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Konstruktion
oder: Lenkdrachen prima selbstgemacht
Allen die schon immer mal gerne einen eigenen Lenkdrachen konstruieren
wollten, aber sich aus Angst, dass es wohl sowieso in die Hose geht, nicht
so recht getraut haben, sei gesagt, dass es eigentlich gar nicht so schwierig
ist. Man braucht weder in Genie in Aerodynamik zu sein, noch braucht man
einen eigenen Windkanal ;-)
Insgesamt beziehe ich mich bei diesen Seiten auf das fünfteilige
Designseminar von Christoph Fokken, das in den DRAma Zeitschriften 7/97
bis 3/98 erschien.
Natürlich stellt diese Anleitung nicht viel mehr als einen groben
Überblick dar, meiner Meinung nach kommt man so aber trotzdem zu
recht braubaren Ergebnissen. Die Feinheiten in den Konstruktionsdetails
bleiben selbst den Profis noch verborgen, nicht umsonst brauchen ein Mark
Reed von Prism oder ein Tim Benson von Benson Kites einige Dutzend Prototyoen
bis zum serienreifen Drachen.
Zunächst sollten wir uns darüber klar werden, was für einen
Drachen wir bauen wollen. Denn die Entscheidung ob Trick- Präzisions-
oder Speeddrachen bestimmt schonmal die Grundlegende Form, womit wir schon
bein ersten Punkt, der Shape (Umriss) wären. Dazu nimmt man
sich erstmal ein kariertes Blatt Papier und entwirft einige Skizzen im
Maßstab 1:10
1. Shape (Umriss)
für Trickdrachen:
- große Streckung, stumpfer Nasenwinkel (a)
- mittel bis stark profilierte Leitkante (b)
- kurzer Kielstab, recht großer Abstand zum Boden (c)
- hoch ausgeschnittene, vor allem im Kielstabbereich stark konkave Schleppkante
(d)
- bauchiges Segel, relativ lange Stand-Offs (etwa 20 - 25 cm) (e)
- Stand Off's mittig bis etwas nach innen versetzt (f)
- Spannweite etwa 190 bis 230 cm (g)
Beispiele: >>
Prism Elixir, >>
HQ Obsession
Das könnte etwa so aussehen: 
für Präzisionsdrachen:
- weniger Streckung als beim Trickser, Nasenwinkel etwa 90°
- wenig profilierte Leitkante
- Kielstab geht fast bis zum Boden
- ähnlich geschnittene Schleppkante, jedoch mehr Tuch im Kielbreich
- eventuell Winglets
- Spannweite meist >220 cm
2. Segelprofil
für Trickdrachen:
- bauchiges Segel, relativ lange Stand-Offs (etwa 20 - 25 cm) (e)
- Stand Offs mittig bis etwas nach innen versetzt (f)
für Präzisionsdrachen:
- tendentiell eher ein etwas flacheres Segel, aber auch sehr lange Stand-Off's
scheinen zum Ziel zu führen.
- Stand-Off's weit auseinander, einer dicht am Kielstab, einer weit aussen.
- viel Profil im Nasenbereich, kurze obere Spreize.
3. Gestängeauswahl
Dazu gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Beim Trickdrachen sollten
es natürlich robuste, gezogene Kohlefaserstäbe sein. Um das
Gewicht braucht man sich hier keine Gedanken zu machen, da Trickdrachen
immer eine gewisse Masse haben sollten, um genug Trägheit zu entwickeln
und gut durch die Tricks zu kommen.
Präzisionsdrachen basierten früher auf 82,5 cm langen Stäben.
Als Faustformel kann man davon ausgehen, dass die typische Leitkante somit
2 x 82,5cm = 165 cm lang ist. Die untere Spreize ist ebenfalls 2 x 82,5cm
lang, Kielstab und obere Spreize zusammen sind wieder 165 cm lang.
4. Vom Blatt Papier zum Drachen
Unser nächstes Problem besteht darin, aus der zweidimensionalen
Zeichnung eine Schablone zu entwerfen, die hinterher einen dreidimensionalen
Drachen ergibt, der die gleiche Shape wie unsere Zeichnung besitzt. Sicherlich
ist hier der Computer die exakteste Möglichkeit, allerdings will
sich nicht jeder mit entsprechenden 3D CAD Programmen herumschlagen. Noch
weniger Leute haben später Zugang zu einem fürs Ausdrucken erforderlichen
Plotter.
Der Schlüssel sind die Stand-Off Längen die wir bereits im ersten
Konstruktionsschritt festgelegt haben. Zunächst zeichnet man den
Kielstab den Punkten für obere und untere Spreize.
Die Standoffs legen die Segeltiefe (also den Abstand zwischen unterer
Spreize und Schleppkante fest. Da die Standoffs senkrecht auf die untere
Spreize treffen, bildet sich ein rechtwinkliges Dreieck zwischen Spreize
Stand-Off und Segel mit den Eckpunkten Stand-Off/Spreize, Stand-Off/Segel,
Segel/Spreize. In rechtwinkligen Dreiecken gilt der Satz des Pythagoras.
a²+b²=c²
So jetzt kennen wir den Abstand, den wir in der Schablone zwischen Stand-Off-Punkt
und Kreuzverbinder abmessen müssen. Am anderen Stand-Off wird mit
der gleichen Methode der Abstand zum Spreizverbinder errechnet. Die Entfernung
zwischen Drachennase und Stand-Off-Punkt lässt sich ebenfalls mit
dem Satz des Pythagoras berechnen. Falls der Stand-Off nicht senkrecht
zum Kielstab steht, ist vorher die Berechnung der Segeltiefe beim segelseitigen
Standoffpunkt nötig. In beiden Dreiecken gilt wiederum der Satz der
Pythagoras.

So können die exakten Punkte von Stand-Off-Aufnamen und Spreizverbindern
konstruiert werden. Beim Verlauf der Schleppkante orientiert man sich
an den Skizzen.
Wenn man noch mehr Punkte auf der Schleppkante konstruiren möchte,
bedient man sich am einfachsten bei den Winkelfunktionen. Für das
Dreieck zwischen unterer Spreize und Segel gilt
cos(alpha)=b/c
c ist aus den vorherigen Berechnungen bekannt, mit b eingesetzt berechnet
man alpha
alpha=arc cos(b/c)
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