Arbeitsgemeinschaft Schleiereulenschutz im Altkreis Minden
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Eule



Die Schleiereule (Tyto alba)



Die Schleiereule (Tyto alba) ist ein weitverbreiteter Landvogel. Ihre über 30 Unterarten besiedeln Teile der westlichen Paläarktis (nahezu ganz Europa, ausgenommen Norwegen, Schweden und Finnland), die südliche Nearktis (USA und Mexiko), die Neotropis (Südamerika), die Äthiopis (Mittel- und Südafrika) sowie die Orientalis (Indien, Thailand, Myanmar Birma, Laos, Vietnam, Malaysia, Indonesien und die Philippinen) und die Australis (Australien und Ozeanien). Sie meidet somit lediglich die extrem nördlich gelegenen Gebiete (in Nordamerika kommt sie bis Vancouver vor, in Nordeuropa bis Dänemark bzw. Schottland) und sehr hoch gelegene Areale (in den Alpen kommt sie beispielsweise so gut wie gar nicht vor).

Bestände:

In Europa besiedelt die Schleiereule waldarmes Kulturland mit kleineren Dörfern und tritt nahezu ausschließlich als Kulturfolger auf. Daher sind ihre Bestände in den vergangenen Jahrzehnten drastisch zurückgegangen, denn ihre bevorzugten Brutplätze, der englische Name, "Barn Owl", was so viel heißt wie Scheuneneule, weist darauf hin, sind alte Scheunen. In ihnen sind sie Schleiereulen mit Dunensowohl gut versorgt, einige Scheunen haben auch heute noch Heuböden auf denen sich auch Mäuse sehr wohl fühlen, als auch geschützt. Auf Grund der modernen Bauweise gab es nur noch wenige geeignete Brutplätze, da die heutigen Häuser und Scheunen durchgehend nach außen hin geschlossen sind, hauptsächlich durch sinnvolle Wärmeisolation. Aber selbst unisolierte Hallen und Scheunen weisen nur selten geeignete Öffnungen auf. So haben auch die meisten Kirchengemeinden ihre Kirchtürme (verständlicherweise) verbrettert um die "Ratten der Luft", also Tauben, aus ihren Glockentürmen zu verbannen. Ungewollt haben sie damit aber auch die Schleiereule vertrieben. Dabei sind Kirchtürme ein sehr geliebter Brutplatz für die "Kerkuil", wie sie im niederländischen folglich zurecht genannt wird. Aus demselben Grund weisen auch die angesprochenen Hallen und Scheunen keine geeigneten Einfluglöcher mehr auf, da diese ebenfalls zugenagelt wurden oder bei der veränderten Bauweise nie vorhanden waren. Aber auch die Veränderung in der Landwirtschaft, vor allem das Verschwinden der Knicks (norddeutsch: große Hecken aus Sträuchern und kleinen Bäumen zwischen Feldern, auch Feldraine genannt) als Schlafplatz und Jagdrevier und der Gebrauch von Pestiziden, ließen die Bestände schrumpfen. Ein weiteres Problem ist die "Verdrahtung der Landschaft" durch Strom- oder Telefonleitungen und Weidezäune. Und nicht zuletzt der Straßenverkehr stellt für die Jäger eine Gefahr dar. In kalten Wintern mit einer dichten Schneedecke gibt es große Verluste, da die Schleiereule Mäuse ab einer gewissen Schneehöhe nicht mehr orten, geschweige denn greifen, kann.


Inzwischen haben sich die Bestände in den meisten Gebieten, hauptsächlich durch den Einsatz ehrenamtlicher Naturschützer, stabilisiert. So betreut die "Arbeitsgemeinschaft Schleiereulenschutz im Altkreis Minden" inzwischen weit über 250 Brutkästen im Altkreis Minden und Umgebung. Die gesamte Anzahl der Kästen in diesem Gebiet dürfte aber weitaus höher sein. Die 2005 knapp 500 beringten Jungvögel sprechen für einen deutlichen Erfolg dieser Arbeit und lassen auf eine vollständige Erholung der Bestände hoffen.




