krankenkassen nicht verordnet werden. Erst nach einer Wartezeit von 3 Monaten kann eine erneute Verordnung ggf. erfolgen.

 

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