Aussehen:Schleiereule

Das auffälligste an der Schleiereule ist wohl ihr herzförmiger Schleier, dem sie auch ihren (deutschen) Namen zu verdanken hat. Die immer dunkeläugige Schleiereule wird etwa 34 cm lang Feder einer Schleiereule (Tyto alba guttata) (Von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze gemessen) und erreicht eine Spannweite von 90-98cm. Der Rücken der Schleiereule ist meist rot-braun gefärbt und mit grauen Bereichen sowie hellen Flecken versehen. Ihr Bauch ist meist wie ihr Schleier sehr hell aber mit dunklen Flecken übersäht. Hier kann zwischen den Unterarten differenziert werden; Tyto alba alba hat rein weißes Bauchgefieder (alba=weiß) und Tyto alba guttata hat eine gefleckte Unterseite (guttata=getropft). Tyto alba alba tritt in Südwesteuropa sowie in Großbritannien und auch Irland, guttata vor allem in Mittel- und Südosteuropa auf. Das Weibchen ist meist etwas größer und schwerer als das Männchen (400g, 300g) und ein wenig dunkler. Der Schnabel der Eule ist blassgelb.



Brut:

Die Schleiereule brütet ab Mitte April, je nach Wetter- und somit Versorgungslage aber auch erst im Juni, wobei sie schon im Spätwinter am Brutplatz anzufinden ist und sich gegebenenfalls schon auf Partnersuche befindet. Im Jahr 2007 konnten wir die ersten Jungvögel schon Anfang April registrieren, die Brut muss also schon sehr viel früher als normal begonnen haben. In unseren Gefilden ist sie zwar das ganze Jahr anzufinden, sie hält sich jedoch nicht immer an ihrem Brutplatz auf.

MäusevorratSind im Nistkasten ein bis drei Mäuse anzufinden, ist es wahrscheinlich, dass dort ein Schleiereulenmännchen um ein Weibchen wirbt. Die Mäuse sind ein "Hochzeitsgeschenk", welches dem Weibchen zeigt, ob das Männchen ein geeigneter Partner ist. Schließlich muss es sie während der gesamten Brut mit Nahung versorgen. Liegen bereits deutlich mehr Mäuse im Kasten, wie auf dem Bild, so ist die Paarung sehr wahrscheinlich schon erfolgt und der Beginn der Eiablage steht kurz bevor.
Die Mäuse sind ein Vorrat für das Weibchen, dass während des Brütens nur sehr selten und für kurze Zeit die Eier verlassen kann. Das Bild konnten wir bei einer Nistkastenkontrolle im Mai 2007 aufnehmen. Auch hier gingen wir davon aus bald Jungvögel anzufinden.Ältere Jungvögel Diese Vermutung wurde wenige Wochen später bestätigt.

Die Schleiereule legt zwischen drei und acht kalkweiße Eier, es können in Ausnahmefällen (bei sehr hohem Nahrungsangebot) aber auch bis zu 15 sein. Die Eier werden mit zwei Tagen Abstand gelegt, so dass sich manchmal erhebliche Altersunterschiede ergeben. Nach etwa zwei Monaten sind die Jungvögel flügge.
Die Jungvögel verlassen dann häufig schon den Kasten oder Brutplatz und halten sich in dessen Nähe auf. Dort werden sie weiterhin von den Altvögeln gefüttert und sind nicht hilflos, wie häufig angenommen wird. Schleiereulen sind in diesem Alter schon voll flugfähig und daher keineswegs hilflos, sie können im Zweifelsfall ohne weiteres in den Kasten zurückgesetzt werden - Schleiereulen werden nicht verstoßen, wenn sie nach Mensch riechen. Auch bei anderen Eulenarten kann dieses Verhalten immer wieder beobachtet werden und wird als Ästlingsstadium bezeichnet. Waldkäuze sind in diesem Alter noch nicht unbedingt flugfähig, aber in der Lage sich in Sicherheit zu bringen, bzw. sich zu verstecken. Die Eulen müssen daher nicht vom Menschen "gerettet" werden.

Im Jahr 2007 verfolgten wir die Brut eines Schleiereulenkastens mit Hilfe einer Kamera. Die Ergebnisse können sie im "Tagebuch" nachlesen!



Gewölle:

GewölleGewölle oder auch Speiballen sind länglich-runde, etwa 3-5cm lange, schwarze Ballen, die von Schleiereulen hochgewürgt werden. Sie bestehen hauptsächlich aus dem Fell von Mäusen und deren Knochen, sowie anderen unverdaulichen Bestandteilen der Beutetiere. Dadurch ist es mit Hilfe von ihnen möglich relativ genaue Angaben über das Jagdverhalten und die Beutearten zu machen.


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